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„Jedem von uns schlägt einmal die Stunde.“

Ottfried Preußlers auf einer sorbischen Sage basierendes, populäres und mit Preisen dekoriertes Jugendbuch „Krabat“ wurde im Jahre 1978 in tschechoslowakisch-deutscher Koproduktion vom Tschechoslowaken Karel Zeman in Form eines Animationsfilms erstverfilmt.

„Die Liebe ist stärker als alle Zauberer!“

Irgendwann zu einer längst vergangenen Zeit streift der junge Vagabund Krabat durch die Lausitz und lernt zwei andere Jungen sowie einen Raben kennen, der ihn zu einer geheimnisumwitterten Mühle geleitet. Der alte Mühlmeister stellt Krabat als Lehrling ein und arbeitet fortan mit zehn weiteren Jugendlichen zusammen. Doch der Meister ist nicht nur Müller, sondern auch ein dämonischer Zauberer, der mit harter Hand über seine Arbeiter herrscht. Seine Schüler weiht er in die Zauberkünste ein, jedoch aus egoistischen Motiven – und wer sich als zu schwach erweist oder sich gegen ihn wendet, ist des Todes…

Krabat führt als homodiegetischer Erzähler aus dem Off durch die dialogarme Handlung, die in Form eines Zeichen-/Scherenschnitttrick-Märchens angelegt wurde. Durch den Verzicht auf einen allwissenden Erzähler ist man näher an der Hauptfigur, die sich bewusst ruckhaft animiert durch ein eckiges und kantiges, relativ abstraktes Ambiente bewegt. Für Elemente wie Feuer und Wasser oder auch Qualm wurde jedoch auf Realaufnahmen zurückgegriffen, die in die Tricktechnik integriert wurden. Dieser Stil wirkt aus heutiger Perspektive etwas fremd und erweist sich als etwas gewöhnungsbedürftig, entfaltet durch seine Reduktion aber schnell einen ganz eigenen Charme.

Der Mühlmeister sieht wahrlich furchteinflößend aus, in seinem Umfeld sind Tote zu beklagen, Gebeine und Blut gehören wie selbstverständlich zur Ausstattung des Retro-Industrial-Gothic-Märchens mit seiner unheilvollen, düsteren Atmosphäre und der unheimlichen musikalischen Untermalung. Für ein allzu junges Publikum ist „Krabat“ daher auch in dieser Verfilmung sicherlich nichts, wenngleich die Sage – passend zum visuellen Stil – unter Zeman stark vereinfacht wurde und die Figuren recht oberflächlich bleiben. Um eine Charakterstudie handelt es sich bei dieser Verfilmung also keinesfalls, dafür aber um eine dramaturgisch prima, wenn auch erwachsene Zuschauer(innen) nicht allzu fordernd umgesetzte Allegorie sowohl auf Macht und ihren Missbrauch als auch auf die hoffnungsspendende Kraft der Liebe gegenüber Destruktivität, Abhängigkeiten und Uniformität.

Diese Inhalte machen Preußlers Werk ebenso zeitlos wie dieses wunderbar unprätentiöse Resultat der fruchtbaren, den eisernen Vorhang überwindenden Zusammenarbeit zwischen dem (bundes-)deutschen Fernsehen und kreativen Studios des damaligen Ostblocks. Tipp: Im Winter schön ins Bett kuscheln und bei einer Tasse heißen Kakaos „Krabat“ gucken – oder lesen…

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