Review

„Ginger Snaps back – the Beginning“ bildet den dritten Teil der unter Fans beliebten Reihe, ist jedoch keine direkte Fortsetzung, denn er spielt zeitlich vor seinen Vorgängern – doch ein klassisches „Prequel“ stellt der Film auch nicht dar, schließlich wartet er zwar mit denselben Hauptcharakteren (den Schwestern Bridget und Ginger, wiederum dargestellt von Emily Perkins und Katherine Isabelle) auf, nur dass jene dieses Mal in eine Handlung eingebettet wurden, die man in den Wäldern des 19.Jahrhunderts angesiedelt hat…
Da es keine direkten (charakterlichen) Verbindungen zwischen den Filmen gibt (es handelt sich nicht etwa (explizit) um Vorfahren der Schwestern), muss man „Ginger Snaps 3“ als ein eigenständiges Werk betrachten, was in meinen Augen jedoch keinen wirklichen Kritikpunkt darstellt, denn wenigstens sind die Macher mit diesem Ansatz nicht in die klassische „Fortsetzungs-Falle“ getappt – außerdem konnte man auf diese Weise die Figur der Ginger erneut als einen Hauptcharakter einbinden, nachdem sie ja in „Unleashed“ (zwangsweise) nur in Rückblenden auftauchte.

Während der erste Teil die Probleme des Erwachsenwerdens und voneinander Lösens behandelte, legte das Sequel die Folgen des Werewolf-Bisses als eine Art Erkrankung aus (die Handlung spielte in einer Entzugsklinik und es gab ein Gegenmittel, welches die Verwandlung unterdrückte). In „the Beginning“ nähert man sich dem Thema nun über alte indianische Mythen und bezeichnet die Vorgänge als einen Fluch, angelehnt an Erzählungen über den „Wendigo“, einem „befallenen“ Menschenfresser. In diesem Ansatz (mit dem Fluch sowie der Geschichte über „die Rothaarige und die Schwarzhaarige“) verbirgt sich dann auch eine vage Verbindung zu den Vorgängerfilmen, in denen unerfüllte Elemente der (hier ins Gespräch gebrachten) Prophezeiung aufgegriffen und fortgeführt wurden.

Die Handlung setzt im 19.Jahrhundert Kanadas ein: Nach dem Tod ihrer Eltern irren Ginger und Bridget durch die verschneiten Wälder, bis sie auf einen einsamen Außenposten treffen, in welchem sich die letzten Überlebenden eines Regiments gegen eine Bedrohung von außerhalb ihrer Mauern verbarrikadiert haben. Der Empfang ist dementsprechend wenig herzlich, doch der Kommandant Wallace setzt sich schließlich gegen den Willen seiner Männer durch und gewährt ihnen Unterkunft.
Gleich in der ersten Nacht entdeckt Ginger bei einem Gang durchs Gebäude einen in einer Kammer eingesperrten Jungen: Als sie ihm helfen möchte, beißt er sie jedoch und entkommt – fortan beginnt sie sich allmählich zu verändern (körperlich, wie auch in Form von Visionen). Es stellt sich heraus, dass das Fort von einer Anzahl Werewölfe (ehemals ein Versorgungstrupp der Männer) belagert wird, und dass der nun frei herumlaufende Wolfsjunge der Sohn von Wallace ist, welchen er trotz der Verwandlung nach dem Tod seiner Frau am Leben gelassen hatte.
Als nach einigen Angriffen nur noch wenige von ihnen am Leben sind, schlägt die Stimmung auch gegen die Schwestern, worauf sie sich mit einem Indianer (genannt „the Hunter“) zu einer Stammesweisen flüchten, die ihnen Einzelheiten über den Fluch und die um sie rankenden Prophezeiungen eröffnet.
Bridget muss sich nun zwischen ihrer Schwester und der Vernunft entscheiden – am Ende kommt es im Fort zum letzten Gefecht, als Ginger zusammen mit den übrigen Werewölfen in den Komplex eindringt und sich die Voraussagungen zu erfüllen drohen…

