Review

„Bananen... Bananen!“

Inspiriert vom naiven britischen Monsterfilm „Trog – Das Ungeheuer“ (Regie: Freddie Francis) aus dem Jahre 1970 debütierte US-Regisseur John Landis („American Werewolf“) drei Jahre später mit dem Lowest-Budget-Film „Schlock – Das Bananenmonster“, mit dem er eben solche Filme – und mehr – parodierte und für ihn höchstpersönlich ins Menschenaffenkostüm schlüpfte.

„Knochen... Blut... Bananen!“

In Kalifornien treibt der „Bananenmörder“ sein Unwesen, der so genannt wird, weil er stets etliche Bananenschalen am Tatort zu hinterlassen pflegt. Während die Polizei keinerlei Anhaltspunkte hat und TV-Reporter Joe Putzman (Eric Allison, „The Cremators“) die Vorgänge boulevardesk ausschlachtet, kommt Professor Shlibovitz (Emile Hamaty, „Heiße Spuren“) dem Rätsel auf die Spur: Ein Schlockthropus, das bisher fehlende evolutionäre Glied in der Kette von der Affen- zur Menschwerdung, hat Jahrmillionen in einer Höhle überdauert, verbreitet nun Angst und Schrecken und sorgt für Leichen und Chaos. Doch wie ist der prähistorischen Kreatur beizukommen?

Dass es sich beim Ungeheuer um besagtes fehlendes Glied handelt, entlehnte Landis direkt aus „Trog“. Im Intro stellt er seinen Film entwaffnend frech in eine Reihe mit echten Klassikern. Ungewöhnlicherweise zeigt er die Kreatur sofort seinem Publikum, statt dessen Enttarnung etwa aus dramaturgischen Überlegungen heraus lange hinauszuzögern. Ebenfalls direkt zu beginn wird deutlich, dass „Schlock“ keine reine Filmparodie ist, sondern auch die US-Gesellschaft ihr Fett wegbekommt. So ist Joe Putzman eine überzeichnete Karikatur eines pietätlosen, amoralischen Sensationsreporters, der live vom zuvor ein Form einer langen Kamerafahrt über ein ganzes Leichenfeld veranschaulichten Tatort berichtet und ein Quiz aus Leichenteilen veranstaltet. Auch die Polizei wird veralbert, indem sie nicht nur als trottelig und unfähig, sondern ebenfalls als wenig ethisch vorgehend dargestellt wird.

Klamaukig wird’s, wenn die Namen der Mitglieder einer Teenager-Clique allesamt mit dem Buchstaben B beginnen, schließlich befindet man sich in einem B-Movie… Auch Slapstick ist Landis nicht fremd und wird mitunter überstrapaziert. Der bald hinzugezogene Professor Shlibovitz holt ziemlich weit in seinen Ausführungen aus, bis sich der Schlock schließlich zu erkennen gibt und einige weitere Leute killt. Ein Subplot um die blinde Mindy (Eliza Garrett, „Animal House“) wird etabliert, die sich mit Schlock anfreundet (und ihn für einen Hund hält). Dass sie eine Augen-OP erhält, um wieder sehen zu können, ist der Beziehung zwischen den beiden nicht unbedingt zuträglich. Schlock wird auf Mindys Freund Cal (Charles Villiers) eifersüchtig, ansonsten aber auch immer mal wieder für einen Menschen gehalten – wie generell die Reaktionen der Menschen auf ihn je nach Klientel höchst unterschiedlich ausfallen. So schafft er es sogar ins Kino, wo „Mördersaurier“ und der „Blob“ laufen. Nachdem er einen kleinen Jungen dort freundlicherweise aufs Klo begleitet, wird‘s meta – im Kino läuft die legendäre „Blob“-Kinoszene. Damit nicht genug: Ebendort läuft im Anschluss – wenn mich nicht alles täuscht – „Trog – Das Ungeheuer“.

Filmparodistisch knöpft man sich u.a. den für Parodien so dankbaren „2001“ vor und beackert die Frankensteins-Monster-mit- Kind-Sequenz. Schlock wiederum nimmt einerseits ein Auto auseinander, teilt andererseits Kuchen mit Kindern und spielt zusammen mit einem Meisterpianisten Klavier. Sein Love Interest Mindy sucht er auf einem Schulball auf und am Schluss rückt, wie so oft im klassischen US-Monsterfilm, das Militär an. Die in Anlehnung an die „King Kong“-Fortsetzung „Son of Kong“ in Aussicht gestellte Fortsetzung „Son of Schlock“ kam nie und dürfte auch nicht ernsthaft geplant gewesen sein.

Landis‘ Film ist, wie bereits am Titel unschwer erkennbar, ein Schlock Movie, eine frühe Bezeichnung für so etwas wie unterhaltsamen Trash. Er ist bewusst auf billig getrimmt, wobei das von Rick Baker gestaltete Affenkostüm dafür wiederum ziemlich gut gelungen ist. So spaßig das Bananenmonster für ein cinephiles und entsprechend bewandertes Publikum auch ist, ohne Kenntnis der parodierten Filme funktioniert es nur bedingt. Zudem dient die Handlung hier in erster Linie dazu, den Gags und Persiflagen eine Art Gerüst zu verleihen, und folgt ansonsten nur leidlich dramaturgischen Konventionen. Die Gewalt ist cartoonesk und nie ernstzunehmen, dennoch passen die Morde nur schwerlich zum weitestgehend harmlosen Rest des Films. Am stärksten punktet „Schlock“ daher mit seiner in Teilen bis ins Absurde übersteigerten Gesellschaftskritik, für die diese Art anarchischen Indie-Kinos vortrefflich geeignet ist.

Letztlich ist „Schlock“ für seinen Humorgehalt als abendfüllender Spielfilm aber einfach zu lang, um über die volle Distanz prächtig zu unterhalten. Dies schienen auch Landis & Co. erkannt zu haben, die für ihren nächsten Film „Kentucky Fried Movie“ wesentlich kürzere, dafür pointiertere parodistische Episoden ausarbeiteten.

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