Annauds "High noon in Stalingrad" ist ein typischer Vertreter moderner Kriegsfilme: Drastische Effekte der visuellen und akustischen Art führen dem Zuschauer platisch vor Augen und Ohren, welche Hölle die russischen und deutschen Soldaten im Kampf um die Stadt Stalingrad durchleben mussten. Dazu gibt es eine ordentliche Portion Gefühle, hier einmal in Form einer seltsamen "Dreiecksbeziehung", die nicht unbedingt frei von Kitsch und Pathos ist, die Handlungsdynamik jedoch nicht allzu stark bremst.
Interessant ist ferner die Tatsache, dass für einmal nicht ein Zug respektive eine Kompanie im Zeichen des Interesses steht, sondern ein einzelner Scharfschütze - wahlweise in Begleitung von höchstens ein bis zwei "Berufskollegen". Wer nun glaubt, dass rund um einen spähenden Sniper nur bedingt eine spannende Geschichte erzählt werden kann, dürfte sich von "Duell - Enemy at the Gates" schnell eines Besseren belehren lassen. Denn sobald mit dem deutschen Major König ein gleichwertiger Könner des tödlichen Fachs das Spielfeld mit seinem scharfen Blick betritt, wechselt der Film ansatzweise ins Western-Genre über. Und weiss gerade deshalb zu gefallen.
Verständlicherweise büsst der Streifen genau ab dieser Stelle wieder viel von seiner Glaubwürdigkeit ein, die er mit dem einleitenden Kampfgeschehen in der fast vollständig zerstörten Stadt aufgebaut hat. Angesichts der Tatsache, dass auch Spielbergs eindrucksvoller "Saving Private Ryan" im Mittelteil eine eher sentimentale (und unglaubwürdige) Geschichte erzählt, dürfte das aber nicht weiter stören.
FAZIT: Die oft und viel geübte Kritik an Annauds Kriegsfilm ist meiner Meinung nach nicht in allen Punkten gerechtfertigt, selbst wenn der Film weder zu 100 Porzent die Schiene "Authentizität" fährt, noch sich als kurzweiliges Popcorn-Kino präsentieren will.