Review

Der plötzliche Abbruch des Funkkontaktes zu Dr. Vogel gibt Anlaß zur Besorgnis. Besagter Dr. Vogel hat in einem Labor im Polargebiet, der Tower Mountain Research Station, Versuche mit Affen für das laufende Weltraumprogramm durchgeführt. Alles schien planmäßig zu laufen, bis man nichts mehr von ihm hörte. Nun ist rasches Handeln erforderlich, da es aufgrund der heftigen Schneestürme nicht so einfach möglich ist, die Forschungsstation zu erreichen. Die beiden erfahrenen Wissenschaftler Robert Jones (Robert Culp) und Frank Enari (Eli Wallach) werden mit den Aufgaben betraut, im Labor nach dem Rechten zu sehen, die bisherigen Unterlagen zu sichern, herauszufinden, was eigentlich passiert ist und das wichtige Forschungsprogramm abzuschließen. Als sie die Station betreten, herrscht Totenstille, es ist eiskalt, und einige der Räume sind noch dazu so verwüstet, als hätte dort jemand wild randaliert. Schließlich finden sie Dr. Vogel. Er sitzt tot und steif gefroren im Funkraum, das Fenster ist geöffnet, die Tür verschlossen. Ansonsten ist alles ruhig, die Stromversorgung funktioniert, die Versuchstiere sind unterkühlt aber am Leben. Da ihr Pilot (Michael C. Gwynne) mit dem Hubschrauber wieder zurückfliegt (und die Leiche für die Autopsie mitnimmt), sind sie von nun an völlig auf sich allein gestellt. Schon bald, nachdem sie ihre Arbeit aufgenommen haben, ereignen sich seltsame Dinge. Ein Fenster ist gekippt, eine Tür schließt sich von selbst, der Generator fällt aus. Es scheint, als wären sie nicht allein in der Station.

A Cold Night's Death ist einer jener fürs amerikanische Fernsehen produzierten Mystery/Horrorthriller, welche die Zeit überdauert und kaum etwas von ihrer Faszination verloren haben. Viele dieser TV-Filme funktionieren nach einem ähnlichen Schema. Eine originelle, billig umzusetzende Grundidee, eine überschaubare Anzahl von Protagonisten, eine (größere) Location, an der sich der überwiegende Teil der Handlung abspult, und eine unheimliche Bedrohung, die für Angst und Schrecken sorgt. Im Falle von A Cold Night's Death geht diese Rechnung einmal mehr auf. Christopher Knopfs für den Edgar Allan Poe Award nominiertes Drehbuch ist gut durchdacht und geschickt strukturiert, Robert Culp (I Spy aka Tennis, Schläger und Kanonen) und Eli Wallach (Il buono, il brutto, il cattivo aka Zwei glorreiche Halunken) erwecken ihre jeweiligen Figuren zu glaubwürdigem Leben, und Jerrold Freedman (Borderline aka Der Grenzwolf) setzt die Geschichte gekonnt in Szene, wobei er langsam aber kontinuierlich an der Spannungsschraube dreht. Da das Publikum immer nur so viel weiß wie die beiden Wissenschaftler, tappt man bis zum Ende im Dunkeln, wodurch eine dichte, mysteriöse Stimmung der latenten Bedrohung aufgebaut wird. Als unerklärliche Dinge geschehen paßt sich das Verhältnis zwischen Robert und Frank zunehmend den frostigen Außentemperaturen an. Es entsteht Mißtrauen und Paranoia, es kommt zu Spannungen, die sich mehr und mehr hochschaukeln und zu eskalieren drohen.

Die völlige Isolation der Protagonisten bzw. der Forschungsstation vom Rest der Welt wird gut vermittelt, und auch die Außenaufnahmen im Schnee mit dem immerzu pfeifenden Wind wissen zu überzeugen. Gil Melles spärlich aber effektiv eingesetzter Elektronik-Score (eher eine monotone Geräuschkulisse als ein melodisches Stück) erzeugt Unbehagen, und die Affen, die manchmal apathisch herumliegen, ein andermal wieder - ohne ersichtlichen Grund - total aus dem Häuschen sind und enervierend kreischen, sorgen für eine gewisse Gänsehaut. Und über allem schwebt der Hauch einer ungewissen, ominösen Bedrohung. A Cold Night's Death ist ein exquisites Mood Piece, das ohne große Effekte und ohne hektische Action ein fröstelndes Gefühl beim Zuschauer verursacht. Für Filme wie diesen wurde der Begriff Chiller erfunden. Und richtig schön chilling ist auch die grandiose Schlußszene, wo dem sorgfältig aufgebauten Schrecken endlich ein Gesicht gegeben wird. Kein Wunder, daß der Zahn der Zeit dem Streifen bislang nicht viel anhaben konnte, bei solch einer starken, memorablen Auflösung, die auch heute noch Eindruck hinterläßt und für einen befriedigenden Abschluß sorgt. Daß A Cold Night's Death darüber hinaus erfreulicherweise auch auf überflüssige Nebenhandlungsstränge und auf unnötiges Füllmaterial verzichtet, macht diesen knackigen, kompakt inszenierten Mystery-TV-Thriller nur noch gelungener.

Details
Ähnliche Filme