Irgendwann in den 30ern, besetzte Mandschurei.
Kaiser Pu Yi will China erobern und vereinigen, dazu setzt er auch Giftgas ein.
Eine Splittergruppe der chinesischen Armee unter Leitung von Lt. Mang Tai Hai [ Paul Chu Kong ] plant dies zu verhindern und bekommt unerwartet Hilfe von dem eigentlich als Mediziner tätigen Dr. Choy [ Dean Shek ].
Während dieser mit dem Kleingauner Bobo Bear [ Jacky Cheung ] und der Underdercover – Agentin Tina [ Fennie Yuen ] weitere Leute um sich scharen kann, planen auf der andere Seite Pu Yis rechte Hand Mr. Masa [ Tony Leung Ka-fai ] und die als Schauspielerin getarnte Kawashima Yoshiko [ Joyce Godenzi ] die Machtübernahme...
The Raid gibt zwar schon genauere Zeit- und Ortsangaben an, stellt aber ebenfalls sehr schnell klar, in was für einer Welt man sich befindet. Nämlich in einer Comicatmosphäre; inspiriert durch die Indiana Jones Abenteuer und damit auch den gleichen Vorbildern des Hollywoodepigonen. Quellen sind hier wie dort die 30er und 40er Jahre Serials und all die B – Movies um triviale Abenteuer todesmutiger Helden, die sich von einem Cliffhanger zum nächsten hangeln und den Widrigkeiten zum Trotz am Ende ihr Ziel erreichen: Den Sieg über das Böse.
Auch hier ist es das Hauptthema, auch diesmal mit durchaus realen Hintergründen; wobei diese Überschneidung auch hier und da mal zu Problem führen könnte, wenn man eben nicht von vornherein abgeklärt hätte, in was für einer Art Medium man sich befindet.
Gleich das erste Bild zeigt einen Stift, der in ein überdimensionales Glas Tusche gehalten wird und danach mit feinen Strichen die geschwungene Zeichnung weiterführt, die sich dann von den verschiedenen Formen des Panels in eine richtige Landschaft verwandelt, samt Dialogbox an der Seite. Dieser stilistische Übergang findet auch mittig immer wieder unterschnitten bei den Figuren und Standorten seine Anwendung; statt blossem frame-cut dient desöfteren eine Verwandlung vom Comic zum Film und zurück als Link. Der Austausch von Ausdrucks- und Gestaltungsmitteln wirkt sich dann nicht nur auf die optische Aufbereitung der Handlung, sondern auch auf die Erzählstruktur aus, die dann eben nicht immer den Gesetzen der Physik oder Logik folgen muss, um von Punkt A nach B fortzuschreiten. Da wird auch schon mal die Ausnutzung der Bildzwischenräume erweitert, um den Fortlauf der Sequenz voranzutreiben: Bestimmte Personen in bestimmten Momenten durch Herauslösen von Einzelbildern hervorgehoben, oder auch durch den unterschiedlichen Akzent bei den Bild-zu-Bild Hiaten die Ortsveränderung angezeigt; geradezu konstituiert. So dass sich niemand fragt, wie die Revolutionäre aus einer Grossküche in Fässern und per ausgelöster Explosion plötzlich ganz woanders wieder auftauchen.
Wichtig ist eine klare Gestaltung, um ein schnelles Erfassen des Geschehens zu ermöglichen; das Knäuel von fortlaufenden, abbrechenden, neu einsetzenden Sequenzen zu verfolgen und zu entwirren. Hierbei hat man sich mit dem Dr. Choy eine Zentralperspektive und gleichzeitig Erzähler geschaffen, in dessen Begleitung man die anderen narrativ wichtigen Figuren vorgestellt bekommt und auf dessen Weg man die jeweiligen Schauplätze abschreitet, um dann das Wechselspiel mit dem Antagonisten aufzunehmen.
Besetzt mit Dean Shek in der Hauptrolle findet man sogar noch ein weiteres Merkmal der abwechselnden Beeinflussung vom gedruckten Papier zu den bewegten Bildern: Seine Schauspielkunst arbeitet wenig mit stimmlichen Mitteln oder nuancierter Gestiken, so dass man in beiden Fällen auf die Möglichkeit der comigalen Überzeichnung angewiesen ist.
Und sein oftmals unnötig plazierter voice over Kommentar bringt noch mehr Abstand zu den Ereignissen auf der Leinwand, die eben nicht nur harmlose Themen behandeln, sich nicht ganzlich in einem Fantasyuniversum befinden und in manchen Szenen auch relativ exzessiv ausgeweitet werden.
Wie in der parallelen Historie des Zweiten Weltkrieges wird auch hier die Chemische Kriegsführung praktiziert und auch biologische Kampfstoffe eingesetzt, um die gegnerischen Truppen zu töten; Big Nose [ Corey Yuen Kwai ] liefert sogar Landsmänner als Versuchskaninchen an Mr. Masa, der die „guinea pigs“ den tödlichen Tests unterzieht.
Kawashima Yoshiko hat sexuelle Beziehungen als Mittel zum Zweck eingesetzt, sich in der Ehe vergewaltigen lassen und wurde 1948 als Kollaboteurin hingerichtet.
Pu Yi, der Marionettenkaiser von Manschuko, vergleicht sich dann mit Insbrunst selber mit Hitler.
Kein Stoff für eine Kinder – Matinee also, zumal man derartiges nicht nur im Off behandelt, sondern einige Vorgänge und Folgen auch zu sehen bekommt und sich nicht wirklich drum geschert wird. Auch der Bodycount ist recht hoch und durchaus direkt im Bild plaziert; die Anzahl und Detailfreudigkeit der hit squibs ist nicht zu verachten.
Shootouts machen dann auch den wesentlichen Teil der Action aus; verständlich wenn man bedenkt, dass bis auf Godenzi die Hauptrollen alles mit deutlichen Nichtbeherrschern von Martial Arts ausgefüllt sind. Dafür ist allerdings dann die Regiewahl nicht ganz koscher; Co - Director und Actionchoreograph Ching Siu Tung ist ja nun ausgewiesener Swordplay – Experte, was man an der nicht wirklich überzeugenden Umsetzung der Blutballette auch spürt. Viele Staubexplosionen weiter bekommt man auch einige grössere Umsetzung von Actionszenen zu sichten: Fliegerangriffe, Sprengung eines Staudamms und eines Zuges.
Dank des wenigen Budgets natürlich auch dermassen gestellt, dass es teilweise schon sehr billig wirkt, aber darum stört sich dann keiner mehr.
Zwischendurch hat man die Gangart des Filmes durch – überraschend gut funktionierende – Verwechslungsspielchen und Versteckaktionen unterm Bett und dergleichen nämlich dermassen aufgelockert, dass es jetzt wirklich die „anything goes“ Formel angewendet werden kann.
Zwar alles ein Spur kleiner und unperfekter als bei Spielberg/Lucas und manchmal eben auch übers Maß hinausschiessend; aber wer von der Art Filmen nicht genug bekommen kann, wird hierbei recht gut bedient. Der Unterhaltungsfaktor ist dann auch höher als die eigentliche Klasse, aber es sollte mal nicht stören, auch wenn man vom Macher Tsui Hark sonst bessere Sachen gewohnt ist. Die Besetzung des Protagonisten mit Lam Ching Ying wäre ideal gewesen und die beiden Kinder hätte man sich verkneifen können.