Nummer 1: Ada, die Tochter eines Reverends und als sehr unhandwerklich und verwöhnt gilt, und Inman, ein Handwerker, der nicht sehr viel spricht.
Nummer 2: Sie kommen sich näher, doch der Krieg trennt diese Beiden. Dennoch verspricht sie ihm, auf ihn zu warten, bis er zurück ist, es kann ja nur ein paar Monate dauern.
Nummer 3: Inman wird angeschossen und landet im Lazarett. Seine Rückkehr verzögert sich und Ada rechnet mit dem Schlimmsten. Sie verliert inzwischen ihren Vater.
Nummer 4: Irgendwann desertiert Inman, um Ada aufzusuchen. Eine lange, beschwerliche Reise liegt vor ihm. Ada hat mittlerweile auf der Farm ihres verstorbenen Vaters Besuch bekommen. In Form der etwas skurrilen, aber umso sympathischeren Ruby, die Ada so Einiges leert.
Eine lange, beschwerliche Reise also. Auf der liegt auch das Hauptaugenmerk des Films. Inman hält es irgendwann mal nicht mehr ohne Ada aus. Ursprünglich hieß es, der Krieg dauert eh nur einen knappen Monat, daher war es für ihn nicht so schlimm, seine Geliebte, die er eigentlich kaum kennt, zu verlassen. Ein dann überraschend hartnäckiger Krieg und seine Verletzung zerstörten seine optimistischsten Planungen und lassen ihn viel länger von Cold Mountain, dem Ort, an dem Ada sich niedergelassen hat, entfernt.
Die Reise ist dann diskussionswürdig. Sie besteht eigentlich hauptsächlich darin, eine Reihe durchgeknallter und verrückter Charaktere zum Vorschein zu bringen. Sei es der Priester, der seine Sklavin geschwängert hat und daher eine Klippe herunterschmeißen will. Und auch sonst immer ein Rohr verlegen will. Sei es Alessandro Nivolas Familie, die eigentlich auch nur Sex im Kopf haben, was unserem Pfarrer jedoch bestens entgegenkommt. Zu Hause, im guten alten Cold Mountain, ergeht es Aba nicht besser. Plötzlich taucht die hilfsbereite und handwerklich sehr begabte Ruby auf, die fortan bei Aba wohnt und ihr zeigt, was richtige Gartenarbeit ist und wie man die Farm auf Vordermann bringt. Beide, sowohl Inman als auch Ada, müssen sich im Verlauf des Films mit den Yankees, knallharten Plünderern, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, auseinanderschlagen, wobei bei Inman noch erschwerend hinzukommt, dass er Fahnenflüchtiger ist und somit von der Nationalgarde gesucht wird. Die Reise ist also alles andere als angenehm (was für eine Alliteration) für Inman.
Auch wenn sie sich kaum kennen und vor dem Krieg so gut wie gar nicht gesehen haben, geschweige denn miteinander geredet, ist das Verlangen nach dem Anderen so groß, dass Inman Tausende von Kilometer auf sich nimmt und Ada nur auf ihn wartet. Beide könnten zwischendurch das ein oder andere Vergnügen haben, doch Beide verzichten liebend gern. Wobei Inman ja schon mal kurz überlegen und seine Gedanken sammeln muss.
Aba verändert sich jedoch stark in Inmans Abwesenheit. Sie lernt kochen, sie beherrscht ihr Handwerk und vor allem, sie lacht. Gesteht sie Inman vor dessen Abreise noch, dass sie ein Lächeln nicht halten kann und sie ihm daher nur ein Foto von ihr, auf dem sie recht gefühlskalt zu sehen ist, geben kann, verändert sie sich durch Rubys Anwesenheit so stark, dass sie gleich richtig lebensfroh ist.
Kommt inman letztendlich dann in Cold Mountain an, dauert es nicht lange, bis der Zuschauer eines der größten Ärgernisse der noch jüngeren Filmgeschichte ertragen muss. So erging es zumindest mir. ---SPOILER--- Es ist ja nicht so, dass Inmans Reise und die zahlreichen, mit sehr viel Poesie und Kitsch versehenen Briefe Abas, für den Zuschauer nicht beschwerlich war. Auch jetzt von der Dauer her gesehen. Doch kaum sehen sie sich, passiert ein Unglück.
Das hat hier jetzt nichts damit zu tun, dass ich es nicht mag, wenn es kein Happy-End gibt, im Gegenteil, doch das ist so übertragisch und hochdramatisch gemacht worden, dass es noch nicht einmal traurig ist. Ich war richtig sauer, mir diese 2 Stunden Reise da reingezogen zu haben, um dann so ein ärgerliches Ende zu sehen. Versteht mich nicht falsch, ich mag traurige Enden. Aber nicht, wenn vorher Geschehenes nicht unbedingt mit Kurzweiligkeit um sich geworfen hat. ---SPOILER ENDE---
Über das hinweggesehen, was jedoch ziemlich schwer sein dürfte, hat der Film natürlich wenige Makel vorzuweisen. Mit wunderschönen Bildern, abwechslungsreichen Charakteren (ja, diese Charaktere sind auch von Vorteil, wobei ich mich frage, ob man auf der Reise zwangsweise so viel komische Leute kennenlernen MUSS und ob das nicht nur für den Unterhaltungszweck war) und einer tollen, stimmungsvollen Musik schafft es Anthony Minghella, einen pompösen Film über die Liebe in schweren Zeiten zu vollbringen. Im Kontrast dazu stehen die bisweilen doch recht brutalen und überraschend harten Szenen, die auf das Konto des Krieges und später der Yankees gehen.
"Unterwegs nach Cold Mountain" ist, abschließend gesagt, nicht das Filmerlebnis, das man sich vielleicht aufgrund der vielen positiven Kritiken erwarten kann. Die Schauspieler fungieren routiniert, lediglich die Rolle der Ruby, gespielt von Renee Zellweger, bleibt einem im Gedächtnis, wobei ich mich schon frage, ob man dann gleich einen Oscar dafür geben hat müssen. Der Rest ist zwar auch routiniert und solide, doch spätestens der nervende Schluss beweist, dass man hier nicht nur ein Klischee, sondern eine Vielzahl davon zu Gesicht bekommt.
6/10 Punkte