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"Formicula" hat sich filmhistorisch einige Verdienste erworben, indem hier zum ersten Mal sehr plakativ auf die Gefahren von Atomtests in der Wüste von New Mexiko hingewiesen wurde und damit Filme von "Godzilla" bis hin zu "The Hills have Eyes" beeinflusst wurden. Natürlich untermauerten die hier dargestellten Auswirkungen noch keine Ideologie, die grundsätzlich diese Tests in Frage stellte, sondern spiegelten vordergründig die Ängste der Menschen vor modernen Technologien wider.

Dadurch entstand ein merkwürdiger Zwitter, der heute ein wenig naiv wirkt. So wird zwar regelmäßig die übergroße Gefahr für die Menscheit hervorgehoben, die sich aus den unbekannten Auswirkungen von Atomtests auf die Umwelt speist, aber es halten sich eine Vielzahl von Menschen mitten in den verseuchten Gebieten auf, als betrüge die atomare Halbwertzeit gerade mal ein paar Jahre. An der Besetzung mit damals eher unbekannten Darstellern und einem soliden ,aber nicht erstklassigen Regisseur Douglas erkennt man, daß Warner Brothers zwar ein gutes Gespür für damals aktuelle Themen hatte, aber die B-Picture-Produktion auch nicht an die große Glocke hängen wollte.

Denn dafür waren die hier vertretenen Thesen - trotz vieler interessanter wissenschaftlicher Begründungen - zu gewagt und zu laut sollte die Kritik an den Atomtests auch nicht ausfallen. Nicht verwunderlich ist es deshalb, daß die Armee zuletzt entscheidend eingreift und auch die sonstigen Helden alle aus staatstragenden Institutionen wie der Polizei und dem FBI kommen. McCarthy wird also kaum Ansätze zur Kritik gehabt haben, aber deshalb ist "Formicula" doch recht komplex und auch aus heutiger Sicht nicht im geringsten peinlich, denn auf patriotisches Pathos oder us-amerikanische Selbstbeweihräucherung wird hier gänzlich verzichtet, sieht man mal davon ab, daß sämtliche Institutionen hier sehr professionell ihren Job tun - nur verzichten sie dabei auf verbale Betonungen und die Protagonisten kommen auch nicht immer heil davon.

In Sachen Spannungsaufbau ist "Formicula" sehr gelungen und die Story entwickelt für Erstseher eine erstaunliche Dynamik, da besonders die Wüstenbilder atmosphärisch sehr dicht sind, der Film geschickt mit Geräuschen arbeitet und den Betrachter lange im Unklaren darüber beläßt, wer für die Morde zuständig ist. Selbst nach der Aufklärung der Ursache behält der Film noch eine erhebliche Spannung, die sich auch deshalb steigert, weil die Gefahr von der menschenleeren Wüstenlandschaft in das dicht besiedelte Los Angeles wechselt. Zwar wirken einige Szenen in ihrer Machart aus heutiger Sicht recht altmodisch, etwas das aber keineswegs für die Schwarz-Weiß Bilder gilt, die im Gegenteil die Endzeitstimmung fördern und verhindern, daß die "Spezialeffekte" aus heutiger Sicht zu trashig herüber kommen.

Fazit : B-Picture ,daß genau die Stärken dieser Gattung nutzt. Zwar fehlen hier große Stars und damit auch gezielte Identifikationen, aber "Formicula" entwickelt sich als unprätentiöser ,in seinem Pathos fast cooler Film, der sich auf die Schilderung der Gefahr beschränkt und dem Kampf der Menschen dagegen.

Der Spannungsaufbau ist sehr gelungen und kann über die gesamte Laufzeit aufrecht erhalten werden, gerade weil die konkrete Darstellung der Bedrohung zeitlich begrenzt ist. Dadurch entsteht eine auch heute noch überzeugende Endzeitstimmung, die nur in der Betonung der Gefahr vor der atomaren Verseuchung die pathetische Keule schwingt. Und damit - trotz aller ausgewogenen Schilderung - genau den kritischen Freiraum nutzt, den man in einem B-Picture damals noch hatte (7/10).

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