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„Wenn ich den erwische, der uns verpfiffen hat, dem polier‘ ich die Eier nach der Methode P38!“

„Das Schlitzohr und der Bulle“ ist ein weiterer Poliziesco, der unter der Regie Umberto Lenzis („Die Viper“) entstand. Er datiert auf das Jahr 1976 und ist nach „Der Berserker“ die zweite Zusammenarbeit Tomas Milians („Der Gehetzte der Sierra Madre“) und Henry Silvas („Der Mafiaboss – Sie töten wie Schakale“) für Lenzi. Die Rolle des ermittelnden Kommissars wurde diesmal nicht Maurizio Merli, sondern Claudio Cassinelli („Killer Cop“) zuteil.

Der Schwerverbrecher Brescianelli (Henry Silva) hat Camilla, die kleine Tochter eines reichen Geschäftsmanns, entführt, die aufgrund einer Nierenkrankheit seither in akuter Lebensgefahr schwebt, da sie dringend eine Dialyse benötigt. Die Polizei kommt mit herkömmlichen Ermittlungsmethoden nicht weiter und gibt Kommissar Sarti daher grünes Licht, den Kleinkriminellen Marazzi, genannt „Maccaroni“, aus dem Gefängnis zu entführen. Dieser kennt die lokale Unterwelt wie seine Westentasche und soll bitteschön dabei helfen, Brescianelli bzw. das Mädchen aufzuspüren.

„Dich kauf ich mir!“ – „Dann fang schon mal an zu sparen!“

Dieser in einem DER Hochjahre des ruppigen Poliziescos entstandene Film Umberto Lenzis war zum Zeitpunkt seines Erscheinens in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich für diesen Regisseur. Ein Grund dafür ist der ungewohnte komödiantische Ton vieler Szenen, den Drehbuchautor Sacchetti inspiriert von Spencer/Hill-Italo-Western-Komödien einbrachte und – der zweite Grunde – zusammen mit Tomas Milian erstmals für einen Lenzi-Bullenfilm an der Rolle eines Kriminellen feilte, der neben einem aufrechten Polizisten zum Protagonisten wird, ohne den der Vertreter des Gesetzes alt aussehen würde. „Maccaroni“ avanciert zum Sympathieträger und gemahnt an manch Terence-Hill-Rolle, fällt dabei jedoch wesentlich gefährlicher aus und erschießt aus Rache auch schon mal ohne große Not sein Gegenüber. Dies verleiht Maccaroni eine zynische, abgeklärte Note und lässt ihn nicht zur Witzfigur verkommen. Während Henry Silva in „Der Berserker“ noch der Selbstjustiz-Bulle war, darf er hier wieder den abonnierten Bösewicht mimen. Und als den unorthodoxen, schlagkräftigen Cop engagierte man diesmal überraschenderweise nicht Maurizio Merli, sondern Claudio Cassinelli, der zuvor in „Killer Cop“ unter der Regie Luciano Ercolis voll überzeugte, neben Milian aber leider etwas verblasst. Gerüchten zufolge wollte Milian nach „Die Viper“ nicht mehr mit Merli zusammenspielen, da letzterer seine Rollen anscheinend etwas zu ernst nahm. Doch auch Cassinellis Kommissar Sarti ist kein Kind von Traurigkeit und darf fleißig prügeln und foltern.

Wie auch immer, mit der Rolle des afrotragenden, harten aber herzlichen Tunichtguts Maccaroni schafft „Das Schlitzohr und der Bulle“ eine Identifikationsfigur außerhalb des Law-&-Order-Bullen-Machismo und versieht die Handlung neben frechen Sprüchen mit anarchischem Charme. Zunächst wähnt sich der Zuschauer kurioserweise jedoch in einem Italo-Western, der sich nach kurzer Irritation indes als Film und Film entpuppt, der von den Gefängnisinsassen angeschaut wird. Weitere Verweise auf die heimische Filmkultur bietet das städtische Kino, in dem offensichtlich „Vier im roten Kreis“ und „Salon Kitty“ laufen. Sarti und Maccaroni bilden eine ungleiche Zweckgemeinschaft, die sich gegen zahlreiche Gefahren behaupten muss, von gegenseitigem Respekt geprägt ist, der sich mit zunehmenden Verlauf stärker ausbildet, jedoch nie Gefahr läuft, in Buddy-Movie-Kitsch aufzugehen. Im Verlauf der recht stringent und spannend inszenierten Handlung stellt Lenzi seine Landsleute vornehmlich quasi als verbrecherische, geldgierige, illoyale Typen dar, die zudem gern mit Waffen herumhantieren. Daraus resultieren einmal mehr Verfolgungsjagden, Schießereien und viele Tote – für reichlich Action ist gesorgt. Als genial empfinde ich die Idee, Eisengesicht Silvas Rolle eine Gesichtsoperation zu unterstellen; herrlich bizarr fiel der Überfall des Erschießungskommandos in einer quietschbunten Bude aus, die der Villa Kunterbunt locker Konkurrenz machen dürfte. Milian schlüpft in verschiedenste Kostüme und sorgt für Kurzweil und großen Unterhaltungswert, der Film steht und fällt letztlich mit ihm. Seine Rolle, die eine Art Leichtigkeit ins schwergewichtige Poliziesco-Genre brachte, stand folgerichtig Pate für Filme wie „Die Kröte“ (ebenfalls unter Lenzi) oder die „Tony Maroni“-Reihe, für die Milian die Seiten wechselte.

Untermalt wird das muntere tödliche Treiben Italo-üblich mit toller Musik, für die in diesem Falle Bruno Canfora verantwortlich zeichnet. Tempo, Action, Witz und nicht zuletzt die gezeigte Option des sympathischen kleinkriminellen Außenseiters als Gegenentwurf zum Prügelprollbullen machen unter der gekonnten Regie Umberto Lenzis aus „Das Schlitzohr und der Bulle“ einen hervorstechenden Polizeifilm, der gleichermaßen inhaltlich gereift wie juvenil frech und verspielt wirkt und sich seine 7,5 von 10 Afro-Perücken redlich verdient hat.

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