In einem Museum passieren ja selten spannende Dinge und Peter Hyams versuchte 1997, dieser Erkenntnis etwas entgegenzusetzen.
Nun, Peter Hyams, der sich ja hauptsächlich in seiner Karriere dem Spannungsfilm verpflichtet fühlte, ist ein Regisseur, dem ja nie so ein richtiger Kracher glückte. Dabei arbeitete er mit Harrison Ford, nachdem dieser als Han Solo zum Superstar geworden war, mit Sean Connery, Michael Douglas, Gene Hackman, Arnold Schwarzenegger - an Vertrauen seitens Hollywoods hat es nie gemangelt, aber ein Hit, vielleicht sogar ein stilbildender, war nie wirklich dabei.
Aber, und das muss man auch erstmal schaffen, so richtige Fehlschläge kann man Hyams auch nicht vorhalten und die Kassenergebnisse stimmten dann soweit, dass man ihm weiter Projekte anvertraute, die eine technisch versierte Hand benötigten. Spätestens auf dem Videomarkt spülten Hyams Action-Vehikel das Geld zuverlässig auf die Konten der Produktionsfirmen. Das waren dann in den Neunzigern in erster Line die Van-Damme-Hits „Timecop" und „Sudden Death", die gut Kasse machten und qualitativ das obere Ende der Qualitäts-Skala Van Dammes markieren. Der Regisseur hatte definitiv seine Nische in Hollywood gefunden, die ihn zuverlässig mit Aufträgen versorge.
„Das Relikt" war dann 1996/97 seine nächste Arbeit und ordnet sich ebenso bereitwillig in die Sparte der Filme ein, die man zwar nicht gesehen haben muss, die aber eben auch keine Zeitverschwendung, beziehungsweise für Genrefreunde eine Empfehlung wert sind.
Die Spielwiese des Monsterhorrors hat ja einige Klassiker im Angebot, die Genrestandards gesetzt haben. Da wären zum Beispiel „Der weiße Hai", „Alien" oder auch die Klassiker „Der Schrecken vom Amazonas" und „Tarantula", die eine Kreatur auf die Menschen in einer grundsätzlich überschaubaren Umgebung loslassen. An die Bedeutung dieser Filme kommt „Das Relikt" nicht heran, aber die Genrekonventionen werden sorgfältig abgearbeitet und bedient, so dass man eher vergnügliche eineinhalb Stunden verbringt.
Das Setting im Museum wird für stimmungsvolle Bilder genutzt, die Musik ist effektiv, aber ohne erkennbare Thematik und der Blutgehalt ist nicht mehr familienfreundlich, jedoch erfreulich zurückhaltend. Ein für das Subgenre neuer Aspekt ist die Belagerungssituation im größeren Stil, die das bisherige Maß der Bedrohung einer Gruppe von Menschen auf begrenztem Raum um eine Art Geiselsituation erweitert. Gewissermaßen bringt Hyams hier durch einen eingeschlossenen Bürgermeister etwas „Sudden Death" mit ein, was natürlich keine innovative Komponente ist, jedoch das inhaltliche Gesamtkonzept um hierarchisches Gerangel erweitert und der Heldenfigur des Cops, Tom Sizemore in einer seltenen Hauptrolle, etwas mehr Schärfe verleiht, wenn er sich gegenüber den typischen ebenso unwissenden wie unsympathischen Vorgesetzten rüpelhaft und daher selbstlos durchsetzen muss. Na gut, das könnte man jetzt auch mit Chief Brody vergleichen...
Man kann aber festhalten, dass sich das Drehbuch Mühe geben möchte und versucht, seine Figuren einigermaßen auszuleuchten und das ist im Horrorbereich eben keine Selbstverständlichkeit. Allerdings hat man dabei Penelope Ann Miller, die ja immerhin den Cast namentlich anführt, leider etwas vergessen. Dabei erinnert mich ihr Gesicht irgendwie immer an Sigourney Weaver, aber eine Power-Rolle wie Ellen Ripley ist das hier definitiv nicht, auch wenn man sich mit vergleichbaren Mitteln zur Wehr setzt. Dafür wäre Miller aber mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten schlicht überfordert gewesen.
Das teils computergenerierte, teils mit Creature-Effects zum Leben erweckte Ungetüm sieht nicht so wirklich erschreckend aus und hat so etwas rundlich Niedliches, das aber in der Formsprache typisch für die Neunziger ist. Irgendwo zwischen Nashorn, Echse und Säbelzahntiger angelegt, hat man dann noch bei „Predator" geklaut und das ganze Konzept will irgendwie nicht aufgehen. Vielleicht hat Stan Winston, dessen Arbeit ich immer schätze, hier Reste aus "Jurassic Park" zusammengeklebt. Letztlich hätte man in den Dezimierungsszenen wesentlich mehr im Dunkeln agieren können, was wohl deutlich mehr Spannung erzeugt hätte als einige der nicht gut gealterten, aber eben auch zeittypischen Monsterdarstellungen.
Fazit
„Das Relikt" ist solide Durchschnittsware, die dem Genre verpflichtet ist und handwerklich meist sauber umgesetzt wurde. Die Darsteller sind ebenso wenig Meister ihres Fachs wie Totalausfälle und es gibt so gesehen wenig zu meckern. Loben will man aber auch nicht wirklich, dafür ist der Film insgesamt einfach zu einfallslos und schafft es nicht, über das Bedienen von Genrekonventionen hinaus eigene Akzente zu setzen. Für Freunde des Genres ist der Film eine Empfehlung wert, alle anderen sehen einen nur leidlich spannenden Film, der aber immerhin mal wieder Lust auf die Klassiker macht.
Wer spannenden und runden Monster-Horror aus den Neunzigern sehen möchte, dem empfehle ich "Tremors", der den Spannungsaufbau des Subgenres insgesamt gelungener und unterhaltsamer variiert.