Amando Ossorio ist neben Jesus Franco wohl eine der bekanntesten Figuren des spanischen Horrorfilms. Seine Reitende-Leichen-Quadrologie gehört auch heute noch zu den Klassikern des Horrorfilms, wobei so richtig gut eigentlich nur der erste Teil „Die Nacht der reitenden Leichen“ ist. Allenfalls das „Geisterschiff der schwimmenden Leichen“ (Orig.: El Buque maldito) kann da noch mithalten.
Die Rahmenhandlung ist relativ einfach gehalten: In Lissabon trifft Bette Turner ihre alte Schulfreundin Virginia wieder. Beide hatten in ihrer Schulzeit ein gemeinsames lesbisches Verhältnis. Sie beide fahren zusammen mit Roger für ein paar Tage in den Urlaub. Auf der Zugreise kommt es zum Streit und Virginia springt aus dem fahrenden Zug, obwohl ihr vorher versichert wurde, dass es sich um eine gottverlassene Gegend handelt. Virginia findet in dem alten Kloster Berzano Unterschlupf und beschließt, die Nacht dort zu verbringen, was – wie sollte es auch anders sein – sich als folgenschwerer Fehler entpuppt. Denn hier liegen die Anhänger des Templer Ordens begraben, die auf der Suche nach dem ewigen Leben grausame Experimente machten und mit Vorliebe das Blut von Jungfrauen tranken. Klar, dass die alten Templer inklusive ihrer Pferde bei der Anwesenheit der hübschen Virginia sich nicht zurückhalten können. Kurz danach wird Virginias Leiche gefunden (obwohl die Gegend doch gottverlassen ist). Sie erlebt eine vampirhafte Aufersteheung, während Bette und Roger in Berzano dem Ursprung des Ganzen auf den Grund gehen.
Der Film hat einen eindeutigen Sexploitation-Hintergrund. Gerade die Szene, in der eine Jungfrau auf einer Folterbank von den Tempelrittern zu Tode gequält wird, spielt auf einen männlichen Sadismus an. Was dem Film aber den Status eines angeblichen Kultfilms eingebracht hat ist mit Sicherheit die Darstellung der toten Tempelrittern. Auch wenn die Masken und v.a. die Gummihände etwas billig wirken, erzeugen sie in Kombination mit der Zeitlupe und der atmosphärischen Musik/Geräuschkulisse eine eindrucksvolle Stimmung, die durch die wunderschönen Aufnahmen der alten Gemäuer noch gehoben wird. Die Darstellung der reitenden Leichen mit ihren langen Gewändern und v.a. die Szene, in der Virginia von den Reitern zu Pferd verfolgt wird, kennt man auch aus dem ersten Teil der Herr der Ringe Trilogie von Peter Jackson, als Frodo auf dem weißen Pferd mit Glorfindel von den Nazuguls verfolgt wird. Jackson ist schließlich ein bekennender Fan des Films....
Natürlich hat „Die Nacht der reitenden Leichen“ ihre Schwächen. Das 70er Jahre-Schmuddel-Image ist der eigentlichen guten Atmosphäre nicht zuträglich. Ärgerlich ist in der ungeschnittenen deutschen Version die Nachsynchronisation der einst herausgeschnittenen Szenen. Die unterschiedlichen Synchronstimmen für die selben Darsteller sind sehr auffällig.
Trotzdem präsentiert der Film dank toller Atmosphäre eine gediegene Gruselstimmung mit interessanter Story, auch wenn das alles nicht im Geringsten mit der realen Geschichte des Templerordens zu tun hat.
7 von 10 Punkten für den angeblichen Kultstreifen.