Review

Wenn ein Untergenre des Horrors neue Impulse benötigt, dann vermutlich der Werwolf-Film, denn die Transformation hat ja eher selten sexuelle Untertöne (wie im Vampirismus), sondern beschränkt sich auf das innere Tier.
Da bot „Ginger Snaps“ mit seiner modernen Aufarbeitung samt emotionaler Verwicklungen, Gothic-Anleihen und lesbischer Bezüge einen gewissen frischen Wind, auch wenn dem Film am Ende dann doch etwas die Luft ausging.
Für solche Videothekenerfolge bieten sich Fortsetzungen immer an und die zweite Back-To-Back-Fortsetzung präsentiert sich als Prequel, das Anfang des 19.Jahrhunderts irgendwo in der vorgerückten Wildnis der amerikanischen Weiten liegt, noch halbwegs unerforschtes Land diesseits der nicht erforschten Rocky Mountains.

Die Darstellerinnen des ersten Teils sind hier als Schwestern unterwegs, die in einem abgelegenen Fort landen, wo man sowieso schon unter Werwolfdruck leidet, denn die Viecher krauchen um die Heimstatt von Weißen und ein paar Indianern. Die Lage ist angespannt, die Agressionen mehren sich und der Kommandant hält eine böse Überraschung unter Verschluß, die die Dinge in Bewegung bringen.

Irgendwo zwischen indianischem Visionsmystizismus, schwesterlicher Extremverbundenheit und 10-kleine-Negerleinstory kommt so alsbald der Bodycount ins Laufen, natürlich kann man schon am Start beim wolfsschädelübersäten Fort, dem ständigen Abbrennen des Feuers und den nebelschwadenverhangenen Wäldern erkennen, das es hier am Ende keine Verwandten gibt und eine frühzeitig präsentierte Prophezeiung an „die Schwarze und die Rote“ (gemeint sind die Haarfarben) lassen die Pferde frühzeitig gesattelt erscheinen.

Leider gibt der Film nach hinten raus dann auch relativ wenig her, außer daß er mit vielen Wendungen, hübschen Gore-Effekten und vielen Traumsequenzen den Zuschauer für 90 Minuten passabel bei der Stange hält, während brutale Soldaten, hetzerische Priester und zum Wolf mutierende Kinder sich die Klinke in die Hand geben.

Für eine Sichtung mag das funktionieren, dann aber wirkt überwiegend nur noch die schöne und sorgfältige Ausstattung, die solide altertümliche Ausleuchtung, die Kameraarbeit und das Blut – die Story kann auch hier wieder nicht überzeugen. Zu sehr fokussiert man dramaturgisch auf die unauflösbare Verbundenheit der Schwestern, als das man das Unheil hier noch aufhalten könnte und der finale Twist ist auch beim Start praktisch schon zu hören, wobei das Finale so offen bleibt, daß es wieder mal (wie im Original lassen die Figuren viele Gelegenheiten aus, um dem Fluch zu entgehen oder ihn zu bekämpfen) unbefriedigend wirkt.

Ausgezeichnet sind die guten Darsteller, die sich bemühen, gegen das unebene Drehbuch anzuspielen und die Atmosphäre sorgt für einen Platz im oberen, soliden Mittelfeld. Besonderen Aufschluß bezüglich des Originals gibt’s aber auch hier nicht zu gewinnen. Für Fans und für zwischendurch. (6/10)

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