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Brotherhood - Wenn Brüder aufeinander schießen


Inhalt: Südkorea 1950: Der Krieg gegen Nordkorea hat begonnen, die bedien Brüder Jin-Tae und Jin-Seok werden eingezogen und müssen ihre Familie zurücklassen. Jin-Tae versucht, seinen Bruder, der deutlich schwächer ist als er selbst, zu beschützen und tut alles dafür um mit einer Medaille ausgezeichnet zu werden, sodass er seinen Bruder zurück nach Hause schicken kann. Doch auch Jin-Seok wächst immer mehr in den Krieg hinein und bekommt zunehmend das Gefühl, dass Jin-Tae aus reiner Ruhmgier sein Leben immer wieder aufs Spiel setzt und sich gefährlich zu verändern beginnt.


Kritik: 77%





Brotherhood beschäftigt sich mit dem Krieg zwischen Süd- und Nordkorea der 1950 begann und 1953 endete. Dabei schuf Regisseur und Drehbuchautor Kang Je-gyu ein Szenario, dass zwar hochrealistisch ist, leider aber dafür sorgt, dass Brotherhood in den Kampfszenen mehr einem Splatter-Movie als einem Kriegsfilm ähnelt. Die Grenzen zwischen schockierenden Realismus und Gewaltorgie sind hier sehr schmal. Die Geschichte um die beiden Brüder berührt und ist spannend wird aber im letzten Teil des Films ein wenig absurd und unglaubwürdig. Ingesamt ist Brotherhood ein knallharter, gelungener Kriegsfilm mit Schwächen die man verschmerzen kann.


Der dritte Spielfilm des koreanischen Regisseurs Kang Je-gyu beschäftigt sich wie sein voriger Film Shiri mit dem blutigen Konflikt zwischen Nord- und Südkorea der zwischen 1950 und 1953 statt fand. Der Koreakrieg wird auch als der „vergessene Krieg" bezeichnet, denn obwohl er einer der größten Konflikte des 20. Jahrhunderts war wird er nur selten erwähnt und besonders in Deutschland kennen die wenigsten Details über diesen Krieg. Dementsprechend wenige Filme beschäftigen sich mit der brisanten Thematik. Einer davon ist, neben dem wohl bekanntesten Vertreter Joint Security Area von Park Chan-Wook (Oldboy), Kang Je-gyus Brotherhood der zu einem der erfolgreichsten südkoreanischen Filme aller Zeiten wurde und auch noch weit über die Grenzen Südkoreas für Aufsehen sorgte.


Was sich Brotherhood leider vorwerfen lassen muss ist eine zum Teil auffällige Schwarz-Weiß-Malerei der südkoreanischen Produktion. Die Nordkoreaner werden definitiv als „Die Bösen" dargestellt. Eine nötige, neutrale Position fehlt in Brotherhood größtenteils. Zwar gibt es einige Szenen, in denen auch die Südkoreaner kritisiert und ins schlechte Licht gerückt werden, diese können jedoch an der früh festgelegten, eindeutigen Rollenverteilung auf dem Schlachtfeld nicht mehr viel ändern. So wird zu Beginn speziell die Rekrutierungspolitik des südkoreanischen Militärs kritisiert und im späteren Verlauf wird auch immer wieder ein menschenverachtendes Verhalten der Südkoreaner deutlich. Da diese Szenen jedoch stark im Kontext zu der Geschichte der beiden Brüder stehen und kein allgemeines Bild des südkoreanischen Militärs prägen, wird dadurch kein Gleichgewicht hergestellt.


Doch Brotherhood stellt an sich ohnehin keine großen Ansprüche an einen vollkommen glaubwürdigen, dokumentarischen Erzählstil. Es ging Regisseur und Drehbuchautor Kang Je-gyu sehr offensichtlich um die Darstellung der Unmenschlichkeit eines Krieges und an Kritik der südkoreanischen Kriegspolitik im Kontext zu der Geschichte der beiden Brüder. Er wollte zwischenmenschliche Emotionen mit Kriegskritik verbinden und letzten Endes gelang ihm dies auch.


Um die Geschichte und die Situation der Menschen im Koreakrieg zu verstehen werden vom Zuschauer keine historischen Vorkenntnisse vorrausgesetzt. Von daher ist Brotherhood ein wirklich wichtiger Film, erinnert er doch an einen Krieg über den besonders in Deutschland kaum jemand etwas weiß. Brotherhood kann über die Details des Krieges nicht aufklären und ist alles Andere als eine Art unterhaltsame Geschichtsstunde, versucht dies aber auch erst gar nicht zu sein. Viel mehr will Kang Je-gyu an diesen Krieg erinnern und fordert damit den Zuschauer, dessen Interesse mit Sicherheit geweckt wurde, dazu auf, sich selbst über die Hintergründe dieses Krieges zu informieren.


Die Geschichte der beiden Brüder ist spannend und bewegend zugleich und funktioniert gut ohne dabei der eigentlichen Kriegsthematik im Wege zu stehen. Im letzten Teil des Filmes wird die Geschichte jedoch arg unglaubwürdig und wirkt deutlich zweckmäßig. Dabei kommt es zu unverzeihlichen Aussetzern im Drehbuch, die den ansonsten wirklich guten Gesamteindruck etwas schmälern. Das bewusst theatralische Ende verfehlt dabei auch nicht seine Wirkung, ist aber an sich doch gelungen und rundet das Kriegsdrama zwar nicht gerade innovativ aber durchaus zufrieden stellend ab.


Neben der Story ging es Kang Je-gyu deutlich um Authentizität und um Realismus des Kriegsgeschehens. So sollen auch die Kampfszenen besonders realistisch sein. Leider schießt Kang Je-gyu dabei ein wenig übers Ziel hinaus, denn die Gewaltdarstellung erinnert in ihrer detaillierten Kreativität mehr an einen Splatter-Movie als an einen Kriegsfilm. Natürlich soll hier die ganze Widerwärtigkeit auf dem Schlachtfeld gezeigt werden, doch was in Der Soldat James Ryan einem realistischen Anspruch diente steht bei Brotherhood augenscheinlich ein wenig zu sehr im Vordergrund. An dieser Stelle fragt man sich auch einmal mehr über die Altersfreigaben der FSK, denn trotz Nahaufnahmen von verbrennenden menschlichen Körpern, den üblichen abgeschossenen Gliedmaßen und zerplatzten Schädeldecken hat Brotherhood eine Freigabe ab 16 Jahren, was verglichen mit einigen ungleich harmloseren Filmen mit 18er Freigaben doch ein wenig verwirrt. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die dargestellte Gewalt im direkten Zusammenhang mit Kriegskritik steht und diese untermauert. Ob nun jedoch ein Krieg, oder zwischenmenschliche Konflikte an sich und die Rolle der Gewalt in eben diesen weniger anspruchsvoll sind, ist und bleibt strittig.


Bei Brotherhood handelt es sich um einen definitiv sehenswerten Kriegsfilm, der in seiner technischen Umsetzung durchweg überzeugt, jedoch besonders in Punkto Story fragwürdig bleibt. Die südkoreanische Produktion kann sich problemlos dem Vergleich mit seinen amerikanischen Vorbildern stellen, ohne jedoch die Brillanz von Klassikern wie Apocalypse Now oder Platoon zu erreichen.

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