Das wie auch der zweite Teil im Jahr 2004 erschienene Prequel zu den vorausgegangenen beiden guten bis sehr guten Teenager-Werwolf-Filmen siedelte man im Kanada des 19. Jahrhunderts an und betraute den Kanadier Grant Harvey mit der Regie. Dadurch schlägt „Ginger Snaps III“ andere Wege als die Vorgänger ein, denn der bisherige starke Realitäts- und Gegenwartsbezug, der die Identifikation mit den beiden mit dem Erwachsenwerden hadernden Außenseiterinnen erleichterte, fehlt hier natürlich. Doch das Grundgerüst der Geschichte – zwei Schwestern (die hier ebenfalls Ginger und Brigitte heißen und von denselben Schauspielerinnen gemimt werden), die gegen widrige äußere (und später auch innere…) Umstände zusammenhalten wie Pech und Schwefel – blieb erhalten und man verstand es ganz ausgezeichnet, diese in ein wundervoll ausgestattetes, keinesfalls altbacken wirkendes Gothic-Horror-Ambiente einzubetten, das mit seinen starken Bildern begeistert. Emily Perkins als Brigitte nahm diesmal nicht die Rolle des „hässlichen Entleins“ neben der schönen Katharine Isabelle ein, sondern wurde ihr gleichberechtigt zur Seite gestellt und sieht einfach großartig aus – ein Beweis für ihre Wandlungsfähigkeit. Das Spiel der beiden ist erneut ohne Tadel. Wie sie sich in einem Handelsfort gegenüber religiös verbrämten Frauenhassern und anderen von der Extremsituation aufgeriebenen Männern behaupten, sorgt für viel Sympathie und setzt die emanzipatorische Note der Filmreihe fort. Weiter verbessert und verfeinert hat man die Masken und diesmal recht blutig ausgefallenen Effekte, die sich mittlerweile auf hohem Niveau befinden und für harten grafischen Horror in einer von fatalistischer Endzeitromantik geprägten Story sorgen. Innerhalb dieser kommt ein Fluch zum Tragen, der die Geschwister befällt und eine Erklärung für die Ereignisse im ersten Teil liefert. Die Bewohner des Forts werden von zahlreichen Werwolfangriffen geplagt, bis es eben auch Ginger erwischt. Doch die Ratschläge der seherisch befähigten Indianer werden nur unzureichend befolgt, denn in Anbetracht der unwirtlichen, kalten Welt, in der man nur einander hat, besteht für Ginger und Brigitte wenig Anlass, ihren Schwur des ewigen Zusammenhalts aufzugeben… Der eigentliche Ursprung der Werwölfe wird zwar nicht gelüftet, doch auch vom Prequel geht eine starke Faszination aus. Die Wahl einer anderen Zeitepoche hat gut funktioniert und die kalte, pessimistische, dabei dennoch poetische Atmosphäre des Films verstärkt die wohlige Gruselstimmung, die hier das dominierende Stilelement im Gegensatz zu den metapherreichen, fast schon bösartig-satirischen Vorgängern einnimmt. Ein gewagtes Experiment, das als geglückt bezeichnet werden kann und einen würdigen Abschluss der Trilogie darstellt.