Himmel, man mag ja bald an keine Gerechtigkeit mehr glauben, führt man sich vor Augen, dass solcher Mist tatsächlich Kultstatus erlangt, während unzählige B-Movie Perlen des Genres noch immer wie ungeschliffene Rohdiamanten im Verborgenen schlummern und darauf warten, endlich ausgegraben zu werden. Um Missverständnisse zu vermeiden: es gibt etliche qualitativ absolut unterirdische Trash-Granaten, in jeder Hinsicht dilettantisch realisiert und inhaltlich jenseits von Gut und Böse, die aber dennoch Unterhaltungswert besitzen. Der Stellenwert solcher Filme mag sich subjektiv am guten oder schlechten (oder am guten schlechten) Geschmack des Konsumenten orientieren, wodurch verschiedene Einschätzungen durchaus gleichberechtigt nebeneinander stehen können. "Die Nacht der reitenden Leichen" gehört jedoch in die Kategorie gnadenloser Langeweiler, bei denen sich die Frage aufdrängt, weshalb sich nicht sofort nach Veröffentlichung wieder in der Versenkung verschwunden sind und barmherziges Vergessen jede Erinnerung an die Sichtung auslöscht.
Schlimmer noch, die reitenden Leichen genießen einen nahezu sagenhaften Ruf, der nicht selten durch die vielbeschworene "Atmosphäre" des Erstlings begründet wird. Keine Ahnung über welcherlei Augen, Ohren oder sonstige Sinnesorgane man verfügen muss, damit man diese Wahrnehmung teilen kann. Man muss noch nicht einmal sonderlich darauf herumreiten, dass die Schauspieler nichts taugen, quasi keine Story für gut 95 elendig lange Filmminuten vorhanden ist, die Rollen nichts anderes als Witzfiguren darstellen oder lächerliche "Spezialeffekte" jeden Ansatz von Stimmung sofort absterben lassen - all diese Defizite findet man auch bei anderen Genrefilmen der damaligen Zeit. Leider aber kann man zudem fast keiner Szene bescheinigen, dass sie irgendeinen Unterhaltungswert besitzt und diese Kombination ist tödlich. Fast möchte man in diesem Zusammenhang noch die quälend eintönigen Zeitlupensequenzen hervorheben, dabei wirkt der ganze Film als wäre die Zeit einfach stehengeblieben.
Die Wirkung von Horrorfilmen der 70er Jahre zeichnet sich insbesondere auch dadurch aus, dass jede noch so absurde (und somit für den Zuschauer überraschende) Wendung innerhalb der Handlung möglich war. Man orientierte sich nicht an Konventionen, sondern bemühte sich um Variation, ganz gleich, wie abgedreht das Ergebnis ausfiel. Naja, "Die Nacht der reitenden Leichen" bestätigt als Ausnahme immerhin die Regel. Durch die Bimmelbahn, die im Film just immer im passenden Moment vorbeikommt, fühlt man sich als Zuschauer in einer Endlosschleife vorhersagbarer Ereignisse gefangen. Das Schneckentempo des Zugs verstärkt die Redundanz noch, welche durch die ständige Wiederholung einiger weniger, halbwegs brauchbarer Szenen entsteht. Am Ende ist man einfach nur froh, dass der Spuk endlich vorbei ist. Man hört das Ticken der Uhr, nimmt erleichtert zur Kenntnis, dass die Zeit doch nicht stehengeblieben ist und fragt sich, warum de Ossorio nicht einfach einen Kurzfilm gedreht hat.