Phantoms ist ein Horrorthriller nach dem gleichnamigen Roman von Amerikas zweitbeliebtesten Genreautor Dean R. Koontz, der auch das Drehbuch für diese Umsetzung verfasste. Über das Ergebnis lässt sich streiten und die Meinungen gehen recht weit auseinander, je nachdem mit welcher Erwartungshaltung oder welchem Vorwissen über das Geschehen man an den Film herangeht.
Snowfield, ein abgelegenes Städtchen in Kalifornien, hierhin versucht die Ärztin Jennifer Paily (überzeugend: Joanna Going) ihre jüngere Schwester Lisa (auch nicht übel: Rose Mc Gowan) umzuquartieren, da das Leben in der Großstadt scheinbar zu gefährlich für sie ist. Doch bei ihrer Ankunft ist die Stadt menschenleer, kein Geräusch hallt durch die verlassenden Straßen, kein Zeichen von Leben ist zu finden. Die beiden Protagonistinnen stolpern nun durch diesen Albtraum um machen viele grausige Entdeckungen. Viele Horrorfilme bieten ein ähnliches Ausgangsszenario, etwa Deep Rising oder The Thing, doch nur ganz wenige schaffen es dieses Gefühl des Alleinseins und der Angst vor einem unbekannten Bösen so direkt und überzeugend auf den Zuschauer zu übertragen. Mir hat schon die Romanvorlage von Dean R. Koontz einige schlaflose Nächste beschert, da dieses Setting hervorragend ausgearbeitet und unglaublich bedrohlich daherkommt und die filmische Umsetzung von Joe Chappelle fängt diese Atmosphäre perfekt ein.
In der Nacht treffen die beiden Frauen auf die Polizeitruppe des Nachbardorfes, allen voran Ben Affleck, der leider mindestens zehn Jahre zu jung ist, für die Rolle die er spielt. Außerdem versucht er verzweifelt immer möglichst cool zu bleiben, was in Anbetracht der Situation leider ziemlich unglaubwürdig ist und die Atmosphäre etwas entschärft. Auch Liv Schreiber hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert, auch wenn man einem perversen Psychopathen in Polizeiuniform spielt, kann man das bitteschön ein wenig subtiler machen. Aber der Film bleibt dennoch spannend und unheimlich, wenn die angewachsene Truppe ein verlassenes Hotel durchsucht wo ihr eines der Opfer einen Hinweis auf den unsichtbaren Unhold gegeben hat, welcher für das Verschwinden der Einwohner verantwortlich ist. Irgendwann schafft man es dann doch Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen und das Militär samt Wissenschaftsbehörden rückt in Snowfield an.
Und dann ist es mit dem Schauerstück auch leider schon vorbei, der Möchtegernwissenschaftler (etwas gelangweilt: Peeter O Toole), mit scheinbaren Hintergrundwissen über das Wesen, welches er den alten Feind nennt, wird hinzugezogen. Die Bestie beendet ihr Versteckspiel und tritt in ziemlich vielen Horrorklischees auf den Plan, als schleimige Masse, die sich in menschlichen Körpern versteckt und diese steuern kann. Von nun an wird viel geschossen, viel gesplattert und einige seltsame Kommunikation mit dem Wesen betrieben, welches nun plötzlich seine eigene Identität publik machen will (ganz so simpel kam das im Buch nicht rüber). Der Film erinnert an dieser Stelle stark an Carpenters Thing, lässt aber dessen Spannung vermissen. Das Finale hat man dann wieder sehr bei Chuck Russell`s Blob Version geklaut. In dieser zweiten Hälfte gibt es dann zwar einige Schauwerte, die Effekte sind hart und überzeugend umgesetzt und Peter O Tool’s Erklärung zu früheren Konfrontationen mit dem namenlosen Wesen sorgen noch mal für kurze Momente des Unwohlseins, aber prinzipiell wird Phantoms hier ziemlich flach.
Das einzige was man dem Film selbst vorwerfen kann, sind die teilweise deutlich fehlbesetzten Darsteller und das mangelnde Budget die guten Actionsequenzen des Buches adäquat umzusetzen, die restlichen Probleme hat Drehbuchautor Dean R. Koontz, der hier seinen eigenen Roman adaptierte direkt aus der Vorlage übernommen. Das Buch baut atmosphärisch auch deutlich ab, wenn es an die Auflösung geht, nur zögert es diesen Moment länger hinaus, in etwa auf das letzte Drittel. Die ersten Angriffe auf die eintreffenden Wissenschaftler und Soldaten geschehen im Buch noch im Off, während der Film uns hier schon ab der Hälfte der Spielzeit die schleimigen Effektkreationen um die Ohren haut. Leider wurden die Auflösung der Story und die Motivation des alten Feindes noch weiter simplifiziert, was besonders negativ auffällt da auch die Gestaltwandlerischen Fähigkeiten des Monsters kaum genutzt werden. Eigentlich sollte es in verschiedensten Formen, von der Riesenkrabbe bis zur mehrköpfigen geflügelten Schlange noch die halbe Stadt in Schutt und Asche legen. Der Riesenblob, der sich als Alternative in menschlicher und hundeförmiger Gestalt verstecken kann wird der Idee dieses Wesens, wie Koontz es im Roman beschreibt nicht gerecht.
Fazit: Mit Phantoms bekommt man prinzipiell zwei Filme, einen superspannenden, unheimlichen und atmosphärischen Mysterythriller und ein oberflächliches, blutiges und effektvoll getrickstes Horrorfilmchen. Leider fällt der Film in der zweiten hälfte deutlich ab, aber der verdammt gelungene Auftakt allein ist das Ansehen wert. Horrorfreunde werden auf keinen Fall enttäuscht werden. Eine recht gelungene Buchadaption, aber ein leider etwas durchwachsener Film, der zudem mit einigen Fehlbesetzungen zu kämpfen hat.