Henry (Jack Nance, BLUE VELVET, DUNE) ist ein kraushaariger, eingeschüchterter Mann mit Stiften in der Brusttasche. Er lebt in einer alptraumhaften, von verfallenen Fabrikanlagen umrahmten Schattenwelt. Die Fenster in seinem Apartment sind zugemauert. In dem Heizkörper neben seinem Bett wohnt eine kleine, pausbackige Sängerin. Als Henry seine Verlobte Mary X bei ihren Eltern besucht, wird ihm unterbreitet, dass Mary schwanger sei und dass beide nun in seiner Wohnung zusammen leben sollen. Das Baby der beiden ist eine Frühgeburt, ein degenerierter, kränklicher, ständig kotzender Kalbsfötus. Das Zusammenleben von Henry und Mary gestaltet sich schwierig. Als Eltern sind beide überfordert. Ferner fühlt sich Henry eher zu der Nachbarin und der Frau im Heizkörper hingezogen...
Düster, düsterer, düstererer, ERASERHEAD. Der erste Langfilm von Surrealist David Lynch, an dessen Fertigstellung der Regisseur geschlagene fünf Jahre gearbeitet hatte, ist ein abstrakter Horror- und Experimentalfilm, wie er nur aus der Hölle selbst entstammen kann. Zappelnde, gebratene Wachteln, aus denen eine blutige Soße läuft. Die weiblichen Protagonisten werden von epileptischen Anfällen gebeutelt. Die Frau in der Heizung trampelt auf Mutantenspermien herum. Henry begeht ein Techtelmechtel mit der Nachbarin in einem zur Wanne umfunktionierten Bett gefüllt mit brodelnder Milch. Der Film ist, wie bei Lynch so üblich, ein Spiel mit Assoziationen. Die mutierte Frühgeburt als personifiziertes Schamgefühl oder Ausdruck von unterdrückten Sehnsüchten? Was hinter den Bildern steckt, kann jeder nach eigenem Ermessen interpretieren. Meister Lynch gab nie ein offizielles Statement ab, was er mit dem Film habe sagen wollen. Somit bleibt einem nichts anderes übrig, als sich dem hypnotischen, in seinen Bann ziehenden, bodenlos tristen Schwarzweiß - dem abgrundtief diabolischsten Schwarzweiß neben dem in PI, BEGOTTEN und DEAD MAN - zu ergeben und den Mann mit der Steckdosen-Frisur auf seiner halluzinatorischen Reise zu begleiten. Die in Pechschwarz getauchten Bilder werden untermalt von bösen Quietschgeräuschen und bedrohlichem Dröhnen wie von Turbinen. Oft weiß man nicht, ob man lachen oder schreien soll. Besonders zwischenmenschliche Interaktionen stellt der Streifen so übertrieben grotesk und negativ überzeichnet dar, dass beinahe so etwas wie Humor entsteht ("Look At My Knee! LOOK AT MY KNEE!!!"). Der Film endet jedenfalls damit, dass Henry der Kopf abfällt und in die Werkstatt kommt, wo aus seinem Gehirn Radiergummis gemacht werden.
Fazit:
"In Heaven Everything Is Fine" - Aus künstlerischer Sicht wohl so etwas wie der beste Horrorfilm aller Zeiten.