Review

Seine Kinder wollten ihn in einem Film einmal als echten Helden sehen, so hat Richard Burton damals und später seine Teilnahme an dem Spionage-WW2-Kracher „Where Eagles Dare“ beschrieben. Tatsächlich war die Filmwahl sehr ungewöhnlich für den dramenerprobten Shakespeare-Darsteller, der schon damals in seiner wilden Ehe mit Elizabeth Taylor mehr für seine sperrige Rollenwahl bekannt war.

Unter der Ägide des Ex-Schauspielers Brian G.Hutton, wahrhaftig kein Meister seines Fachs, aber immerhin mit einem passablen Händchen für Unterhaltung ausgestattet, kam dabei ein Agentenreißer zusammen, der sich zwar zwischen alle Stühle setzt, aber in punkto Unterhaltung wieder Raum gutmacht.

Erfreulich, daß das Duo Burton/Eastwood, das auf den ersten Blick nun überhaupt nicht zueinander passen will, im Film dennoch miteinander harmoniert und das auch noch jeder auf seine unnachahmliche Art und Weise. Während Burton den Plot vorantreiben darf und für den Großteil der Dialoge verantwortlich zeichnet, spielt Eastwood als einziger Amerikaner bei einer Rettungsaktion für einen kriegsentscheidenden General mal wieder den wortkargen Schweiger und es kommen tatsächlich einige Filmminuten zusammen, ehe der Mime das erste Mal den Mund aufmacht, dafür sorgt er für mehr Action.
Aber gerade weil sie aneinander vorbei spielen, können sie jeder für sich bestehen.

Und das rettet das ganze Werk, denn der Thriller nach dem Erfolgsautor Alistair McLean besticht nicht gerade durch ausgefeilte Logik, sondern übertölpelt vielmehr sein Publikum gleich mehrfach während des Films.
Damit wird „Where Eagles dare“ zum Vorläufer moderner Filme wie „Die üblichen Verdächtigen“, indem er während der Laufzeit den bestehenden Status Quo immer wieder über den Haufen wirft, weil sich hier so ziemlich jeder nacheinander als Doppel- oder Triple-Agent entpuppt, bzw. vorgibt jeweils einer zu sein.

Das entschädigt immerhin für ein relativ ruhiges erstes Drittel, daß einfach nur nach einer geheimen Rettungsaktion aus Kriegsjahren ausschaut, auch wenn es wenig wahrscheinlich klingt, daß mitten im Krieg (wir schreiben wohl den Kriegswinter 43/44) ein US-General quer über Europa fliegt, um dann in den Alpen abgeschossen zu werden.
Bis man sich dann daran erfreuen kann, wer hier eigentlich wen und zu welchem Zweck entlarven will, baut der Film ganz gemütlich auf, während der britisch-amerikanische Trupp den Sturm auf die Alpenfestung plant. Das kann bisweilen ein bißchen langweilig werden, weil gewisse Elemente erst im Showdown wieder an Bedeutung gewinnen, aber es werden genügend rote Heringe ausgestreut, um das Rätsel am Laufen zu halten.

Burton agiert wie üblich schön stoisch, hat dann aber bei der Decouvrierung im Konferenzsaal der Festung vor Nazi-Größen und seinen eigenen Begleitern endlich seinen großen Auftritt. Drumherum drapiert sind reichlich Explosionen, vor allem im letzten Viertel und einige knallige Feuergefechte, für die Hutton ein gewisses Händchen zeigt.
Und selbst alles alles vorbei zu sein scheint, gibt es noch eine Überraschung nachgeliefert, die einen runden Abschluß bringt.

Was für Burton eine angenehme Abwechslung war (obschon wohl sehr kalt), war für Eastwood ein Ergänzungspart in seiner sich entwickelnden Karriere jenseits des Mannes ohne Namen aus den Leone-Filmen und ein Kassenerfolg noch dazu.
Heute kann man sich an diesem knackebunten Unterhaltungsfilm einfach nur noch erfreuen, auch wenn man mitunter den Kopf schütteln möchte.
Ein idealer Film für einen kalten Tag draußen, während man mit Schnupfen auf dem Sofa festsitzt. (8/10)

Details
Ähnliche Filme