Eine lange Reise...25.10.2009
Oscars hat es gegeben, Nominierungen zuhauf - da bin ich sogleich skeptisch, denn das bedeutet an sich nur, daß man den Kritikern gefallen will und sich einen Dreck um das Massenpublikum schert. Meist haben wir es mit schwerer Kost zu tun, wenn irgendwo Oscar draufsteht - und das ist hier nicht anders. Viele bekannte Gesichter sind auf dem langen und beschwerlichen Weg nach Cold Mountain mit an Bord, sogar Donald Sutherland darf hier einen schönen Tod sterben - aber so richtig fesselnd ist der Streifen nicht. Das mag vielleicht auch an Nicole Kidman liegen, die auch hier wieder keine gute Leistung ablifert und von Frau Zellweger an die Wand gespielt wird. Gemein, denn die Rolle der Zellweger ist auch wesentlich interessanter angelegt als die der Kidman. Nicole darf einfach den ganzen Film über traurig aus der Wäsche gucken, sich zum Schluß kurz nackt machen und dann ein Kind großziehen. Toll. Dafür bekommt man eben auch keinen Oscar.
Die Story indes hat auch keinen Preis verdient, denn eigentlich geht es nur darum, daß ein Mann im Bürgerkrieg nach Hause will. Inman heißt er, ist verwundet, bei den Südstaatlern unter Flagge und in die spröde Ada verliebt - warum, wissen allein die Götter, denn es gab nur einen einzigen Kuß. Den ganzen Krieg über denkt Inman nur an Ada - und diese an ihn. Ach, sie haben es schon schwer, die Liebenden in Zeiten des Krieges. Inman nun hat die Schnauze voll vom Töten und läuft heim - was angesichts der Tatsache, daß er als Deserteur dem Tode geweiht ist, kein Zuckerschlecken ist. Auf dem Weg hat er einige Male Glück, hat skurrile Weggefährten, hat aber immer sein Ziel im Blick. Und das erreicht er auch, doch ein Happy-End bleibt den Liebenden verwehrt.
Welche Dramatik! Hundertvierzig Minuten verfolgen wir Jude Law und sein trauriges Gesicht quer durch Amerika. Wir verfolgen auf der anderen Seite die Bemühungen zweier Damen beim Wiederaufbau und dem Unterhalt einer Farm. So richtig packend aber ist das alles nicht, es wirkt episodenhaft, gestreckt und auf Oscarreife getrimmt. Selbst das tragische und dramatische Ende des Films haut nicht vom Stuhl, denn es wirkt so, als habe man den Film mit Absicht tragisch enden lassen müssen. Auf der anderen Seite sind positiv zu nennen die schönen Landschaftsaufnahmen, die sehr realistischen Gefechtsszenen und die gut besetzten Nebenrollen - hier ragt in meinen Augen der dicke Winstone heraus. Aber im großen und ganzen ist Meister Oscar eher nicht verdient - und dieser Film kein Hochgenuß, sondern einfach ganz nett...7/10.