Die berüchtigte Dokumentation „Der Weg nach Eden“ bringt dem Zuschauer das Sterben schmerzlich nahe, führte unangenehme Realitäten vor die Augen des Zuschauers und schockierte mit expliziten Bildern echter Autopsien. Waren die verstörenden Sequenzen in diesem Kultfilm aber dem eigentlichen Gegenstand des Films untergeordnet, so verfährt „Faces of Gore“ genau andersherum. Hauptattraktion der Shockumentary-Reihe ist echter Gore, die Filme sind bekannt für ihr authentisches Material und den Verzicht auf gestellte Szenen. Auch die debile Moderation ist in Fankreisen bereits bekannt, ähnlich wie der respektlose Umgang mit den gezeigten Opfern und der gehässige Humor. Nachdem die drei Teile sich kontinuierlich in punkto Härtedarstellung und Boshaftigkeit übertreffen konnten, folgte der Zusammenschnitt „Best of Faces of Gore“, ähnlich wie es schon Jahre früher die Compilation „Best of Faces of Death“ vorgemacht hatte. Nochmals etwas Geld aus dem Namen und dem vorhandenem Filmmaterial zu pressen kann im Mondo-Genre schon als Tradition angesehen werden und so verwundert es wohl keinen, dass sich Todd Tjersland diese Gelegenheit nicht ausließ.
In der ersten Stunde dieses Machwerks gibt es nochmals die Höhepunkte der Vorgänger zu sehen, von den blutigsten Szenen fehlen aber auch einige, schließlich ist der Gewaltpegel aller drei Filme enorm hoch. Zunächst gibt es also nichts Neues zu sehen und selbst eingefleischte Fans werden sich langweilen, in der letzten halben Stunde werden dann die oben erwähnten Autopsie-Szenen ausgepackt. Die übertreffen dann sogar beinahe die Zeigefreudigkeit des legendären dritten Teils, wer schon mit „Der Weg nach Eden“ nicht klar kam, dem versichere ich an dieser Stelle eine Kotzgarantie. Da zu dem gezeigten Elend keinerlei Bezug aufgebaut wird und es weder einen roten Faden noch eine tiefere Aussage gibt, bleibt die Schockwirkung aber mittlerweile aus, vielleicht der Hauptgrund warum Tjersland bisher auf einen vierten Teil verzichtete. Wahrscheinlich bietet das „Best of“ die meisten abartigen Close-Ups der gesamten Filmgeschichte.
Das Intro liefert uns der Regisseur selbst, Tjersland hat allerdings nicht wirklich was zu sagen und sein Gehabe wirkt ebenso infantil wie die gewohnte Tour von Vincent van Gore. Wie in seinen Auftritten als Schauspieler lässt er hemmungslos seinem Spaß am Overacting freien Lauf, Talent dafür besitzt er aber bedauerlicherweise nicht.
Fazit: Ebenso wie die drei eigentlichen Teile verzichtbarer und schwer fragwürdiger filmischer Abschaum. Wer sich ein Bild von der Reihe machen will ist mit diesem Zusammenschnitt ebenso gut bedient wie mit einem der drei Teile, trotzdem kommt hier nur die Tiefstnote in Frage:
01 / 10