„the Beginning“ stellt die starke Verbundenheit der Schwestern in den Vordergrund, denn während Bridget sich im Original schließlich gegen Ginger wendet, versucht sie ihr hier bis zuletzt unter allen Umständen zu helfen. Katherine Isabelle und Emily Perkins spielen ihre Rollen wieder einmal absolut großartig, wodurch sie den Film auch tragen können. Alle anderen Darsteller, mit Ausnahme von Nathaniel Arcand als „the Hunter“, bleiben dagegen eher blass, da ihre Charaktere vornehmlich eindimensional oder mit Klischees behaftet ausgefallen sind.
Die Entscheidung, die Handlung (die mit Gingers Verwandlung ähnlich derer des erstens Teils ist) in einen neuen zeitlichen und lokalen Kontext zu setzen, halte ich für gelungen, denn das einsame Fort inmitten der verschneiten Wäldern bietet eine stimmungsvolle Kulisse für die Geschehnisse, was Erinnerungen an „Ravenous“ weckt, welcher auch schon das „Wendigo“-Thema aufgegriffen hatte. Die Einbettung in die indianischen Mythen gefiel mir ebenfalls sehr gut – der Film ist voll von derartiger Symbolik (wie die Halsbänder der Schwestern, die Dreamcatcher im Wald etc) und wartet mit zahlreichen Landschaftsaufnahmen auf, welche zusätzlich die Naturverbundenheit der Indianer verbildlichen.
In diesem Zusammenhang kommt es auch zu dem optischen Höhepunkt des Films, nämlich als Bridget nach der Einnahme eines indianischen Mittels in eine grandios bebilderte Vision verfällt, die mit perfekten, düsteren und schönen Einstellungen aufwarten kann. Insgesamt hat man dieses Werk sehr atmosphärisch und stimmig in Szene gesetzt – anfangs noch sehr ruhig und subtil (aber immer wieder unterbrochen von schnell geschnittenen, grotesken Visionen oder atmosphärischen Landschaftsaufnahmen, größtenteils in Zeitraffer), gegen Ende dann aber mit immer mehr Action und Thrill. Der Showdown, mit seinem Kampf der letzten Überlebenden gegen etliche angreifende Werewölfe, besticht dann auch mit einem für die geringen Gesamtkosten erstaunlich hohen Aufwand.
Angesichts des knappen Budgets hat man insgesamt großartige Arbeit geleistet: Anfangs finden einige Angriffe zwar noch „off Screen“ statt, doch spätestens am Ende haben die Werewölfe ihren großen Auftritt – übrigens sind jene allesamt gute Creature Effects ohne CGI-Einsatz (was mich etwas verwunderte, denn schließlich war die CGI-Schöpfung in „Unleashed“ sehr gelungen). Gore gibt es nur bedingt, doch das war bei den Vorgängern ja ebenfalls schon so der Fall.

Es gibt aber auch negative Punkte, die ins Gewicht fallen: Die Hintergrundgeschichte von Gingers und Bridgets Eltern wird ausgeklammert und in einer Szene als mysteriös hingestellt (als sie nämlich bezüglich ihres Todes lügen) – die Wahrheit erfährt der Zuschauer nie. Zudem passen die Dialoge oftmals einfach nicht in die dargestellte Zeit: Wenn Ginger beispielsweise „these people are fucked“ sagt, klingt es wahrlich nicht nach dem 19.Jahrhundert. Außerdem lässt die glatte, saubere Inszenierung die Kulissen und Settings oftmals etwas steril wirken – für eine Handlung in jener Epoche an jenem Ort hätte ich mir einen „dreckigeren“ Look gewünscht, beispielsweise in Form von grobkörniger Kameraoptik oder wenigstens unsauber gehaltenen Behausungen, was in Anbetracht der ausweglosen Belagerungssituation auch realistischer gewesen wäre.
Trotzdem kann der Film in meinen Augen überzeugen. An das Original kommt er jedoch nicht heran, und der zweite Teil ist ebenfalls einen kleinen Tick besser, doch gelungen ist „the Beginning“ allemal, da er dem Geist der Reihe treu bleibt und deren Fans sicherlich zu gefallen weiß.

Fazit: „Ginger Snaps back“ fügt sich problemlos in die überzeugende Werewolf-Reihe um die beiden Schwestern ein und gefällt auch trotz (oder gerade wegen) der veränderten Ausgangskonstellation … 7 von 10.

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