Aus den seligen 80er-Jahren, aus der Ära der Braddocks, Rambos und Phantom-Kommando, der Blütezeit des Actionkinos einer von muskelbepackten Ein-Mann-Armeen, reaktionär-patriotischer politischer Schwarz-Weiß-Malerei und over-the-top-Bodycounts dominierten Facon, die wohl leider nie, nie wiederkehren und das Genre auch in nächster Zeit an PG-13-, CGI- und Wackelkamera-Müll zugrunde gehen lassen wird, stammt mit „Red Dawn“ einer der vielen wundervollen Klassiker, die so einzig und allein in dieser Dekade möglich waren, heute unter keinen Umständen mehr gemacht würden und mit den Jahren nur an nostalgischer Klasse gewonnen haben. John Milius, seines Zeichens nicht nur für Barbarenkloppe wie Arnies 82er Durchbruch „Conan“, sondern auch durchaus intelligent-Anspruchsvolles wie das Drehbuch zum Antikriegs-Vietnam-Überepos „Apocalypse Now“ verantwortlich, schrieb und inszenierte hiermit einen glanzvollen Höhepunkt plumper Kalter-Kriegs-Propaganda, in dem er die Sowjetunion in den USA einmarschieren und eine Horde amerikanischer Schuljungs gegen die bösen Russen samt kubanischen Verbündeten zu Felde ziehen lässt.
Damit ist die Story des hierzulande als „Die rote Flut“ releasten Streifens auch schon hinreichend wiedergegeben, denn mehr als Nonstop-Guerilla-Krawall, in dem besagte Jugendliche bis an die Zähne bewaffnet in und um die Rocky Mountains kommunistische Invasoren zur Hölle jagen, hat der Streifen inhaltlich nicht zu bieten – für perfekte Unterhaltung reicht das aber bereits voll und ganz aus.
Allein der Reiz des der Parnoia der Zeit entsprungenen Szenarios an sich, den Dritten Weltkrieg mitten in die USA, einem Land, das abgesehen vom Außenposten Pearl Harbor niemals in seiner Geschichte einen Angriff auf eigenes Territorium erlebte, zu tragen, generiert eine packende Faszination, deren simple, sich Aspekten der Glaubwürdigkeit des Hergangs lediglich am Rande mit reichlich lapidaren Texttafeln widmende Storygrundlage druch den schwarz-weißen 80s-Holzhammercharakter nur an Charme gewinnt. Zudem weiß Milius seine Dystopie mit einer enormen atmosphärischen Dichte auszustatten und etabliert vom ersten Auftauchen der Russen, die ihre Invasion im kleinen Raum einer Highschool beginnen bis zur Wandlung der gesamten USA in einen bleihaltigen Kriegsherd ein fesselndes Flair, das die Klimax der in immer größeren Dimensionen stattfindenden Kampfhandlungen packend transportiert und diesen Effekt dabei erzielt, ohne unsere Helden geographisch wirklich weit herumkommen zu lassen.
Die kämpfen erst auf dem Schulgelände um ihr Leben, flüchten sich schließlich in die Berge, beraten in Dialogen und Szenen von nicht zu negierend hölzerner Machart über ihr weiteres Vorgehen, mutieren schließlich zur geschickt operierenden Partisanen-Gruppe und stehen schlussendlich als einen Russenkonvoi nach dem nächsten sprengende Elite-Einheit „Wolverines“ gefühlt auf einer Stufe mit den bestausgebildsten Spezialeinheiten des US-Militärs. Da die Glaubwürdigkeit des Geschehens ohnehin bereits in den Anfangsminuten flöten gegangen ist, stört das auch in keinster Weise.
Wer „Red Dawn“ auf seinen Realitätsgehalt, seine logische Schlüssigkeit oder gar eine politisch differenzierte Aussage abklopft, wird an Milius’ patriotischer Krawall-Granate mit Sicherheit keine Freude finden. Wer dagegen perekten Action-Budenzauber in einem unheimlich charmanten 80s-Szenario sucht, ist goldrichtig. Mag die Inszenierung auch gelegentlich holpern und der eine oder andere Übergang recht abgehackt wirken, wie nahezu alle seiner Schwächen verwandelt der partiell gar mit handfesten Spannungsmomenten überraschende Film sie durch den Nostalgie-Faktor kurzerhand in Stärken und lässt auf dem Actionsektor wahrlich keine Wünsche offen: Blutige Shootouts, riesige Feuerbälle, schweres Kriegsgerät, gigantomanischer Sachschaden und ein Bodycount, den selbst Rambo, hätte er gerade als Gastdozent im Klassenzimmer der Kids geweilt, nicht mehr nennenswert hätte maximieren können, freuen das Herz des Genrefans von der ersten bis zur letzten Minute. Dazu wird Amerika gepriesen, die Fahne des tapferen Patriotismus hochgehalten und das allseits beliebte Kommunistenfeindbild in einer simplifzierten Manier reihenweise in die ewigen Jagdgründe geschickt, die der Konfliktlösung in der Realität stets verwehrt blieb.
Auf Darstellerseite bereitet vor allem der Auflauf späterer Stars in extrem jungen Jahren Spaß: Neben C. Thomas Howell, Jennifer Grey und Dirty Dancer Patrick Swayze ballert sich ein gerade 19-jähriger Charlie Sheen durch seine erste Filmrolle.
Fazit: Mit „Red Dawn“ schuf John Milius als Regisseur und Drehbuchautor einen wunderbaren Actionknaller der Art, wie sie nur aus den tiefsten 80ern stammen kann: Reaktionäres, patriotisches Eindreschen aufs Cold War – Feinbild im Gewand feinsten Nonstop-Krawalls, mit einer blutjungen Heldenriege teils späterer Stars und einem atmosphärisch dicht präsentierten Szenario, dessen Faszination durch den aus heutiger Sicht omnipräsenten nostalgischen Charme noch ungemein gewinnt. Großes Entertainment!