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Der kanadische Werwolf Horror Film "Ginger Snaps", im Jahre 2000 mit gerade einmal 5 Millionen Dollar Budget entstanden, verknüpfte geschickt, schwarzen Humor, Gore Effekte, klassischen Werwolf Grusel-, Teeny Horror und Coming-of-Age Drama zu einem der besten Horrorfilme der letzten Jahre. Was lag also näher als diesem überragenden Film ein Sequel zu spendieren, insbesondere da das Ende des ersten Teils dieses geradezu herausfordert? Genau, nichts. Und zu meiner persönlichen Freude wurde nicht nur ein Sequel gedreht sondern in einem Aufwasch auch noch ein im 18. Jahrhundert spielendes Prequel.

Teil 2, mit "Ginger Snaps: unleashed" etwas unzutreffend betitelt, denn Ginger, die ältere der beiden Schwestern wurde ja am Ende von Teil eins von ihrer Schwester getötet. Somit wäre also "Brigitte Snaps" wesentlich passender. Der Film knüpft nahtlos an den Vorgänger an, und erfordert es somit zwangsläufig das man den ersten teil gesehen hat, ansonsten dürfte man hier doch gewaltige Probleme bekommen der Story zu folgen.
Brigitte, die sich am Ende des ersten teils selber mit dem Virus infizierte, befindet sich auf der Flucht vor Baily Downs, dem verbliebenen Werwolf aus Teil1. Dabei kämpft sie bereits selber mit den ersten Anzeichen der Verwandlung und spritzt sich um diese aufzuhalten ein pflanzliches Gift. Als sie nach einem Angriff des Wolfs ohnmächtig wird wacht sie in einer geschlossenen Anstalt wieder auf, wo sie mit anderen jugendlichen Süchtigen untergebracht ist.
Der Film spielt zu gut 2/3 in dieser Anstalt und ist hier weniger Horrorfilm als viel mehr Anstaltsdrama mit vereinzelten Ausflügen (hauptsächlich in Flashbacks) in den Horrorbereich. Natürlich immer unter der Prämisse, das Brigitte nicht süchtig nach Drogen ist, und sich langsam aber sicher in einen Werwolf verwandelt.
Erst im letzten Drittel, wenn Brigitte und Ghost einer anderen Mitgefangenen, die Brigittes Geheimnis entdeckt, auf der Flucht sind, entwickelt sich der Film hin zum klassischen Horror-Action Streifen, spart aber auch hier nicht mit düsteren Settings und bedrohlich finsterer Atmosphäre. Dazu kommen einige ganz nette Wendungen im Finale und ein doch recht unerwartetes Ende, das man so sicher nicht erwartet hat. Schön das man hier eindeutig ein fieses Ende und kein Happy End gewählt hat.

Obwohl dem Film mit 3,5 Millionen Dollar weniger Geld zur Verfügung stand als noch bei Teil1, wirkt er doch bedeutend teuerer. Die Werwölfe wurden um ein vielfaches besser gestaltet und teilweise auch durch, sehr gut aussehende, CGI Shots ergänzt. Trotzdem ist das meiste immer noch klassische Creature Effects Arbeit und kann durchaus überzeugen. Sicherlich bezeichnend, das der Film die unbestreitbar schöneren Werwolf Effekte besitzt, als z.B. der 160 Millionen Dollar Schwachsinn „Van Helsing“. Wie schon im Vorgänger sind die Gore Effekte, nicht al zu zahlreich aber das was man geboten bekommt ist durchaus recht heftig und spart nicht mit Details. Die Atmosphäre wurde wie bereits erwähnt wundervoll düster eingefangen und kann sowohl in den Klinikszenen, als auch in den Szenen im Finale im Haus von Ghosts Großmutter absolut überzeugen. Der Anteil an schwarzem ,morbidem Humor aus dem ersten teil, wurde auf ein Minimum reduziert und wird auch nicht wirklich vermisst, dafür schneidet der Film auch zu düstere Themen an, vom Kindesmissbrauch bis zur Sexuellen Erniedrigung Schutzbefohlener geht das hier. Trotzdem gibt es den ein oder anderen One-liner der nie aufgesetzt sondern immer passend wirkt.

Da Katharine Isabelles Charakter ja bekanntlich im ersten teil gestorben ist, beschränken sich ihre Auftritte in teil 2, auf einige wenige Szenen, in denen sie ihrer Filmschwester erscheint, aber wenig hilfreiche Tipps gibt. Die Hauptrolle hat bei "Ginger Snaps2: Unleashed" ganz klar Emily Perkins und sie meistert diese mit absoluter Bravour. Allein schon wegen ihrer Leistung lohnt es sich diesen Film anzusehen, denn was sie an Ausstrahlung und Düsternis in diesem Film versprüht ist unglaublich. Man nimmt ihr den inneren Kampf gegen die immer stärker werdenden Anzeichen der Verwandlung anstandslos ab und ist immer wieder erstaunt darüber wie sie die Rolle immer noch ein Stück mehr ausreizen kann. Ganz große Leistung!
Ebenfalls sehr gut spielt Tatiana Maslany in der Rolle der Ghost, die im Verlauf des Films eine immer größere und tragendere Rolle annimmt und letztlich einmal mehr zeigt, das ein unschuldiges Aussehen oft nur eine gute Tarnung ist. Der Rest der Darsteller bleibt hingegen etwas blass, was aber sicher auch dadurch zu erklären ist, dass sich die Story wirklich komplett auf Brigitte konzentriert.

"Ginger Snaps 2: unleashed" ist eine absolut gelungene Fortsetzung, die zwar nie an den überragenden Vorgänger herankommt aber trotzdem noch wohltuend aus der Einheitsmasse der Horrorproduktionen der letzten Jahre heraus sticht. Zumal hier ganz bewusst ein Film gedreht wurde der sich sehr ernst nimmt und auch genau so wirkt, also endlich mal keinerlei Teeny Horror Klischees bedient. Danke dafür! Die Geschichte aus Teil1 wird gekonnt weitergesponnen und wirkt auch wenn man sich beide Teile hinter einander ansieht schlüssig und man hat nicht den Eindruck einen großen Bruch zwischen beiden Filmen festzustellen. Die inhaltliche Tiefe lässt der 2. Teil zwar etwas vermissen, dafür entschädigt er mit toller Optik, einer herausragenden Hauptdarstellerin und sehr guten Effekten. Eindeutig eine Empfehlung für jeden der schon den ersten Teil mochte. 8 von 10 Punkten.

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