Amando de Ossorios 1971 gedrehter Streifen hat längst bei Horrorfreunden einen Kultstatus erreicht, die „spanische Antwort auf „Night of the living Dead““ war so erfolgreich das sie drei Fortsetzungen nach sich zog. Atmosphärisch ist der erste jedoch unangefochten der beste Teil.
Portugiesisches Mittelalter. Der Orden der Templer ist ein bizarrer Zusammenschluss ehemaliger Ordensritter die im Pakt mit dem Satan stehen. Durch Opferung von Jungfrauen und trinken deren Blutes hoffen sie auf Unsterblichkeit. Doch als nach und nach immer mehr Mädchen verschwinden wird es der verhassten Bevölkerung zuviel: die Ritter werden gehängt - Vögel picken ihnen während ihrer Sterbenszeit die Augen aus. Doch wirklich tot sind sie nicht, auch wenn sie Jahrhunderte lang in ihren Gräbern ruhen weil kein Mensch sich in der Nähe der längst vermoderten Ruinen ihres Anwesens traut. Als zwei sich wieder gefundene Freundinnen mit einem männlichem Begleiter durch die Gegend fahren und Erinnerungen an alte Zeiten hochkommen (lesbische Liebe), da springt eines der Mädchen im Gefühlschaos vom Zug und sucht in den Ruinen Zuflucht - nicht wissend das nur die Templer auf einen solchen Moment gewartet haben. Als sie tot aufgefunden wird gehen die beiden anderen der Sache nach…
Man mag zu 70er-Jahre-Horror stehen wie man will, an "Die Nacht der reitenden Leichen" kommt man nicht vorbei; die Mischung aus Zombie- und Vampirfilm, angereichert mit wahren geschichtlichen Motiven weiß auch selbst 30 Jahre nach seinem Entstehen zu gefallen. Denn vor allem die Atmosphäre ist ziemlich dicht. Dazu tragen vorwiegend die Bauten, Kostüme und Inszenierung bei. Der Ort der Tempelritter ist eine ziemlich große vermoderte Schlossruine, aber durch den Einsatz von Licht und Kamera wird sie zum Leben erweckt und bietet den zahllosen Templern genug Platz für Pferd und Fuß. Hervorragend gemacht die Auferstehungen derer aus den Gräbern: Kunstnebel wabbert, Grabsteine schieben sich zur Seite und Gummihände schieben sich langsam aus dem Erdreich. Okay, schon etwas nostalgisch aber immer noch recht stimmig gemacht und ein schöner Kontrast zum modernen Horrorfilm der sich bei solch Szenen nie die Zeit nehmen würde um sie so ruhig anzugehen.
Genauso klasse sieht es aus wenn die Templer sich - so lahm sie sich sonst durch die Kulissen bewegen - per Ross die Verfolgung aufnehmen. Dies geschieht dann in Zeitlupe und wirkt in Verbindung mit den mittelalterlichen Mönchsgesängen und der immer tief tönenden Trommel besonders Stimmungsvoll. Aber auch die Kostüme der Templer sehen für das Alter noch sehr ansehnlich aus, richtig schön vermodert - abgesehen von der Zwischenblende in die Vergangenheit. Dort wird auch mit die härteste Szene geboten; insgesamt hält sich der erste „Reitende Leichen“ Film noch zurück, meist sieht man irgendwelche Bisswunden. Lediglich zwei Effekte sind etwas graphischer, wobei nur der eine in der Vergangenheit wirklich hart rüberkommt - man sieht die Templer eine Frau in dutzenden Einstellungen mit Schwertern tranchieren um dann aus ihren Wunden Blut zu trinken. Aber die Effekte sind hier wie gesagt noch Nebensache, das wichtigste ist die Atmosphäre und die stimmt hier.
Leider dauert es ein wenig bis die Templer auftauchen, ca. eine halbe Stunde - dann aber haben sie in schönen Abschnitten ihre Auftritte. Dennoch wird ihnen im Vergleich zu den Nachfolgern nur gemäßigt Platz eingeräumt. Langweilig wird es dennoch kaum, der Film hat eine recht passable Story ohne große Längen, sogar ein kleiner ein wenig „modern“ anmutender Zombie-Subplot wird eingeräumt. Kritikpunkt hingegen mögen die menschlichen Akteure sein die zwar kein Overacting betreiben, teilweise aber einen naiven Charme versprühen. Die Charaktere sind leider auch nicht sonderlich dimensional, im Vergleich zum zweiten Teil aber noch besser, weil weniger stereotyp. Optisch sind die Mädels dafür umso leckerer, ein wenig nacktes Fleisch gibt es auch manchmal zusehen, sei es beim einfachen entkleiden oder bei lesbischen Spielchen. Amando de Ossorio wusste eben das er trotz neuer Aspekte (seine Zombie-Variante war wirklich mal anders) auch auf bewährtes zurückgreifen musste - sehr gelungen diese Mischung in meinen Augen.
Wie gesagt Freunde des 70er Jahre Horror kommen an der Reihe nicht vorbei, zumindest den ersten Teil sollte man sich ansehen!