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Es gab tatsächlich mal eine Zeit, in der man Mark L.Lester als einen aufstrebenden, mutigen Regisseur ansah, welcher sich voller Enthusiasmus daran begab, ernstzunehmende Filme mit politischen und sozialkritischen Inhalten umzusetzen – lang ist das her. Wer heute seinen Namen hört, muss unweigerlich an belanglose Action-Ware von (inhaltlich wie zum Teil gar inszenatorisch) zweifelhafter Qualität denken – und dabei begann alles doch so hoffnungsvoll: Sein Debüt, die Dokumentation „Twilight of the Mayas“ (´71), erhielt auf dem Festival in Venedig die höchste Auszeichnung in jener Rubrik, es folgten die beiden Polit-Persiflagen „Tricia´s Wedding“ und „White House Madness“ sowie der originelle „Steel Arena“, bevor Lester 1979 den gehaltlosen Disco-Streifen „Roller Boogie“ ablieferte. Drei Jahre später inszenierte er „the Class of 1984“, ein fragwürdiges Werk, das allerdings schnell einen berüchtigten Kult-Status erlangte, dann die schwache Stephen-King-Adaption „Firestarter“, das dumm-banale Schwarzenegger-Vehikel „Commando“ und der witzlose, unbedeutende „Police Academy“-Klon „Armed and Dangerous“, bevor er schließlich bei „the Class of 1999“ erneut versuchte, satirische Ansätze in ein brachiales Unterhaltungskonstrukt einzuflechten – dieses Mal nahezu erfolglos. Während man „Showdown in Little Tokyo“ (´91), „Extreme Justice“ (´93) und „Night of the Running Man“ (´94) noch als unterhaltsame B-Movie-Flicks durchgehen lassen kann, lieferte er fortan, beinahe im Einklang mit der Gründung seines eigenen Produktions-Studios „American World Pictures“, nur noch unterdurchschnittliche Genre-Ware á la „Hitman´s Run“ (´99), „Blowback“ (´00) oder „Betrayel“ (´03) ab – auch der hier vorliegende Crime-Thriller „White Rush“ (´03) stammt aus jener Phase und reiht sich dementsprechend in besagte Kategorie ein…

Irgendwo in den bewaldeten Bergen Kaliforniens wollen sich fünf Freunde von ihrem stressigen Alltag in Form eines Wochenend-Campingsausflugs erholen: Chick (Louis Mandylor) ist ein knallharter Cop, Douglas (Taylor Sheridan) ein erfolgreicher Geschäftsmann, seine neuste Bekanntschaft Eva (Tricia Helfer) eine Krankenschwester, Arlene (Deborah Zoe) versucht sich aktuell als Künstlerin zu etablieren, ihr Mann, der Lehrer Jay (Charlie Schlatter), ist ebenfalls mit von der Partie. Plötzlich hören sie eine Vielzahl Schüsse ganz in der Nähe, worauf sich Chick umgehend in jene Richtung aufmacht – und kurz darauf die Leichen der Beteiligten eines Drogendeals entdeckt, welcher offensichtlich aus dem Ruder geraten ist. Da sich die Rauschgifthändler gegenseitig erschossen haben, liegt sowohl das Koks als auch eine beträchtliche Summe Cash einfach nur so zwischen den noch warmen Körpern herum – einer von ihnen lebt sogar noch, nur hat Chick seine Entscheidung bereits getroffen: Er erschießt den Mann, nimmt alles an sich und überzeugt die anderen in Folge dessen, dass dies ihre große Chance sei, abzukassieren und ein für alle Mal ausgesorgt zu haben – das Geld würden sie sich teilen, dank seiner Connections wisse er außerdem, wie und wo man die heiße Ware schnell gewinnbringend veräußern könne. Nur Eva lässt sich nicht auf diesen Pakt ein, da sie früher selbst mal abhängig war, worauf sie sich zu Fuß zur nächsten Hauptstraße hin aufmacht, um von dort aus in die Stadt zurück zu trampen – auf dem Weg dorthin wird sie allerdings von dem verwundeten Brian Nathanson (Judd Nelson), der dem Gemetzel als einziger lebend entkam, als Geisel genommen. Es geht ihm ausschließlich darum, die Ware zurück zu bekommen, weshalb er sie vergleichsweise gut behandelt – ihm ist nämlich wohl bewusst, dass der mächtige Kartell-Chef Garcia (Ivo Cutzarida) gewiss keine Gnade zeigen wird, wenn er von dieser Situation hier erfährt. Letzteres geschieht, dank des Informanten Denny (James Pickens Jr.), dann auch relativ zügig – die eiskalte wie bildschöne Killerin Solange (Sandra Vidal) erhält daraufhin den Auftrag, ein unmissverständliches Exempel zu statuieren. Schon bald entbrennt zwischen allen Parteien ein von Furcht, Misstrauen und Unnachgiebigkeit gespeister Wettlauf gegen die Zeit, bei dem mit jeder fortschreitenden Stunde immer mehr Personen auf der Strecke bleiben…

