Monty Pythons eigenwillige Interpretation des Ursprungs christlichen Glaubens gilt heute als der beste Film, den das britische Komiker-Sextett auf die Filmwelt losgelassen hat. Einerseits eine respektlose Abrechnung mit religiösem Fanatismus und der Beschränktheit der Erzkonservativen, ist "Das Leben des Brian" auch eine herrliche Satire auf die studentischen Revolutionsbewegungen Ende der 60er.
Aufgebaut haben das die Pythons wie gewohnt in Sketch-Form, einzelne Gags verknüpfen die Szenen, was für viel Abwechslung sorgt. Neben all den politischen und religiösen Anspielungen gibt es selbstverständlich wieder einmal kaum Zeit zum Luftholen, so abgrundtief komisch sind ein paar Sketche. Legendären Status haben die Steinigungsszene, bei der anscheinend "Weibsvolk" anwesend ist, der Sprachfehler von Pontius Pilatus sowie dessen Freund "Schwanzus Longus", diverse One-Liner und die finale Kreuzigung erreicht. Letztere löste zahlreiche Kontroversen aus, ist sie doch derart respektlos vor dem Herrn, dass streng gläubige Christen einfach auf die Barrikaden gehen musste. Meiner Meinung nach gibt es daran nichts Blasphemisches zu bemerken, vielmehr vermittelt diese Sequenz das positive Lebensgefühl der Komiker.
Brian hatte ein Scheiß-Leben: Er war immer von der Mutter abhängig, nie in festen Händen einer Frau, erfährt sogar dass sein Vater ein verhasster Römer war und wird ungewollt zum Heiligen gesprochen, was zur Ursache hat, dass er unschuldig ans Kreuz genagelt wird. Am Ende verlassen ihn sogar seine treuen Anhänger der "Volksfront von Judäa", seine einzige Liebschaft missversteht und seine Mutter verschmäht ihn. Brian hängt also am Balken, von allen verlassen, und stimmt dennoch in "Always look on the bride side of life" mit ein.
Wer das noch ernst nimmt, ist selbst schuld und genau diesen Leuten will "Das Leben des Brian" einen Spiegel vorhalten, insofern, dass man den Inhalt der Bibel nicht als geltend ansehen darf, weil niemand die Wahrheit kennt. Wie leicht Messiaskulte in dieser Zeit zustande kommen können, zeigt die durch Zufall wachsende Anhängerschar Brians, die ihm blind und willenlos folgen, obwohl der eigentlich gar nichts für sie getan hat. Glauben, ohne zu hinterfragen - das ist es, was die Pythons anprangern.
Herrlich auch die Anspielungen auf linke Untergrundbewegungen, von denen gleich drei vorkommen. Deren Ansprüche erfüllen sich nicht, weil sie lieber sinnlos diskutieren, als Taten sprechen zu lassen und wenn sie mal was für ihre Ziele tun, dann kommen sie sich gegenseitig in die Quere.
Bei der absolut makellosen Inszenierung muss man noch das ungewöhnlich niedrige Budget anmerken, was auch daran liegt, dass die Komiker in nahezu alle vorhandenen Rollen selber rutschten, selbst in weibliche Körper.
"Das Leben des Brian" gilt bis heute als das kontroverseste Stück von Monty Python, für mich eindeutig ihr bester Film. Manchmal absurd bis ins Mark (Raumschiff!) und zu jedem Zeitpunkt nicht nur zum totlachen, sondern auch voller zynischer Anspielungen auf erzreligiöse Hinterherläufer. Dafür liebe ich ihn, gerade in Zeiten, in denen die Zeitungen voll mit einem diskussionsunwürdigem Teil wie "Die Passion Christi" sind. Dagegen ist "Monty Python's Life of Brian" ein wahrhaftig heiliger Film.