Dem passionierten B-Movie-Fan sind die Machwerke des Independent-Labels Royal Oaks nahezu durchweg als klar unterdurchschnittliche Machwerke bekannt. Daran ändert auch „Surface to Air“ nichts. Obwohl Royal Oaks-Mitbesitzer Andrew Stevens, der mit Franchise Pictures und dem damit verbundenem Bestreben nach Kinoformaten vor nicht allzu langer Zeit ja fürchterlich auf die Fresse flog, sich dank freiwilliger Zahlungen aber noch sehr glimpflich aus der Affäre ziehen konnte, hier als Produzent tätig war. Es ist eben einfach kein Geld da gewesen, um mehr als ein wenig Stock Footage einzukaufen und die recht bekannten Gesichter zu finanzieren.
Erschwerend dazu gesellt sich ein Plot vom Reißbrett, der so oder ähnlich einfach zu oft Anwendung in diesem Milieu findet und auch nicht durch einen halbherzigen Bruderkonflikt aufgewertet werden kann. Marine Zach (Michael Madsen, „Reservoir Dogs“, „Species“) und Kampfpilot Dylan Massin (Chad McQueen, „New York Cop”, „Firepower”) sind Halbbrüder, die sich in ihrem ganzen Leben nicht ausstehen konnten und nach etlichen Jahren vom Zufall zusammengeführt werden. Ausgerechnet auf einem Flugzeugträger, der Richtung Irak schippert, weil die Turbanträger mal wieder Terror machen. Nun ist Zach zufällig der Anführer einer Rettungseinheit, falls ein Pilot über feindlichem Gebiet abgeschossen wird... Wir ahnen was kommt...
Rodney McDonald („Steel Sharks“, „Sonic Impact“), hier gleich aus Regisseur und Drehbuchautor tätig, inszeniert „Surface to Air“ soweit optisch ordentlich. Vor allem bezüglich der Sets ist man von Royal Oaks doch ganz andere Kaliber gewohnt. Das Problem ist nur, dass die einzigen Schauwerte des Films im Grunde aus Stock Footage bestehen. Wenn es eine Militärdokumentation über Flugzeugträger und Kampfflugzeuge werden sollte, wäre das ja noch akzeptabel, aber so stört der massive Einsatz von Archivmaterial schon.
Zudem braucht der Streifen immensen Anlauf, bevor er dann mal endlich so was wie Action präsentiert. Da werden die Brüderkomplexe auf das Ausführlichste breit getreten und hohe Militärs rätseln vor sich hin, was der abtrünnige Iraki da in der Wüste überhaupt ausbaldowert *gähn*. Auch wenn dann später die ersten Luftkämpfe einsetzen, man an Fallschirmen Richtung (ganz eindeutig nicht irakischem) Boden schwebt und vor den Saddams Truppen flüchtet, will nicht ansatzweise Unterhaltung aufkommen. Die Flucht nebst Rettungsmission ist so was von unspektakulär und langweilig gefilmt, dass getrost die Vorspultaste zu Hilfe genommen werden kann. Man kann förmlich die Liste vor sich sehen, die McDonald abzuharken hat: Ausrüstung verloren (Weste weggerissen, ich lach mal herzlich. Von wem denn?), Knöchel verstaucht (So was von obligatorisch..), Gefangen genommen (Was sonst?), anschließende Rettung (Ne, echt?)
Der hier reichlich lustlos und wie üblich mit zusammen gekniffenen Augen angepisst dreinschauende Michael Madsen und ein etwas zu fülliger, talentloser Chad McQueen (hier auch Co-Produzent), bei dessen Anblick sich sein Vater Steve mit Sicherheit im Grabe umdrehen würde, wissen hier auch nichts zu reißen. Ergänzend sei noch erwähnt, dass William Shatners Tochter Melanie zu einer ihrer seltenen (und das ist auch gut so) Filmauftritte kommt und Greg Collins, der einigen wohl aus etlichen Cameos (u.a. gern bei Michael Bay) bekannt sein dürfte, nicht über einen kurz gehaltenen Schreibtischjob hinauskommt.
Nein, einen Totalausfall stellt „Surface to Air“ nicht dar, ein gutes Genreprodukt allerdings auch nicht. Rodney McDonald verstand es immerhin mit seinem Budget hauszuhalten und fabriziert deswegen einen manchmal etwas zu komplizierten B-Actioner, der im Grunde das ganze Geplänkel rund um die höherrangigen Militärs und die Operationszentrale sich hätte sparen können und stattdessen eine reißerische Dauerflucht vor den Irakis, die hier mal wieder astreine Klischees zum besten geben, abziehen hätte können. Nun ja, sollte eben nicht sein.
Fazit:
Langweilige B-Kost, nicht ganz von der Rolle, über die Stock Footage-Schauwert aber leider auch kaum hinaus kommend. Die Darsteller sind solide B-Liga, der Plot formelhaft, vorhersehbar und zudem wenig spannend und die Inszenierung budgetbewusst. Rodney McDonald holt schon das Optimum raus, denn mehr war einfach nicht drin. Wie so oft bei Royal Oaks...