Es gibt ja auch im Bereich gepflegter Actiongülle unterschiedliche Budgetklassen, an deren oberen Ende sich Produktionen wie MILLENNIUMs Van Damme- und Seagal-Vehikel oder die Pendants von FRANCHISE halten, am unteren Ende findet man Heuler wie die CineTel- oder PHOENICIAN-Produktionen von Fred Olen Ray oder Jim Wynorski, die wahrscheinlich für deutlich weniger als 1Million US$ runtergekurbelt werden.
Oliver Gruner, der kickboxende Ex-Franzose mit Gesichtsverhärtung, verdingte sich bisher zumeist in Produktionen der unteren bis mittleren Preisklasse und hat mit NEMESIS, MERCANARY oder TNT ja auch schon einige recht aufwändige und sehr vergnügliche B-Actioner mit seinem zweifelhaften Talent veredelt. Darum dachte ich auch unbesehen bei einer Doppel-DVD zugreifen zu können, die auf einer Disc den mir bis dato unbekannten Gruner-Streifen POWER ELITE beinhaltete, wobei der Name vielleicht schon eine Warnung hätte sein sollen.
Nun, POWER ELITE möchte großes Kino sein, wir haben einen Plot, der so spektakuläre Sachen bietet wie die Explosion der Air Force One, die Entführung des Präsidenten, Einsatz von Navy Seals, die Bedrohung Amerikas durch einen Supervirus, Hubschrauber- und Jagdfliegereinsatz, und dazu gibts einen hochgezüchteten Elitefighter mit phantastischen Kampfkünsten, der die Situation Steven Seagal-like handlen darf.
Schade, dass für diese famose Geschichte von Produzent David Huy und seiner Firma CineExcel offensichtlich ein Budget bereitgestellt wurde, welches selbst ein HARTZ IV-Opfer noch mitleidig schmunzeln ließe. Dementsprechend ist das fertige Resultat derart jämmerlich, dass es einem schier unglaublich erscheint. Ein Vergleich dieses im wahrsten Sinne des Wortes amateurhaft runtergekurbelten Machwerks auch nur zu den billigsten Actiongülle-Vertretern verbietet sich, POWER ELITE spielt in einer ganz anderen Liga, dort, wo sich vielleicht auch Andreas Bethmanns filmischer Auswurf fröhlich tummelt. Allerdings, auf Blut darf man trotz 18er Freigabe nicht rechnen, das wäre wahrscheinlich viel zu teuer gekommen, Trefferwirkung gibts also nie zu sehen.
In der Praxis sieht der Film folgendermaßen aus:
Unser Held schleicht sich immer schön nah an der Kamera durch Kulissen, die wahlweise aus Gerümpelkammer mit Kartons, Heizungskeller oder fast leerem Universalraum, der durch sparsamen Requisiteneinsatz der Situation angepasst wird, bestehen. Die Phasen zwischen diesen Close-ups werden im Allgemeinen mittels Stock-Footage bestritten, mal von fahrenden Autos, startenden Flugzeugen und Hubschraubern oder schicken Luftaufnahmen. Durch Überblendungen wird völlig erfolglos versucht, eine Verbindung zwischen diesen Szenen herzustellen. Gelegentlich darf dann das Ein-Mann-CGI-Team in die Trickkiste greifen und z.B. Explosionen auf die Stock-Footage-Aufnahme der Air Force One legen, ein Effekt, der wirklich zum Brüllen ist. Nicht immer aber werden Effekte so aufwändig erstellt, die finale Explosion wird beispielsweise durch eine Extrem-Close-up auf ein eher kläglich züngelndes Flämmchen herbeigezaubert, was von Explosionsgeräuschen begleitet wird.
Meister Gruner himself ist natürlich für die Kampfkust zuständig, er kämpft und choreografiert sich selber, und die Fights sind dann auch das Beste am Film, sie sind trotzdem beschissen und langweilig, wenigstens machen sie sich ziemlich rar.
Kongenial wird das Onscreen-No-Budget-Spektakel von billigst klingendem Public Domain-Krach musikalisch untermalt, so dass man also auch mit geschlossenen Augen immer einen Eindruck von der Güteklasse des Geschehens vermittelt bekommt.
Um gerecht zu bleiben, es gibt auch zwei positive Aspekte zu vermelden, erstens benutzt der Film zwar wie schon angesprochen massivst Stock-Footage, klaut aber wenigstens seine Spektakelszenen nicht aus Big Budget-Teilen, wie man es ja bei CineTel & Co. gerne tut, zweitens bemüht sich der Regisseur, die dröge Homevideo-Optik seines filmischen Rohrkrepierers durch Weichzeichner und einige gelungene Einstellungen aufzupeppen.
Ach ja, das schändlich schlechte Spiel der Darsteller fällt durch den verkorksten Rest gar nicht übermäßig auf.
Fassen wir zusammen, POWER ELITE bietet wenig schlechte Action, die mit noch viel weniger Budget und Talent zu einem Möchtegern-Film zusammengeschustert wurde, bei dem rein gar nichts stimmt. Von der Ästhetik her wartet man als Zuschauer eigentlich jede Minute darauf, dass sich die Gesellen und Gesellinnen auf dem Bildschirm nackig machen und zu ficken anfangen, aber selbst das hat POWER ELITE nicht zu bieten.
Der Regisseur dieses Werkes, ein gewisser Carribou Seto, hat übrigens seit diesem seinem Debüt noch 2 weitere Werke gedreht, sein neuestes namens SWAT: Warhead One auch wieder mit Oliver Gruner. Also, wer auf den Geschmack gekommen ist...