Old Jack is back…..und auch deshalb konnte ich mich durchringen den Film mit dem klischeehaften Titel “Was das Herz begehrt“ anzusehen.
Harry Sandborn (Jack Nicholson) ist ein alternder Frauenheld, der durch den Besitz eines Hip-Hop-Labels einige Dollars auf dem Konto hat. Seine Vorliebe sind junge Damen, mit denen er sich überschwänglich vergnügt. Diese Absicht verfolgt er auch bei Marin (Amanda Peet), die ihn ins angeblich verlassene, mütterliche Haus einlädt. Doch zur Überraschung beider, ist ihre Mutter Erica (Diane Keaton) anwesend und wohnt dem Treffen bei, wobei sie über selbiges natürlich nicht erfreut ist. Und so Gott will, erleidet Harry einen Herzinfarkt und wird vom Arzt (Keanu Reeves) für transportunfähig erklärt, so dass er mehrere Tage im Haus der Theater-Schriftstellerin verbringen muss. Als Marin auch noch ihren beruflichen Pflichten nachkommen muss und beide Protagonisten alleine im Haus verweilen müssen, scheint die Tragödie ihren freien Lauf zu nehmen und die Kommunikation zwischen Nicholson und Keaton wird belebt.
Tatsächlich erscheint die Story rund um zwei Personen, welche anfangs offenbar konträr wirken, später durch einen Zufall zueinander finden, dann sogar einander lieben lernen, dies jedoch erschwert wird, aber sich beide letztendlich doch nicht voneinander abwenden können, eher weniger Innovativ, vielmehr trivial. Doch der vorhersehbare Plot erscheint in diesem Film eher nebensächlich, da die Umsetzung der Geschichte primär von Bedeutung ist. Zunächst treten die Aspekte der Komödie stärker in Erscheinung, während im weiteren Verlauf die Romantik gepaart mit dramatischen Elementen überwiegt.
Ferner wirken die Schauspieler sehr überzeugend; die Hauptfiguren werden durch Jack Nicholson und Diane Keaton brillant verkörpert. Das unglaubliche an Jack ist, dass egal wie perfide er agiert, kein Gefühl von Antipathie aufkommt. Durch Charme und Witz schwächt er sein schlechtes Verhalten immer wieder gekonnt ab, legitimiert es in gewisser Weise sogar. Seine latent animalische Mimik ist schlichtweg einzigartig!
Darüber hinaus wird die Veränderung der eigenen Mentalität von ihm sehr glaubhaft dargestellt. Durch seine schauspielerischen Leistungen stiehlt er grundsätzlich fast immer allen die Show, wobei die Betonung auf fast liegt, denn Diane Keaton kann ihm in diesem Film nahezu das Wasser reichen. Sie spielt eine Theater-Autorin, die seit ihrer Scheidung zurückgezogen lebt und sich wenig verstanden fühlt. Doch durch die gezeigte Aufmerksamkeit seitens des Arztes, der sie sehr bewundert und Harrys subtil verständnisvolle Art, wird ein innerer Prozess ausgelöst, durch den ihr Selbstvertrauen sukzessiv gesteigert wird.
Zusammen bilden die beiden ein komplementär, kongeniales Duo, das über alle involvierten Schauspielern steht. Speziell in den von der Komik dominierten Szenen bzw. Dialogen, wirken beide stets sehr überzeugend. Ich denke da konkret an die nächtliche Begegnung, den lässigen E-Mail-Chat oder als Harry im Krankenhaus narkotisch rumirrt. Herrlich! Des Weiteren sind beide in den intimen Momenten sehr freizügig und daher mutig. Dies ist natürlich hinsichtlich des Alters Geschmackssache, wobei es mich aber nicht im Geringsten gestört hat, im Gegenteil, ich finde es eher respektabel.
Dessen ungeachtet sind auch die Nebenrollen hochkarätig besetzt. Amanda Peet und Frances McDormand legen solide Leistungen an den Tag, vor allem in de Szenen, die von Comedy geprägt sind, tragen sie ihren Teil zu deren erfolgreichen Umsetzung bei - sehr gelungen beispielsweise im Trio mit Keaton, als der Doktor überschwänglich umgarnt wird. Reeves wirkt dagegen in der Rolle des Arztes eher weniger überzeugend, da er nahezu ohne Ausdruck agiert bzw. die Mimik auf ein Minimum beschränkt ist.
Im Übrigen ist die Inszenierung mancher Szenen ein Kritikpunkt, da diese teilweise zu langatmig oder übertrieben wirken, besonders in romantischen Phasen. Das Ende ist dann wiederum typisch, weil pointenlos und bestätigt das Klischee solcher Filme.Trotzdem ist „Was das Herz begehrt“ ein guter Film, der durch geniale schauspielerische Leistungen und eine erfrischende Umsetzung einer an sich trivialen Story glänzt. (6,5/10)