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Nick (Michael Douglas) ist ein desillusionierter und geschiedener Cop, der Probleme mit den Behörden hat, welche ihm nachsagen, dass er angeblich beim Hochgehen eines Drogendealers etwas Geld mitgehen hat lassen. Als ob das nicht genug wäre, wird er in der Mittagspause zusammen mit Polizeikumpel Charlie (Andy Garcia) Zeuge eines zweifachen Mordes. Den beiden gelingt es, den japanischen Übeltäter festzunehmen, der daraufhin ins Heimatland ausgeliefert werden soll. Auf der Insel angekommen, fallen Nick und Charlie allerdings auf falsche Bullen rein und der Fiesling kann entkommen. Von nun an sind die beiden Beobachter bei der japanischen Polizei, von der sie erfahren, dass ihr Gefangener der vielgesuchte Untergruppenführer Sato ist. Gegen alle Regeln ermitteln die New Yorker Cops zusammen mit dem japanischen Polizisten Masahiro (Ken Takakura) auf eigene Faust.
Regie bei diesem harten und atmosphärischen Copthriller übernahm kein geringerer als Ridley Scott, der durch Werke wie "Blade Runner", "Black Hawk Down" und "Gladiator" bekannt wurde. Ähnlich wie schon in seinem wegweisenden Meisterwerk "Blade Runner" aus dem Jahr 1982, schafft er es abermals einen Film zu erschaffen, der sowohl visuell, als auch inhaltlich zu überzeugen weiß. Scotts Spiele und Experimente mit den Kameraperspektiven und Fahrten, kombiniert mit einem unglaublichen Lichtspiel, wissen zu überzeugen und sorgen für die düstere Atmosphäre, die dem Streifen den letzten Schliff verpassen. Technisch gesehen gibt es an "Black Rain" auch nicht den kleinsten Punkt zu bemängeln. Scott beweist hier abermals, dass er ein Meister seines Werkes ist und sich die Oscars in seiner Karrierelaufbahn verdient hat.
Aber nicht nur optisch weiß "Black Rain" zu überzeugen. Die Story des Films ist fesselnd und realistisch, hart aber auch emotional. Das Werk steigt ein beim Alltagsleben des rauhen und zynischen Durchschnittscops Nick, dem das Wasser bis zum Hals steht. Er kann seine Rechnungen nicht mehr bezahlen, hat mit einer Scheidung zu kämpfen und die Bürohengste wollen ihm einen Skandal in die Schuhe schieben und ihn einbuchten. Sein Kumpel von der Polizei, Charlie Vincent, hingegen ist das krasse Gegenteil zu Nick: stets schön gepflegt, eine Frohnatur und immer 'nen komischen Spruch auf der Lippe. Rein theoretisch haben die beiden nicht viel gemeinsam, aber das geniale Duo ergänzt sich perfekt. Wir begleiten sie auf den Weg zur Arbeit und bei der Erledigung jener, bis hin zum Eintauchen in die fremde östliche Kultur, wo sie ihren eigenen Weg durchziehen wollen, aber auf viel Gegenwehr treffen und sich letztendlich dennoch der ausländischen Lebensart übergeben. Als richtigen Buddymovie kann man "Black Rain" nicht bezeichnen, dafür ist er viel zu düster. Zum Glück ist ein ernster Streifen aus der Sache geworden und nicht ein Flachschuss wie Murphys "Beverly Hills Cop". Vielmehr kann Scotts Werk mit fiesen und subtilen Sticheleien zynischer Art überraschen. Die gelegentlichen und derben Kultsprüche sind Brüller, stören aber nicht die ernste Atmosphäre des Films. Diese weiß nämlich vollkommen zu überzeugen. Entweder präsentiert Scott die Umgebung schäbig und dreckig im "Blade Runner"-Stil (man erinnere sich an die japanischen Märke, die auch hier wieder zum Einsatz kommen) oder er zeigt das fernöstliche Nachtleben im Neonlicht. Ebenso positiv wie der gekonnte Einsatz von Wettereffekten wie Regen, fallen auch die häufigen Nachtaufnahmen auf. Die Stimmung geht auf und passt sich dem ernsten Thema des Films an - unterstreicht und verstärkt es sogar gekonnt. Knallhart ist auch die Action des Werkes, die vorallem zu Beginn und am Ende vorzufinden ist. Verfolgungsjagden zu Fuss oder per Wagen sind enorm rasant inszeniert und mindestens genauso spannungsgeladen, wie einige Shootouts. Richtig ausbalanciert hat Scott hier das Verhältnis zwischen Action und Handlung. So entstand ein harter und actiongespickter Streifen, der aber dennoch nicht auf tiefsinnige Dialoge und intelligente Handlungselemente verzichten muss. Dabei weist der Film keine Längen oder Füller auf, jede Szene hat ihre Einmaligkeit und Sinn. Allein den Schluss könnte man etwas kritisieren, bei dem das Storyelement leider fast komplett unter den Tisch fällt und der heroischen Haudraufaction das Wort überlässt. Etwas mehr Feingefühl bei Übergang und Ablauf wäre wünschenswerter gewesen. Zwar geht die Tiefsinnigkeit in den Schlussminuten mehr oder weniger flöten, aber die Action ist dafür um so besser - Effektehascher dürfen sich unter anderem über ein paar ordentliche Durchschüsse freuen. Bei all der Kritik an der Endszene fällt diese dennoch nicht so ins Gewicht und ist verzeihbar, denn der Rest des Streifens ist einmalig. Die aufgebaute Spannung findet hier schließlich ihren Höhepunkt und entlädt sich.
Die Schauspieler sind vorzüglich gewählt. Wer anders hätte in den 80ern einen durch die Wand gehenden Dickschädelcop besser verkörpern können als Michael Douglas höchstpersönlich? Besonders überzeugend ist dann auch noch Andy Garcia als sein Yuppiepartner mit Gefühl, und Ken Takakura gibt sich in seiner Rolle als traditionsbewußter und ordentlicher Cop perfekt. Einen besseren Cast hätte man sich für die drei durchgehend ernsten Figuren nicht vorstellen können. Auch die gekonnt gespielten Emotionen kommen nicht zu kurz, wenn Themen wie Ehrlichkeit, Ehre und Freundschaft angesprochen und verarbeitet werden. Positiv hervorzuheben ist, dass auf einen schnulzigen Liebesaspekt komplett verzichtet wurde. Es gibt zwar einen weiblichen Charakter, verkörpert durch Kate Capshaw, aber dieser spielt nur eine untergeordnete Rolle. Dank der verschiedenen Nationalitäten findet man sich in einem Kulturclash erster Güteklasse wieder, bei dem es richtig interessant und fesselnd ist, zuzusehen. Das positive Gesamtbild wird dann letztendlich vom recht brauchbaren Soundtrack des Musiktalents Hans Zimmer abgerundet.
Erfreuliches Fazit: "Black Rain" ist eine Perle unter den echten Copactionmovies der 80er: knallhart in der Inszenierung, visuell perfekt und mit fesselnder Story. Die Darsteller überzeugen, die Kamerafahrten sind atemberaubend und das Spiel mit dem Licht bis heute fast unübertroffen. Jeder Fan des soliden Actionfilms wird hier einen zeitlosen Klassiker vorfinden, der mächtig unterbewertet ist und in keinem Punkt enttäuscht. Der Streifen, der mich vor Jahren zum Filmfreund machte, und meiner Meinung nach immer noch Scotts Meisterwerk und einer der besten Filme aller Zeiten ist. Uneingeschränkt empfehlenswert!

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