Franks Bewertung

starstarstarstarstar / 3

0-5 Sterne für den Film, gefolgt von dem "Härtegrad" auf einer Skala von 0-10

Diese Kritik stammt aus der Buchreihe "Die Angst sitzt neben Dir"


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Review

von Frank Trebbin

Doktor Derrick Russell leitet eine psychiatrische Anstalt und vergeht sich ab und zu an seinen Patientinnen. Neuestes Opfer ist Sandy, eine junge Selbstmordkandidatin. Als der böse Doc ihr irrtümlich ein falsches Betäubungsmittel (als Vorbereitung für die Vergewaltigung) spritzt, stirbt Sandy. Mit Hilfe des Patienten Michael Kahn, dem scheinbar einzigen Normalen unter den Irren, täuscht Russell einen Selbstmord Sandys vor. Da verschwindet die Leiche. Nur Doc Russell sieht sie immer wieder an den unmöglichsten Plätzen auftauchen…

Es gibt geschmacklose Filme über Irrenanstalten, und es gibt gute. „Tödliche Visionen“ ist sehr gut. In der vordergründig dem Psychothrillersubgenre verschriebenen Handlung werden solche Themen wie unerfüllte Sehnsüchte, verdrängte bzw. fehlgeleitete Sexualität und Todesahnungen angesprochen. Das Verhältnis Arzt-Patient wird mit fließenden Grenzen dargestellt, und in den Rededuellen zwischen Russell und Kahn offenbart sich einmal mehr, daß im Grunde jegliche Rollen individuell austauschbar sind. Malcolm McDowell –selten so brillant wie hier– erfüllt die Figur des Anstaltsleiters mit so viel Leben, daß es eine wahre Freude ist, ihm beim Abdriften in den Wahnsinn zuzuschauen. Dieses Abgleiten jenseits des normalen Denkens wird durch viele kleine inszenatorische Einfälle veranschaulicht. Da kippt das Bild, es tanzt die Kamera verrückt und auf der Tonspur erklingen Dissonanzen. Bei so viel filmischer Verve vergißt man dann auch leicht, daß die Geschichte in seiner Schlußpointe doch sehr vorhersehbar ist. Kurzum: „Tödliche Visionen“ ist ein innovativer Irrenhaus-Thriller, der durch den abgeschlossenen Handlungsort der geschlossenen Anstalt zu einem hintergründigen, klaustrophobischen Alptraumfilm wird. Charles Winklers Streifen eignet sich bestens für ein Doppelprogramm mit S. F. Brownriggs „Don’t Look in the Basement“. Alternativtitel: „Disturbed“. Mit Malcolm McDowell, Geoffrey Lewis, Priscilla Pointer, Pamela Gidley u.a.

© Selbstverlag Frank Trebbin

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