Das 17. Jahrhundert war für Rothaarige kein Zuckerschlecken. In einem deutschen Dorf waltet der Hexenjäger Albino (Reggie Nalder) seines Amtes, was eher einer Schreckensherrschaft als christlichen Diensten gleichkommt. Willkürlich ernennt er junge Frauen zur Hexe, um diese vergewaltigen und foltern zu können. Doch nun sollen andere Zeiten anbrechen: der oberste Richter Lord Cumberland (Herbert Lom) hält Einzug in das Städtchen. Er leitet von nun an die Hexenprozesse und verlangt Anklageschrift und, dass den Hexen der Prozess gemacht wird. Doch schon bald kristallisieren sich auch in seiner Vorgehensweise Willkür und Menschenhass heraus…
HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT zeigt auf illustere Weise auf, wie es im streng katholischen Mittelalter gewiss auch hierzulande wirklich zuging. Für viele diente der „Hexenhammer“ als Leitfaden zur Auslegung, wie eine Hexe auszusehen und sich zu verhalten hatte. Dass es aber stets Rebellische, Aufmüpfige, Andersartige, Freidenker oder psychisch Kranke waren, die der Hexerei angeklagt und sehr oft auch hingerichtet wurden, ist heute allgemein bekannt. Der Film schildert anhand mehrerer Beispiele, dass die Angeklagten im Grunde keine Chance hatten. Einmal als Hexe verschrien, war man verloren und wurde geächtet. Leugnete man eine Hexe zu sein, wurde man gefoltert. Gab man es dann unter Qualen zu, sah dies die Obrigkeit als Beweis zur Urteilsvollstreckung an. Auch schien die Bezichtigung der Hexerei für die Kirche ein lukratives Mittel zu sein, sich Gegner aus dem Weg zu schaffen und sich dem Besitz anderer einzuverleiben. Wie die Kreuzzüge also eher kein so glorreiches Kapitel in der Geschichte des Christentums.
Der im damaligen Westdeutschland produzierte HEXEN BIS AUFS BLUT GEQUÄLT liefert also eine überaus adrette 70er-Jahre-Vorstellung vom Mittelalter ab, also so ein bisschen schwuchtelig-tuckig eben ähnlich einem tschechischen Märchenfilm, inklusive Spitzhüten, Dirndln und engen Miedern. In den Hauptrollen glänzen Schauspieler wie der diabolische Herbert Lom, Pferdegesicht Herbert Fux als wahrlich über alle Maßen fieser Folterknecht und ein blutjunger Udo Kier in der Rolle des gelehrigen Schülers Christian, der hin und her gerissen ist zwischen der Treue zu seinem folternden und mordenden Herren und den logischen Argumenten des Pöbels und sich in seiner Definition von Gerechtigkeit erschüttert fühlt. Fürs Auge gibt es viele hübsche 70er-Jahre-Schauspielerinnen, die heute natürlich kaum mehr jemand kennt.
Darüber, wie den Hexen der Prozess gemacht wird, kann man freilich nur schmunzeln, hätte sich nicht alles so oder zumindest so ähnlich tatsächlich zugetragen. Unter Folter werden Geständnisse erzwungen. Zum Einsatz kommen Daumenschrauben und Streckbank, mit blankem Arsch wird auf Nagelbretter gehockt, Wasser tropft den Probanden auf den Kopf bis sie wahnsinnig werden, es werden Zungen herausgerissen und zu guter Letzt werden die Angeklagten auf dem Scheiterhaufen gegrillt. Alles ziemlich blutig und gefoltert wird mit schön verrosteten Gerätschaften. Da könnten sich HOSTEL und SAW tatsächlich 'ne Scheibe von abschneiden.
Fazit:
Fieser 70er-Jahre-Foltermarathon mit starken Darstellern, allen voran einem jugendlichen Udo Kier und einem bitterbösen Herbert Fux. Im Gegensatz zu Folterfilmen wie BLOODSUCKING FREAKS oder WIZARD OF GORE aber in eine interessante Rahmenhandlung eingebettet.