Schon der Anfang von "Red Dawn" ist symptomatisch: In einer Kleinstadt erzählt der HighSchool-Lehrer gerade etwas über die fürchterlichen Mongolen aus dem Osten, doch wie es der Zufall so will, landen sowjetische Fallschirmjäger vor der Schultür und lassen es sich nicht nehmen, den fürsorglichen Pädagogen kurzerhand zu erschießen. Alles weitere ist schnell erzählt: Mit Hilfe der Kubaner - man muss glatt dankbar sein, dass nicht auch noch ein paar Vietcong aufmarschieren - errichten die russischen Invasoren ein gnadenloses Beatzungsregime. Nur ein paar Teenager rotten sich zu einer Wiederstandsbewegung zusammen und lassen keine Möglichkeit aus, ermordete Familienangehörige zu tüchtig rächen oder höchstpersönlich den Heldentod zu sterben.
"Die Rote Flut" ist ein sehr interessanter Film: Plakative Kalte-Kriegs-Propaganda der 80er für ein Teenager-Publikum. Aus heutiger Perspektive kaum verständlich, dass das jemals so ernst genommen wurde, wie es gemeint war. Einen solchen Steifen aus Sowjetproduktion, quasi mit umgekehrten Vorzeichen, hätte nur mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen ("Die sind halt so..."), aber sowas aus dem freiheitlichen, aufgeklärten Westen? Man muss nicht aus sicherer Entfernung vom Arbeiterparadies hinter dem Eisernen Vorhang träumen, um derlei hochnotpeinlich zu finden. Immerhin erhält man einen erstaunlichen Eindruck in das Denken der Leute vom Schlage eines John Milius. Wahrscheinlich bestand auf Seiten der Autoren (John Milius zusammen mit Kevin Reynolds) schlicht der Wunsch, nicht immer nur Drittweltpotentaten und Rebellengruppen in Stellvertreterkriegen aufeinander zu hetzen, sondern dem Russen endlich einmal direkt von Mann zu Mann gegenüber zu stehen - rund ein Jahr, bevor das John Rambo im Vietnamesischen Dschungel tat.
Hinter der durchsichtigen Proagandafolie ist "Die Rote Flut" vom Film her allerdings gar nicht mal so schlecht. Ganz im Gegenteil: die Handlung kann als solche mit Spannung überzeugen, und die Charaktere - auch wenn sie durch die Klischeezwänge der Teenie-Action-Genres sehr eingeengt werden - schlagen sich Dank des guten Schauspiels ebenfalls wacker. Ansehen lohnt sich auf jeden Fall, als Zeitvertreib wie aus der Lust am Grusel über den Hintergrund und an der Verächtlichkeit über die Wehrertüchtigungswerbung für US-Teenager (bei denen der Film naturgemäß anderes aufgenommen wurde als bei erwachsenen Kritikern im "Ausland") gleichermaßen.