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Und noch eine Fehlleistung von John Woo

Es gab einmal einen Regisseur, der verstand es, Actionszenen in noch nie dagewesener Güte zu zelebrieren. Ballette des Todes waren das, mit Zeitlupen, eleganten Bewegungen, angemessenen Mengen Blutes und fesselnden Kameraperspektiven. Dieser Mann nun war in seiner Heimat nicht mehr zufrieden und machte sich auf, sein Glück in Amerika zu suchen. Dort gab man ihm mehr Geld, auf das er auch dem amerikanischen Publikum seine Sichtweise des Actiongenres nahebringen möge. Doch schon nach dem ersten Versuch, dieses zu tun, beschied man das weitere Streben stets abschlägig, denn es war dem gemeinen Kinogänger zu brutal. Fortan versuchte sich der talentierte Meister an kommerzialisierten Produkten für ein jüngeres Publikum, und lernte dabei, daß man als Schuster bitte bei seinen Leisten bleiben möge. Schon bei dem zweiten Streich der Mission-Impossible-Reihe war man sehr skeptisch, aber einen Fehler darf ein jeder machen, doch „Paycheck“ nun hat mit den genialen Streichen eines John Woo nichts mehr zu tun – außer eine völlig deplazierte weiße Taube.

Ben Affleck ist zu sehen, mit der Ausstrahlung eines Stücks ungetoasteten Weißbrots, der als Dekonstruktionsingenieur arbeitet und sich nach getaner Mühe das Hirn löschen läßt, um dadurch keinerlei Geheimnisse verraten zu können. Sein neuester Streich aber bringt allerhand Probleme mit sich, denn nach drei Jahren nerdischem Tun wartet nicht ein fetter Scheck auf ihn, sondern zwanzig Gegenstände des täglichen Gebrauchs und eine Horde Killer. Was nun, Herr Affleck? Klar, dem Ingenieur ist nichts zu schwör, und weil das so ist, findet er nicht nur heraus, woran er gearbeitet hat – einer Maschine, die eine Sicht auf die Zukunft erlaubt – sondern auch, warum er sich die Gegenstände hinterlassen hat, die ihm in seiner aktuellen Situation immer wieder sehr hilfreich sind. Am Ende nun reitet der Held mit den Millionen eines Lottogewinns und seiner Holden im Arm in die Sonne, während alle anderen tot am Boden liegen…

Schade, schade, schade, denn es hätte so gut sein können. Die Story entbehrt nicht eines gewissen Reizes, auch die an eine Schnitzeljagd angelehnte Suche nach Verwendungsmöglichkeiten für die Gegenstände ist ganz nett, aber es fehlt eines: Spannung. Und außerdem fehlt ein anderes: Action. Und schließlich fehlt es noch ganz stark an: schauspielerischem Talent. Affleck ist einfach fad, und auch Uma Thurman sieht blond aus, bringt aber weiter nichts Erhebendes zustande. Doch der größte Anteil an diesem seelenlosen Flop liegt beim Fehlen der Action, wenn diese dann doch mal stattfindet, dann unblutig und irgendwie wenig faszinierend. Man mag nicht glauben, daß Woo hier die Feder führte, denn so zahm hat man den Erfinder des „Heroic Bloodshed“ noch nie gesehen. Und so plätschert der Film dahin, hier mal eine kleine Verfolgungsjagd, da mal eine kurze Keilerei, doch alles fürs Nachmittagsprogramm geeignet. Hat der Regisseur vielleicht seinen Zenit überschritten? Man mag es nicht wahrhaben, doch die Anzeichen mehren sich…ein zweiter Flop, wieder nur knapp 5/10.

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