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Vom Leben und Sterben in der US-Staatsanwaltschaft…14.10.2008

Ford! Dennehy! Julia! Langeweile! Diesen Film bis zum Ende wach durchzustehen erfordert wahre Kraft und Selbstbeherrschung, denn er ist sowas von durch und durch langatmig, zäh, unspannend und einschläfernd, man muß Streichhölzer für die Stütze der zufallenden Augenlider verwenden, ansonsten wäre das hier nicht durchzuhalten. Dabei mag ich an und für sich Gerichtsthriller sehr gerne, denn sie erzählen zumeist eine spannende Geschichte, haben den einen oder anderen Handlungskniff mit dabei und schildern die Feinheiten und Unterschiede des amerikanischen Justizsystems anhand einer brisanten Fallkonstruktion. Hier indes ist der zu verhandelnde Mordfall zwar interessant, aber die darum gestrickte Geschichte leider sehr zäh erzählt und ohne jegliches Gespür für Spannung und Dramatik. Schade, hat man doch einige gute Darsteller gewinnen können…

Harrison Ford gibt den integren Staatsanwalt Sabich, der unter politischem Druck in einem Mordfall ermitteln soll, um möglichst schnell den Täter zu präsentieren. Ermordet wurde eine Kollegin von Sabich, die mit so vielen Kollegen ein Verhältnis gehabt hat, daß man hier wirklich vom Hinaufschlafen auf der Karriereleiter sprechen kann. Und natürlich ist auch der brave Ehemann Sabich nicht gefeit gewesen gegen die Anziehungskraft der kühlen Blondine. Dumm also, daß man am Tatort Indizien entdeckt, die auf Sabich als Täter deuten, und noch viel unangenehmer, daß nun einstige Gefolgsleute und Mentoren ihre Chance sehen, indem Sie Sabich die dringend benötigte Unterstützung verwehren. Nur zwei Leute stehen ihm noch zur Seite, ein Ermittler und der Rechtsanwalt Stern. Es gelingt nun, Sabich zu entlasten, doch der wahre Mörder ist an ganz anderer Stelle zu finden, und so erhält Sabich seine Strafe doch noch…

Und auch der Zuseher kommt nicht ungeschoren davon, denn die Strafe besteht für ihn in der verschwendeten Lebenszeit. Es passiert in diesem Film an sich nichts. Es gibt kaum spannende Gerichtsszenen, vielmehr unzählige Gespräche, langwierige Vorstellungen aller Personen, und davon sind so viele in die Handlung integriert, daß man schnell den Überblick verliert. Zudem widmet man sich auch über längere Strecken dem Eheleben von Sabich, und all das erzeugt nur ein Gähnen, denn man wartet auf spektakuläre Wortgefechte im Gerichtssaal. Zugegeben, die Handlung hat einen finalen und gelungenen Kniff vorzuweisen, doch nur ein solcher reicht einfach nicht aus, denn die Darsteller wirken teils ebenso gelangweilt wie der Zuschauer des Treibens. Wenn man eine Einschlafhilfe braucht, dann ist man hier richtig, wenn man aber lieber einen guten Gerichtsthriller sehen will, so nehme man beispielsweise die meisten Grisham-Verfilmungen zur Hand, oder lieber gleich einen Justizroman…4/10.

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