Review

Mit dem dritten Teil der Hongkonger Mafia- und Polizei-Reihe „Infernal Affairs" erfährt der Zuschauer noch mehr Details und verschlungene Zusammenhänge aus dem komplizierten Konstrukt von Gangstern, Cops und Spitzeln auf beiden Seiten. Man sollte aber unbedingt die beiden Vorgänger kennen, um hier eine Chance zu haben, alle Verbindungen zu verstehen. Das aber lohnt sich durchaus: Die gewaltige und enorm tragische Geschichte des Originals (das mit seiner genialen Storykonstruktion später von Martin Scorsese mit einem Hollywood-Top-Cast neu verfilmt wurde) wird hier mit noch mehr emotionalen Knotenpunkten versehen, die der Gesamthandlung eine seltene epische Tiefe verleihen.

Formal spielt „Infernal Affairs 3" dabei problemlos in der Liga der Vorgänger mit. Ein komplexes Netz aus Rückblenden und aktuellen Ereignissen (die Haupthandlung spielt einige Monate nach dem Ende des ersten Teils) spinnt immer neue Fäden, die aus der Vergangenheit in die Gegenwart reichen und die auch dank neuer Figuren die schwierigen Verhältnisse der Protagonisten noch komplizierter machen. In den Rückblenden dürfen die geneigten Zuschauer sich über ein Wiedersehen mit dem charismatisch-brutalen Gangsterboss Sam ebenso freuen wie mit allen anderen zentralen Figuren, während die aktuelle Handlung das verzweifelte Bemühen des ehemaligen Gangster-Spitzels und jetzigen Polizisten Lau verfolgt, endlich mit seiner Vergangenheit abzuschließen und ein ehrliches Leben zu führen. Dass die inneren und äußeren Dämonen vergangener Ereignisse sich aber nicht so leicht abschütteln lassen, muss nicht nur er schmerzhaft erleben.

Furios werden hierbei die verschiedenen Zeitebenen miteinander verknüpft. Dieses teils sehr schnelle Wechselspiel, das im weiteren Verlauf auch noch von Traumsequenzen unterbrochen wird, verlangt definitiv ein hohes Maß an Konzentration, belohnt dieses Bemühen aber mit einer weiteren tragischen, emotional aufwühlenden Geschichte um Schuld und Sühne und das Bemühen, ein glückliches Leben zu erreichen. Neben diesem starken Drehbuch und den leicht pathetischen, aber doch intensiv spielenden Darstellern unterhält der Film auch mit eleganten Kamerafahrten, ausdrucksstarken Bildern des Hongkonger Großstadtlebens und unterkühlten Settings. Der Soundtrack ist im Vergleich zu den Vorgängern deutlich zurückgefahren und vermeidet es diesmal, den Zuschauer mit bombastischem Pathos zu überziehen. Insgesamt also ist „Infernal Affairs 3" ein formal erstklassiger, komplex erzählter Gangsterfilm, der Fans des Genres restlos begeistern dürfte.

Zugegeben, im Vergleich zu den Vorgängern fehlt es hier ein wenig an Action- und Spannungssequenzen. Hier wird tatsächlich ein größeres Augenmerk auf die Innenwelten der Charaktere gelegt, was den Film stärker zu einem Seelen-Drama macht als die ersten beiden Teile. Wer sich darauf einlässt, erfährt aber eine emotionale Geschichte, die hier um elementare Zusätze erweitert wird. „Infernal Affairs 3" ist damit der gelungene Abschluss einer wahrhaft brillanten Gesamtgeschichte, die im Gangster-Genre ihresgleichen sucht.

Details
Ähnliche Filme