"Endlich mal wieder ein richtiger Kriegsfilm!" dachte ich, als ich den Trailer zu "Duell - Enemy at the Gates" damals im Kino sah. Daher schaute ich mir den Film auch sofort bei erscheinen an, und merkte ab der Hälfte des Filmes: "He, das ist ja gar kein richtiger Kriegsfilm! Eher ein Western." Natürlich enttäuschte mich das erstmal, aber als ich ihn mir später ein zweites Mal anseh, wusst ich, was mich erwartet und so gefiel mir der Film immer besser.
Aber nun zur richtigen Kritik:
Die erste viertel Stunde ist erstmal überwältigend und von der Regie her absolut perfekt: Nach den man einem Kind bei seinen ersten Schießversuchen im Winter zugesehen hat, sieht man selbe Person, nun schon als erwachsenen Mann, als russischen Soldaten in einem Zug nach Stalingrad. Je näher man der Stadt kommt, umso stärker steigt die Spannung, umso schneller werden die Schnitte. Schließlich öffnet sich die Tür des Eisenbahnwaggons und die Soldaten blicken entsetzt ins pure Grauen: Stalingrad. Doch zwischen ihnen und der Stadt liegt noch die Wolga, die erstmal mit Booten überquert werden muss. Hier gibt es durch den Angriff durch deutsche Stukas schon die ersten Opfer, doch unser Soldat kommt wohlbehalten ans andere Ufer. Doch dort beginnt der Irrsinn des Krieges erst richtig: Wegen Materialmangels bekommen zwei Mann immer nur ein Gewehr ("Wenn der eine mit dem Gewehr stirbt, nimmt der andere das Gewehr und schießt!") und schließlich stürmen die Russen eine deutsche Stellung, was jedoch eher Selbstmord gleichkommt, da die meisten schon beim rennen von den MG-42 Stellungen niedergemetzelt werden. Inzwischen sind die Schnitte noch schneller, die Kamera noch verwackelter und dem Bild sämtliche Farben bis auf braun, dunkelgrün und grau entzogen. Irgendwie erinnert das alles stark an die Anfangsminuten von "Der Soldat James Ryan", aber es ist eine wirklich gute Kopie, die meiner Meinung nach sogar noch etwas besser gelungen ist. Ab dann legt der Film ein ruhigeres Tempo vor. Die Geschichte der beiden befeindeten Scharfschützen entwickelt sich langsam und endet schließlich mit einem klassischen Kopfschuss.
Sehr realistisch ist das ganze nicht, da es in Stalingrad zu der Zeit (und man möchte es kaum glauben) noch um einiges brutaler und härter zu ging, aber ein Film, der diese Schlacht in all ihrer Grausamkeit realistisch darstellen will, würde wahrscheinlich sofort auf dem Index landen.
Leider haben sich auch ein paar wirklich böse Regiefehler eingeschlichen. Zum Beispiel haben die Russen ihr Land nie Vaterland sondern immer Mutterland genannt (das ist aber ein Fehler der Synchro). Ansonsten ist die Beleuchtung ziemlich mies und seltsamerweise hatten die Soldaten damals auch schon blau entspiegelnde Brillen. Aber über solche Fehler sieht man ja großmütig hinweg.
Die Schauspieler spielen allesamt gut, wobei Jude Law als Vassillie Zaitzsew noch etwas zu wenig Kriegsausgezehrt und zu sehr gestylt aussieht. Überragend spielt wieder mal Ed Harris, der den deutschen Major König grandios darstellt und nie zum Klischee-Nazi werden lässt.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Musik von James Horner: Obwohl sie manchmal etwas zu laut gedreht wurde, ist sie einfach grandios und auch als einzelne CD wirklich zu empfehlen (ich leg sie immer wieder gern in den Player). Zwar gleicht auch sie an einigen Stellen extrem an andere Scores von James Horner (gehen dem Mann etwa die Melodien aus?), trotzdem ist sie aber überragend. Allein die ganze viertelstündige Anfangsschlacht wird von einem einzigen Stück begleitet!
Weiterhin wäre noch erwähnenswert, dass in diesem Film im Gegensatz zu gewissen anderen Kriegsfilmen auf jegdliche Art von Patriotismus und sonstigen heroischen rumgeschleime verzichtet wurde und er den Kampf daher um einiges nüchterner darstellt.
Insgesamt ist Enemy at the Gates also kein klassischer Kriegsfilm, aber trotzdem sehr zu empfehlen!
7/10