„White Rush“, der auf dem New Yorker „International Independent Film & Video Festival“ (aus mir schleierhaften Gründen) einen Regie-Preis erhielt, sieht man sein geringes Budget überdeutlich an: Einfach alles wurde möglichst simpel gehalten, von den Sets und der Ausstattung bis hin zur Optik und Kameraarbeit – das Gesamtbild mutet eintönig, kaum der Rede wert an. Sicher, die Inszenierung ist solide bzw routiniert, keine Frage, nur halt unspektakulär, irgendwie ohne Drive oder herausragenden Highlights jeglicher Art. Aufwändig arrangierte Action-Szenen oder gar Explosionen sucht der geneigte Zuschauer vergebens – dafür würzte Lester seine fade, aus zig Klischees und verbrauchten Versatzstücken vermengte Standardkost mit an strategisch günstigen Positionen platzierten Sex- und Gewaltspitzen, welche einen, wenn sie denn auftreten, zumindest vorübergehend (notdürftig) bei Laune halten: Zwei der drei ansprechend besetzten, attraktiven Schauspielerinnen stellen ihre formschönen Körper in jeweils voneinander unabhängigen Momenten ausgiebig zur Schau, die Tötungen weisen eine direkte Härte auf – vornehmlich blutige Einschüsse, eine durchschnittene Kehle als Abschluss eines feucht-fröhlichen Intermezzos im Whirlpool ist ebenfalls zu goutieren. Dem (einstigen) Ruf seines Schöpfers wird dieser Streifen im Bereich der gezeigten Gewalt aber keinesfalls gerecht – die deutsche (vollkommen statthafte) „FSK-16“-Freigabe spricht da Bände…

Die Besetzung passt sich dem allgemeinen Eindruck nahtlos an: Sie erfüllt ihre Aufgabe annehmbar – bloß ohne Glanz. Judd Nelson („Breakfast Club“/„New Jack City“), in den 80ern fester Bestandteil des angesagten „Brat Packs“ und hier zudem als Co-Produzent tätig, liefert eine passable Performance ab, was bei ihm weißgott nicht selbstverständlich ist. Louis Mandylor („My big fat Greek Wedding“/„Double Deception“), der mit deutlich geringerem Talent gesegnete Bruder von Costas, gibt sich gelegentlich dem Over-Acting hin, die Argentinierin Sandra Vidal („Undisputed“/„Derailed“) hat man den Part der rassigen Killerin bestimmt nicht aufgrund ihrer „darstellerischen Bandbreite“ (hust, hust!) zugesprochen. Überraschend gut gefiel mir Tricia Helfer (TV´s „Battlestar Galactica“/„the Genius Club“), da ihr Einsatz Eva vor der Passivität bewahrt, in welche sie das Drehbuch eigentlich hineindrängt, Deborah Zoe („Corners“/„Going Back“) hingegen agiert auf einem absolut mäßigen Level. Leicht schmunzeln musste ich angesichts der Tatsache, dass mir Charlie Schlatter (TV´s „Diagnosis Murder“) seit seinem „the Delinquents“-Erfolg (damals, 1989, an der Seite von Kylie Minogue) nie mehr bewusst in einem Projekt über den Weg gelaufen ist – bis jetzt halt. In Nebenrollen treten einige bekannte Gesichter wie James Pickens Jr. (TV´s „Grey´s Anatomy“), Eddie Velez („Black Dawn“) oder Tom Wright („Barbershop“) in Erscheinung – einen nachhaltigen Eindruck können sie jedoch genauso wenig hinterlassen, zumal ihnen die Vorlage keinerlei Chance bietet, sich vorteilhaft aus dem Hintergrund heraus zu präsentieren.

Autor C.Courtney Joyner („Prison“), der Mann hinter „Krachern“ wie „Puppet Master 3“ oder „Trancers 6“, schwebte augenscheinlich ein ausgefuchster, aufreibender Thriller vor – nur verlässt sein Skript nie die ausgelatschten Pfade, welche bereits zig Genre-Produktionen zuvor entlang geschritten sind. Es ist offensichtlich, wer die meisten Bedenken, wer die geringsten Skrupel entwickeln wird, die Entfaltung nährt sich aus an den Haaren herbeigezogenen Entscheidungen sowie dem Auftun diverser Zufälle, die großspurig als Überraschungen verkauft werden, nie aber im vollen Umfang den erhofften Aha-Effekt generieren. Amateure auf dem Gebiet krimineller Machenschaften, ist schnell klar, wo die Grenzen zwischen Treue und Verrat innerhalb der Gruppe verlaufen – Gier hatte schon immer ihren Preis. Chick ist unsympathisch bis auf die Knochen, sein abzusehendes Schicksal sehnt man förmlich herbei, das preisgegebene Motiv, mit dem Geld seiner behinderten Tochter, welche bei der Ex aufwächst, eine finanziell sorglose Zukunft gewährleisten zu wollen, mutet fast lächerlich an. Einen ausführlichen Kommentar zu den teils haarsträubenden Dialogen ersparte ich mir an dieser Stelle mal. Dass Nathanson ein Geheimnis hütet, lässt sich augenscheinlich aus der Art ableiten, wie er Eva behandelt. Der voranschreitende, beidseitige Rollentausch (ein Cop gibt sich der Korruption hin, ein Dealer tritt als Beschützer seiner Geisel auf) weiß immerhin halbwegs zu gefallen, was gleichfalls auf den Einstieg zutrifft, der durchaus als Ausgangspunkt einer potentiell reizvollen Geschichte Neugier erweckt, bevor mit fortschreitender Dauer diese Hoffnung allmählich schwindet und schließlich der Gewissheit eines vollends konventionellen Ablaufschemas weicht…

Fazit: „White Rush“ ist ein unzulänglich aufregender, kostengünstig umgesetzter 08/15-Action-Thriller, der gerne clever wäre, letzten Endes allerdings nie den allgegenwärtigen Eindruck weitestgehender Belanglosigkeit zu überwinden vermag … „4 von 10“

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