Review

Was für ein Film! Ich kann mich nicht entsinnen, wann mich ein Film das letzte Mal derart emotionalisieren konnte. Aber lassen wir es erst einmal langsam angehen.

Ein älterer Mann erhält einen Anruf vom Militär, er möchte sich bitte zum Ausgrabungsstätte in der Nähe eines alten Schlachtfeldes des Koreakriegs begeben. Dabei beginnt er sich zu erinnern:
Jin-tae und Jin-seok, zwei Brüder, wie sie schöner nicht sein könnten. Zweiterer, hochbegabt, soll bald auf eine Eliteuniversität gehen, der ältere Jin-tae gab dafür die Schule auf, um das nötige Geld zu verdienen, das der in sehr bescheidenen Verhältnissen lebenden Familie fehlt. Jin-tae selbst wird bald die schöne Young-shin heiraten. Eigentlich gute Aussichten also, bis plötzlich bekannt gegeben wird, dass nordkoreanische Truppen die Grenze überquert haben, der Koreakrieg bricht aus. Am von Flüchtlingen überschwemmten Bahnhof trifft bald die südkoreanische Armee ein, um aus jeder Familie einen 18-35jährigen Mann zwangszurekrutieren. Da Jin-tae, der augenscheinlich wesentlich besser Geeignete, gerade Medizin besorgen muss, fällt die Wahl auf den eher schmächtigen Jin-seok. Jin-tae allerdings kann dies nicht zulassen, weshalb er mehr oder weniger freiwillig eingezogen wird.
Dieser nimmt sich das Ziel, durch den Erwerb der Ehrenmedaille die Heimfahrt für seinen Bruder, der Hoffnung der Familie, zu erreichen. Dabei entfremden sich die beiden immer mehr und es kommt zur Tragödie.

Mehr möchte ich eigentlich nicht verraten, denn über dieses Meisterwerk sollte man sich unbedingt ein eigenes Urteil bilden. Wie bereits erwähnt, ist das Szenario des Films der Koreakrieg, ein Krieg, wie er grausamer eigentlich nicht sein kann. Für unsere Verhältnisse ist es unvorstellbar, wie sich Landsmänner derartig niedermetzeln können, Regisseur

Je-gyu Kang ist es gelungen, die Schrecken und den Wahnsinn des Krieges absolut glaubwürdig und realistisch darzustellen. Nur durch den stark pazifistischen Charakter, denn mehr "Anti-Krieg" geht nicht, ist erklärbar, dass "Brotherhood" eine Freigabe ab 16 Jahren erhielt. Der Film ist ganz sicher nichts für Zartbesaitete, die Gliedmaßen fliegen im Artillerieeinschlag nur so durch die Gegend, Gefangene werden in den seltensten Fällen gemacht. Besonders gut hat mir gefallen, dass der Film in keiner Weise Partei ergreift, sondern die Greueltaten beider Seiten darstellt, die auch zum großen Teil der Propaganda geschuldet sein dürften.

Die Spezialeffekte gehören ebenfalls zur absoluten Spitzenklasse, "Brotherhood" muss sich vor keinem Hollywoodfilm verstecken, dabei sind die Produktionskosten mit gerade einmal 12,8 Mio $ wirklich moderat ausgefallen. Auch an der Soundkulisse gibt es nichts auszusetzen. Mit einem Dolby-Surround-System ist die Atmosphäre noch bedrückender, als sie ohnehin schon ist.

Die Schauspieler liefern durch die Bank weg gute Arbeit ab. Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Brüdern gehen wirklich ans Herz und wirken zu keinem Zeitpunkt übertrieben. Die Besetzung des Jin-seok durch Bin Won war eine gute Entscheidung, während er den eher einfühlsamen, intelligenten Jungen ausgezeichnet darstellt, gelingt es Dong-Kun Jang ebenso gut, die impulsivere Art Jin-taes hervorzuheben.

Kritikpunkte fallen mir eigentlich keine ein, höchstens, dass die Rückblende sehr an Spielbergs "Saving Pvt. Ryan" erinnert. Allerdings war der Flashback genau die richtige Entscheidung, sodass ich hierfür lediglich einen halben Punkt abziehe. Ein absoluter Pflichtfilm!
9,5/10 Punkte

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