Kai ist in Hongkong in einem Restaurant angestellt. Als er jedoch von seinem Boss beim Geschlechtsverkehr mit dessen Frau gestört wird, sieht Kai nur einen Ausweg: er tötet die beiden bestialisch, doch die kleine Tochter kann entkommen. Kai flüchtet darauf nach Afrika, wo er wieder einen Job in einem Restaurant annimmt. Als er mit seinem Chef in ein Eingeborenendorf fährt, um dort Schweine zu kaufen, vergewaltigt Kai nebenbei eine Eingeborene. Was er aber nicht weiss: die Frau hat den Virus Ebola. Kai steckt sich natürlich an, merkt aber vorläufig noch nichts. Plötzlich wird er dann krank, wird aber schnell wieder gesund, da er einer der wenigen Menschen ist, die immun gegen das Virus sind. Als er mal wieder beim ficken mit der Frau des Chefs erwischt wird, tötet er beide und verarbeitet sie zu Fleischbällchen, welche er im Restaurant verkauft. Alle Leute, die diese essen, stecken sich automatisch auch mit Ebola an. Das Virus verbreitet sich schnell. Als Kai wegen Mord gesucht wird, reist er wieder nach Hongkong zurück. Doch dort sucht ihn die Polizei auch schon mit Unterstützung der Tochter seines früheren Arbeitgebers...
Zynisch, schwarzhumorig, makaber, kompromislos, hart und eklig, all diese Begriffe treffen auf das Werk von herman Yau zu, so das man eigentlich von der ersten Minute an weiss, das man es hier nicht mit einem seichten Kaffeekränzchen zu tun bekommt. Vielmehr ist "Ebola Syndrom" ein Film, der in allererster Linie von seinem grandiosen Hauptcharakter Kai (Anthony Wong Chau-Sang) und dessen herausragendem Schauspiel bestimmt wird. Die Darstellung eines Mannes, der wirklich zu 100 % nur an sich selbst denkt und dem alle anderen Menschen scheinbar vollkommen egal sind wird hier so eindrucksvoll in den Vordergrund gerückt, das die Figur einem phasenweise kalte Schauer über den Rücken jagt. Der Begriff Rücksichtslosigkeit erhält hier eine vollkommen neue Dimension, so das man einen egoistischen menschen im Prinzip vollkommen neu erfinden muss. Wenn man es nicht besser wüsste, dann müsste man schon fast zwangsläufig davon ausgehen, das Wong sich hier selbst spielt, so eindrucksvoll und authentisch wirkt sein Schauspiel, das einem stellenweise schon richtig unter die Haut fährt.
"Ebola Syndrom" ist ein Film, der vollkommen abseits jeglichen Mainstreams anzusiedeln ist und insbesondere zartbesaitete Gemüter sollten sich ganz genau überlegen, ob es sinnvoll ist, sich dieses Werk anzusehen, das doch über einen sehr beachtlichen Härtegrad verfügt, der sich aber längst nicht nur durch visuelle Eindrücke offenbart. Vielmehr hat es Regisseur Herman Yau nahezu perfekt verstanden, eine mehr als gelungen Kombination aus visueller Härte und der Härte, die sich im Kopf des Zuschauers entfaltet, zu erschaffen. Hinzu kommt eine gehörige Anzahl wirklich ekliger Szenen, so das Leute mit einem empfindlichen magen besser einen großen Bogen um diesen Film machen sollten. Manch ein Gorehound mag vom vorhandenen Härtegrad eventuell sogar etwas enttäuscht sein, denn werden viele Passagen doch eher im Ansatz gezeigt, wobei sich dann die wahre Härte in der Vorstellung des betrachters entfaltet. Dies geschieht allerdings auf eine so brachiale Art, das man sich größtenteils eines sehr beklemmenden gefühls kaum erwehren kann, das fast zwangsläufig in einem aufsteigt.
Das dabei auch immer wieder aufsteigende Ekelgefühl äussert sich insbesondere in den Passagen des Filmes, die automatisch an einen Film wie "The Untold Story" erinnern, denn auch hier werden Menschen getötet und zu Fleisch verarbeitet, das dann später in einem restaurant den Gästen in Form von Hamburgern serviert wird. Gerade bei diesen Passagen kann das psychische Element der Geschichte greifen, denn entsteht doch schon ein flaues Gefühl im Magen des Zuschauers, wenn man sich vorstellt, was diese Menschen gerade essen. Hinzu kommt die tatsache, das die Hamburger zudem noch als Überträger des Ebola-Virus dienen und man kann sich denken, das die Anzahl der Todesopfer nicht gerade gering ist. das alles interessiert Kai aber herzlich wenig, denn selbst zu dem Zeitpunkt als ihm bewust wird, das er mit dem Ebola-Virus infiziert ist und so einen absolut tödlichen Überträger darstellt, denkt er nur an sich selbst. Statt verzweifelt zu sein, kommt ihm nichts anderes in den Sinn, als möglichst viele Menschen auch zu infizieren, was die zynische Seite seines Charakters noch einmal ganz besonders in den Vordergrund rückt.
Letztendlich ist "Ebola Syndrom" ganz sicher ein Film, der nicht für zarte Gemüter geeignet ist. Besonders gut hat mir der Aspekt gefallen, das Herman Yau es nicht darauf angelegt hat, den Film in eine sinnbefreite Gewaltorgie ausarten zu lassen, sondern die schon erwähnte Mischung aus visueller Härte und der Härte zu erschaffen, die im Kopf stattfindet. Das daraus entstehende Endprodukt ist an brachialer Gewalt schwer zu toppen und hinterlässt einen sehr beklemmenden und nachhaltigen Eindruck, dessen man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Hinzu kommt die exzellente Grundstimmung des Filmes, die herrlich versifft und dreckig erscheint. Und selbst in einer so schonungslos dargestellten Geschichte wie hier ist dann auch noch Platz für jede Menge erstklassigen und tiefschwarzen Humor, der in den meisten Einstellungen ganz vortrefflich zum Ausdruck kommt und dem Geschehen eine ganz besondere Note verleiht. Untermalt wird das Geschehen dann auch noch von einem erstklassigen Score, der insbesondere die bedrohliche Atmosphäre noch mehr hervorhebt, so das man insgesamt von einem erstklassigen Film-Erlebnis sprechen kann, das man nicht so schnell vergessen wird.
Fazit:
"Ebola Syndrom" ist wirklich ein sehr hartes und beklemmendes Stück Film, das nicht spurlos an einem vorbeigeht. Hier wird man mit Cat III Kino der allerersten Güte konfrontiert, das extrem brutal und schonungslos über einen hineinbricht. Die hier gewonnenen Eindrücke sind durchaus dazu in der Lage, den Zuschauer richtig zu schocken, stimmen aber auf der anderen Seite auch nachdenklich und erzeugen dabei eine Sichtweise über den Begriff Egoismus, den man in dieser ausgeprägten Form vielleicht noch nicht gesehen hat.
9/10