Nach „Ulterior Motives“ wollte Thomas Ian Griffith ambitioniert als neuer Action-Star in die Fußstapfen von Kampfsportexperten wie Chuck Norris („Missing in Action“, „Invasion U.S.A.“ oder Steven Seagal („Marked for Death“, „Under Siege“) treten und ging deshalb mit seinem selbst verfassten Skript hausieren. Schließlich fand sich mit New Line Cinema auch ein Studio, das den Film finanzieren wollte – Griffith produzierte zudem selbst. Der große Erfolg blieb ihm trotzdem verwehrt, denn die Dekade solcher straighter Actionthriller lag 1993 bereits in den letzten Atemzügen. „Excessive Force“ wurde an den Kinokassen links liegen lassen, worauf Griffith den Weg ins B-Milieu antrat. Dort brachte er zwar einige brauchbare Filme wie „Blood of the Innocent“, „Hollow Point“ oder „Behind Enemy Lines“ zustande, abseits von „Vampires“ sollte es aber nie wieder für eine große Kinorolle reichen.
Dabei bietet Jon Hess („Legion“, „Crash and Byrnes“) mit seinem mit Abstand wohl besten Film alles auf, was der Genrefan sich wünscht. In schnörkellosen (nicht ganz) 80 Minuten erkämpft sich Thomas Ian Griffith als suspendierter Cop Terry McCain mit einem gesunden Mix aus Martial Arts und Gunplay seine Ansicht von Recht und Ordnung – selbstverständlich permanent politisch unkorrekt. Wer sich an den vielen Klischees nicht stört, hat hier unter Garantie seinen Spaß.
Denn McCain ist kein freundlicher Zeitgenosse, sondern ein rigoroser Cop, der die Geständnisse aus unwilligen Zeugen prügelt und sich um Vorschriften nicht viel kümmert. Diese Handlungsweise soll ihm schließlich auch zum Verhängnis werden. Die Unterweltgröße Sal DiMarco (Burt Young, der Paulie aus den „Rocky“ – Filmen) wird freigesprochen, doch weil ihm bei McCains Razzia Millionen abhanden kamen, knöpft er sich zunächst McCains Partner auf tödliche Weise vor. Der greift voller Wut zum Titel.
Wenn man „Excessive Force“ etwas ankreiden kann, dann ist es seine Einfallslosigkeit. Zwar steht der Film wirklich in der Tradition der Achtziger, das entschuldigt aber nicht die Tatsache, dass er sich hier storytechnisch mit Genrestandards begnügt. Die Geschichte vom einsamen Rächer, der verraten und verkaufen niemanden mehr trauen kann, wurde schon hinlänglich verfilmt. Dem Stoff kann auch Griffith nichts Neues abgewinnen.
Dafür gibt es aber immer noch massig Action mit erfreulich kompromissloser Inszenierung. McCain selbst fackelt auch nicht lange oder hält sich an möglichen Festnahmen auf, sondern bringt, wenn er bedroht wird, ganz schnörkellos und blutig auch jeden um die Ecke, der ihm ans Leder will. Die durchsichtigen Ruhepausen, in denen er dann beginnt Emotionen und seine feinfühlige bis musikalische Seite zu zeigen, sind zwar etwas kitschig, werden aber fix hinter sich gebracht. Man erkennt schon an der Laufzeit, dass man sich hier auf das Nötigste beschränkte.
Von der Old-School-Mucke von Charles Bernstein („White Lightning“, „Gator“) bis hin zur altmodischen Inszenierung behält Hess das Ruder in der Hand und versteht auch den Supportcast um Lance Henriksen („Aliens“, „Pumpkinhead“), James Earl Jones („Patriot Games“, „Clear and Present Danger“), Tony Todd („Night of the Living Dead“, „Candyman“) entsprechend zu instruieren. Autoverfolgungsjagden, Sex und hübsche Frauen gehören hier ergänzend erwähnt selbstverständlich ebenfalls zum Programm. Zumindest in dieser Hinsicht lässt „Excessive Force“ keine Wünsche offen.
Thomas Ian Griffith zeigt sich hier wie erwartet von seiner besten Seite, glänzt mit kühlen Onelinern wie mit seinen Martial-Arts-Künsten und sieht auch im Umgang mit der Waffe professionell aus. Die angeborene Ausstrahlung eines Steven Seagal oder Jean-Claude van Damme lässt er allerdings ein wenig vermissen.
Fazit:
„Excessive Force“ bleibt angesichts seiner Inszenierung etwas hinter seinen Möglichkeiten zurück. Schuld daran ist das einfallslose, schematische Drehbuch. Als Actionfan kann man Thomas Ian Griffith ambitionierten Einstand jedoch problemlos konsumieren. Die zahlreiche und vor allem harte Action wurde mit Shootouts, Martial-Arts und brachialen Zerstörungsorgien gespickt. Da stören die Standards und Klischees nur noch halb so sehr.