„Mr. Bigelow hier hat ein außerirdisches Wesen gesehen!“
„Das Geheimnis von Centreville“ alias „Strange Invaders“ war nach „Strange Behaviour“ der zweite „fremdartige“ Spielfilm des Regisseurs Michael Laughlin, der nach seinem Drittwerk, dem Drama „In guten wie in schlechten Zeiten“, seine Regiekarriere auch schon wieder beendet hatte. Der US-Science-Fiction-Film mit Versatzstücken aus dem Horrorgenre erschien im Jahre 1983, wirkt aber als Invasoren-Paranoia-Film vielmehr wie ein Relikt aus den 1950ern.
Im Jahre 1948 landete ein Ufo in der Stadt Centreville in Illinois. 35 Jahre später muss Margaret (Diana Scarwid, „Psycho III“), die Ex-Frau des New Yorker Professors Charles Bigelow (Paul Le Mat, „American History X“), nach Centreville zur Beerdigung ihrer Mutter und lässt die gemeinsame Tochter Elizabeth (Lulu Sylbert, „Strange Behaviour“) bei Charles zurück. Als sie sich nicht meldet, fährt er sie dort suchen, bringt aber in Erfahrung, dass überhaupt keine Beerdigung stattfand. Zudem wird er alles andere als freundlich aufgenommen und schließlich von Außerirdischen angegriffen. Zurück in New York erfährt er von den Behörden, dass der Ort seit 1958 als unbewohnt gelte. Da man ihn nicht ernst nahm, nimmt er Kontakt zu Autorin Betty Walker (Nancy Allen, „Carrie - Des Satans jüngste Tochter“) auf, die im Sensationsblättchen „Informer“ einen Artikel über die „Strange Invaders“ veröffentlicht hat. Diese verhöhnt ihn jedoch, beteuert, die Story wäre frei erfunden und das Bildmaterial stamme aus einem alten Ordner. Doch als die Außerirdischen auch hinter ihr her zu sein scheinen, freunden sich beide miteinander an und wollen das Geheimnis von Centreville lüften…
Der Prolog zeigt idyllische Bilder zu ebensolcher Musik, jäh gestört von der Ankunft des Ufos 1948. Man bekommt einen unheimlichen Schatten in Handform zu sehen, bevor man sich nach dem Vorspann an einer New Yorker Uni in der Gegenwart wiederfindet. Bigelow und seine Ex-Frau werden vorgestellt und als er sie in Centreville suchen fährt, scheint er sich in einer Parallelwelt zu befinden. Sein Hund wird in der Pension prompt unruhig und geht stiften und unfreundliche Menschen in einem Imbiss sind nur die Vorboten dessen, was ihm noch widerfährt: Eine Art Blitz schlägt in ein Auto ein, das sofort Feuer fängt. Als Charles das Weite suchen will, wird er von Außerirdischen angegriffen, von denen sich einer die menschliche Maske vom Gesicht reißt, wofür der Film auf einen großartigen, ekligen Spezialeffekt zurückgreift.
„Du solltest vielleicht mal im Lexikon nachschauen, unter F-R-A-U!“
Nachdem er Kontakt zur „Journalistin“ aufgenommen hat, verschafft sich ein als Avon-Beraterin (!) getarnter Alien Zutritt zu ihrer Wohnung und „blitzdingst“ ihren Kumpel Earl (Wallace Shawn, „Der verführte Mann“) zu Tode. Als Betty sie erschießt, schießt grünes Blut hervor. Ausgerechnet, als er gerade etwas mit Betty angefangen hat, taucht seine Ex-Frau wieder auf, doch diese entpuppt sich als ehemalige Kundschafterin der Außerirdischen. Weitere Aliens sind nun hinter Charles und Betty her, doch eine Regierungs-Ufologin (!) verhilft beiden zur Flucht und weiß von einem Pakt mit den Außerirdischen zu berichten, welche übrigens Bettys Artikel ernstgenommen haben und sich ertappt fühlten!
„Eigentlich sieht das hier gar nicht wie ‘ne Irrenanstalt aus!“
Laughlin muss sich an dieser Stelle entschieden haben, auch irgendwie nahegehende Dramatik einzubringen und so geht es fortan um auseinandergerissene Familien. Außerirdische entführen Elizabeth, ihre Mutter erzählt etwas von einer Frist und ein paar Bahnfahr-Dialoge später („Heutzutage fährt doch kein Mensch mehr Eisenbahn!“ / „Sie haben doch den Zug genommen…“ / „Früher bin ich oft mit der Bahn gefahren, allerdings ist es nie so schön gewesen!“) sucht man einen Psychiatrie-Patienten auf, der seine Familie an die Aliens verloren hat – was eine Rückblende eindrucksvoll-trashig zeigt, in der sich die Tochter auflöst und in einer Art Energieball verschwindet. Gemeinsam begibt man sich bewaffnet gen Centreville und versucht zu verhindern, dass die just in diesem Moment wieder abrückenden Außerirdischen Charles‘ Tochter mitnehmen. Und so bekommt man vorm kitschigen spielbergesken Happy End noch einen Energieball und weitere sich demaskierende Aliens zu sehen.
Was in der vorliegenden gekürzten deutschen Fassung wirkt wie ein kurzweiliger, aber unfreiwillig trashiger Versuch, an die klassische Paranoia-Thematik um als Menschen getarnte Außerirdische, die die Gesellschaft infiltrieren, anzuknüpfen, war anscheinend als augenzwinkernde Hommage an die Welle jenen Typus von Science-Fiction-Filmen gedacht, was in der deutschen Bearbeitung weitestgehend verloren geht. Was sich da alles zu einem recht angenehmen Orchester-Soundtrack so tut, ist bisweilen herrlich absurd und überzogen, gewinnt gegen Ende jedoch an Ernst. Wie das alles im Originalton wirkt, kann ich leider nicht beurteilen, die deutsche Fassung indes scheint befremdlicherweise in allen Stilelementen, sei es Humor, seien es Spezialeffekte oder Dramatik, inkonsequent und erweckt den Eindruck eines eigenartigen („strange“ eben) Sammelsuriums an Genre-Charakteristika. Das bedeutet jedoch mitnichten, dass ich als Genrefreund mit einem Herz für Trash nicht gut unterhalten worden wäre...