Review

Dem Genre der Science fiction weitgehend unwissend gegenüberstehend lassen sich entsprechende Produktionen aus kantonesischer Schmiede schon zahlenmäßig extrem eingrenzen; auch die Variation dessen nimmt in den ausgewählten Einzelbeispielen nicht gerade eine versammelte Palette der wichtigen Motive der Fantasie ein. Meist verbindet man sogar die Formen der Verlockung und der Abschreckung, die Neugier auf die Zukunft und die Angst vor ihr in seinen sonst eher spartanisch entwickelten Handlungen. Über eine reine Zitatenandacht, einen touristischen Gang in den Auslesefundus der Gattung mit dem Abstecher in die eher einfältige Trivialabteilung plus dem Anblick ungewohnter Verhältnisse kommt man durch die allzu eingeschränkte Kenntnis der Künste aber nicht hinaus.

Seit jeher ein Nischengebiet im HK Kino wird sich auf die Kodifizierung fremder und eigener Einflüsse verlassen, eine poetische Mischung aus dem Vorrat der meist nur äußerlichen Vorstellung der Zukunft und der Erinnerung an die eigenen Stärken. Auch Crystal Fortune Run tut mitsamt seiner somewhere / sometime Einleitung und dem Verstiegenen im Design zusätzlich zu dem Almanach suggestiver Bilder nur so, als ob man sich fern der Vergegenwärtigung befindet. Hält über die nicht einmal so sehr exzessive Spielfläche hinaus aber an strikten Erzählkonventionen fest, lässt technische Innovationen und andere Kreationen diesseits unserer Erfahrungsgrenzen aber außen vor und zeichnet sich weder durch einen wagemutigen Bruch im formellen Stil noch der materiellen Schöpferkraft aus.

Vielmehr organisiert man die Irrealität einer gewöhnlichen Gegenwart, die sich wie der Film selber das bereits Geschehene mit dem noch Bevorstehenden teilt. Die beherzte Atmosphäre als historisches Wesen, dass zwar gerade erst zu atmen begonnen hat, aber schon sein Leben aushaucht. Das im Film gezeigte Hier und Jetzt versucht im Längsschnitt eine Kurzfassung vieler Ideen zu geben, allerdings keine aufeinander abgestimmte Zusammenführung, keinen Vollquerschnitt, sondern bloß einen Flickenteppich, ein Paralleluniversum mit bereits erstarrten Patchwork-Charakter. Direkt inspiriert lassen hat man sich augenscheinlich von den forschen Newport Erfolgen The Heroic Trio und Executioners, auch der ebenfalls 1993 das Licht der Leinwand erblickende The Black Panther Warriors hat offensichtlich Pate für das hiesige Pop-Universum gestanden; ein Umriss utopischer Unwirklichkeit, mehr Comic als Film, mehr Abenteuer als Science fiction, mehr Rückverwandlung als Wiederbelebung oder gar Progress.

Deswegen steht auch eine Schatzsuche im Mittelpunkt der erlebnishungrigen Handlung und verlagert man das Ganze als Austausch unterschiedlicher Zwecke und Mittel mit dem gesuchten, reichlich ominösen und niemals genauer erklärten Objekt der Begierde. Als Allheilmittel für eine Ausrede erweckt man zudem die alte Mär vom Polizisten, der sich als Gesetzeshüter vom Auftrag her in eine Vigilantin verliebt sowie den mysteriösen, ebenso weitgehend im Dunkeln gelassenen Großkonzern im dräuenden Hintergrund. Gerade bezüglich dem full commando mode Polizeistaat, der sich, ob er will oder nicht, in der eigentlichen Führungshand eines marktbestimmenden Firmenimperiums sowie eines nicht detaillierten central information centres befindet, erinnert man zuweilen in ganz anschaulicher Artikulation an den ein Jahrzehnt später entstandenen Equilibrium. Der ja auch eher ein aus diversen Quellen gespeister Komplettanbieter darstellt, statt einem neue Perspektiven erschließenden Eigenentwurf.

