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Es ist wieder Zeit zu Schmachten. Nach dem seltsam verkorksten „She's So Lovely“ und dem packenden „John Q.“ wendete sich Nick Cassavetes, der Sohn von Regielegende John Cassavetes in seinem vierten Film einer klassischen Liebesgeschichte zu und verfilmte den Roman „The Notebook“ von Nicholas Sparks („Message in a Bottle“).

Im Mittelpunkt des Filmes stehen der aus einfachen Verhältnissen stammende Noah und die bürgerliche Allie, Tochter schwerreicher Eltern und angehende Studentin. Das ungleiche Paar verliebt sich ineinander und verbringt trotz der wachsenden Ablehnung von Allie’s Eltern einen magischen Sommer zusammen, bevor das Schicksal sie trennt und ihre Leben in verschiedene Bahnen wirft. Doch die große Liebe währt ja bekanntlich ewig...

Was, das klingt bekannt? Tja, das mag wohl daran liegen, dass eine Geschichte wie diese sicher schon unzählige Male literarisch und filmisch umgesetzt wurde. Nun kommt halt noch einer oben drauf, mit dicken Stempel „Made in Hollywood“. Was der nicht untalentierte Nick Cassavetes aus dem Stoff gemacht hat, ist wohl letztlich genau das, was Freunde von Liebesfilmen sehen wollen. Und „Wie ein einziger Tag“ ist wahrlich voll und ganz ein Liebesfilm, komplett ohne Einschübe anderer Genres.
Der mit wunderschönen Naturszenen geradezu überhäufte Film beginnt auch gleich mit einer solchen, die so eindrucksvoll ist, dass man gut und gerne noch eine Stunde hätte zugucken können, wie der einsame Ruderer, der fortan im Zentrum des Filmes stehen soll, im gleißend rotem Licht der aufgehenden Sonne einen langen Fluss inmitten scheinbar völlig unberührter Natur entlang rudert. Und schon ist man mitten drin im ländlichen Amerika der frühen vierziger Jahre.

Ausstattung, Kamera und Kostüme sind erwartungsgemäß auf sehr hohem Niveau. Die idyllische Atmosphäre wird allerdings leider durch diverse Drehbuchschwächen gestört, denn Cassavetes denkt nicht einmal daran, der schon ziemlich verbrauchten Geschichte neue Innovationen hinzuzufügen, ganz im Gegenteil. Denn mit Klischees wird man geradezu bombardiert. Von der arroganten, Liebesbriefe versteckenden Mutter bis zur bewusst auf die Tränendrüse drückenden Musikunterlegung beim unweigerlichen Wiedersehen ist eigentlich alles drin, was man schon mehrfach gesehen hat. Zudem ist der Film teilweise sogar übermäßig gefühlsbetont, so dass er mitunter trotz seiner edlen Optik sehr kitschig wirkt.
Und dennoch – irgendwie vermag er den willigen Zuschauer bei Laune zu halten, so dass selbst alle diese schwerwiegend störend erscheinenden Schwächen auch gut bei ihrer Gewichtung abgewertet werden können – falls man will.

Dass liegt vor allem an den guten Darstellern, allen voran natürlich Rachel McAdams und Ryan Gosling in den Hauptrollen. Beide können eindeutig überzeugen und einige Sympathien für sich ergattern – zu mehr reicht es leider nicht. Sie sind gut, doch von den Figuren der großen Liebesfilme des letzten Jahrhunderts immer noch ein gutes Stück entfernt. Dennoch genügt es, um dem Zuschauer zu Herzen zu gehen. Auch die Nebenrollen sind gut besetzt, besonders hervorzuheben ist James Garner als alter Noah, der die Geschichte als Rückblende erzählt.
Weitere, interessant erscheinende Figuren des Films, wie Noah’s Vater oder sein Kumpel werden leider nur sehr oberflächlich angekratzt, hätten aber eindeutig mehr Spielzeit verdient. Dies hätte dem Film auch den starren, lediglich auf Noah und Allie fixierten Blick sicher positiv geweitet. Auch der Ausschnitt aus dem zweiten Weltkrieg, in den Noah im Verlaufe der Geschichte hineingezogen wird, ist viel zu kurz geraten. Aber es ist nun mal, wie bereits erwähnt ein reiner Liebesfilm ohne wenn und aber.

Und wenn er dann auf das überaus gelungene und herzzerreißende Ende zusteuert, dürfte selbst der „härteste Mann“, sofern er sich auf die Geschichte eingelassen und nicht vorher abgeschaltet hat, Mühe haben, sich die Tränen zu unterdrücken. Dass der vermeintliche Storytwist am Ende schon nach wenigen Minuten hervorzusehen ist, stört dabei eigentlich kaum noch.

Somit ist „Wie ein einziger Tag“ trotz Klischeebombardement und übermäßiger Zuckerglasur für seine angesteuerte Zielgruppe auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Hobby-Filmzerreißer werden sicher ein gefundenes Fressen haben, wenn sie sich über jede Schwäche im Drehbuch aufregen, doch im Gegensatz zum gutmütig-nachsichtigen Zuschauer, der einfach mal wieder einen richtigen Liebesfilm zum Schmachten und Herzerwärmen sehen will, entgehen ihm zwei Stunden wirklich angenehmer Unterhaltung. 7/10

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