Der Nährboden bereits emsig erzählter Fiktion lässt auch hier ein attraktives Discountangebot erblühen, ein in Auflösung identifiziertes, zwischen sichtlich kalter Außentemperatur, steriler Innenarchitektur und emotionaler Wärme kristallisierendes Mythen-Hirngespinst:
Inspector Kwong [ Simon Yam ] und seine Assistentin JJ [ Suen Hoi-Hung ] von der special squad sind seit einigen Jahren sowohl nach dem hinter geheimen Türen operierenden Wirtschaftskonsortium Tung Tik Group, geleitet von Lung Yu [ Kirk Wong ] als auch der Einzelkämpferin Wind Yip [ Sharla Cheung Man ] her, die mit ihrem mechanischem Arm bereits mehrere Mitglieder des Branchenriesen um das Leben gebracht hat. Als die gewitzte Diebin Ko Kit [ Anita Yuen ] mit ihrer kleinkriminellen Bande in das Verlies der Tung Tik Group einbricht und dort einen kaiserlichen Diamanten und eine eng beschriebene Datendiskette entwendet, sehen sich die anderen Parteien um eine energischere Herangehensweise bemüht. Lung Yu entsendet seinen Killer Yau Tin Chik [ Chris Lee ] und die schneidigen Sturmtruppen.

Lee ist auch Regisseur des immerhin schwungvollen Werkes, und damit neben Autorin Candy Cheng der mächtigste Hebel. Da die Geschichte abseits des kurios isolierten Porträts und mancher Albernheiten so gar nichts hergibt und in jedem anderen Szenario noch mehr verdünnt wäre, wird die meiste Aufmerksamkeit neben den zahlreichen, durchaus eifrigen, aber ein wenig dünnhäutigen Actionszenen auf den Schauplatz selber gelegt: Einem stabilen, befangenen, eigennützigen Stadtstaat als Ausstellungsstück der Achse des Bösen. Eine durcheinander geratene Rumpelkammer, die unabhängig von dem Zwiespalt von Chronologie, Religion, Sitte und Herkunft auch sonst durchgängig unklar und unscharf formuliert ist. Nichts wird erzählt, es gibt keine genauen Angaben, keine unbestreitbare Tatsachen, keine Konsequenzen, die mit einer Bestimmtheit geschlussfolgert werden können; es sei denn, man verweist auf vorher etablierte Konflikte in anderen Medien. Gut gegen Böse schon als einziger Antrieb der immerhin recht aktionsreichen Handlung, dazu noch das verschwommene somewhere / sometime, und der ewig vorhandene Nebel, der alles seitab der Schaffenslust im Bildfokus in einen ebenso milchig schemenhaften Schleier verwischt.

Eine auf das kontaktlose Zentrum verkürzte Utopie, die in aller eremitenhaften Vereinsamung weder eine Umgebung noch einen Ausweg aufweist. Zukunft durch Beschränkung. Eine Verschleierungstaktik, hilfreich als Sparmethode für die Produzenten und als Rückzieher für die Setdesigner, die so nur den jeweiligen Knotenpunkt [ Polizeirevier, Tresor, Geschäftsbüro ] ausstaffieren müssen, viel auf abgelegene Industriestandorte wie Bergwerke, Hochofenanlagen, Chemiefabriken ausweichen und den gesamten Rest der Spekulation überlassen. Ein Luftschloss synthetisch ersehnter Künstlichkeit, ein Truggebilde voll mit Plaste und Elaste aus Schkopau, Alufolie, allerlei Götzenstatuen, Buddhismusreliquen, Gesteinsformationen, zeitgenössischem, nur leicht abgeändertem Technikkram und sonstigem Tand aus dem Dunstkreis unseriöser Wissenschaft.

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