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Das asiatische Kino war schon immer etwas besonderes. Filme ohne Grenzen, was westliche Sitten- und Moralvorstellungen angeht. Da die Filme nicht massenkompatibel sind, hat man in kleineren Städten oft keine Chance, sie im Kino zu sehen. "Old Boy" vom südkoreanischen Regisseurs Chan-wook Park lief überraschenderweise in ziemlich vielen Kinos. Man darf gespannt sein, ob es der Film auch in zwei Jahren auf einen guten Sendeplatz eines deutschen Fernsehsenders schafft. Ich glaube eher nicht.

Die Geschichte ist schnell erzählt: Der Geschäftsmann Dae-su (Min-sik Choi) wird entführt und 15 Jahre lang in einem kargen Raum mit Fernseher gefangen gehalten, ohne daß man ihm den Grund für seine Inhaftierung mitteilt. Kurz bevor er flüchten kann, wird er wieder auf freien Fuß gesetzt und soll selbst herausfinden, was der Grund für seine Gefangennahme war...

Old Boy dreht sich also um Dae-sus Suche nach dem Grund seiner Entführung. Und um seine Rache. Anfangs ein Säufer entwickelt sich Dae-su in seiner Gefangenschaft zu einem verbitterten und verzweifelten Kämpfer. Kaum ist er auf freien Fuß gesetzt, geht er mit unbändigem Zorn seinem Schicksal auf den Grund. Doch schon bald muß er feststellen, daß sein Leben - obwohl er frei ist - weiterhin fremdgesteuert ist.

Das südkoreanische Kino ist im Aufwind und Old Boy ist ein Beweis dafür. Regisseur Chan-wook Park präsentiert dem Zuschauer ein beeindruckendes Werk des Rache-Dramas, das von Anfang an spannend ist und bei dem der das europäische oder US-amerikanische Kino gewohnte Zuschauer nie weiß, was als nächstes auf ihn zukommt. Es geht teilweise recht hart und unkonventionell zu, wie man es aus dem asiatischen Kino kennt, aber die FSK 16-Freigabe verrät, daß sich die Brutalität noch in Grenzen hält. Dennoch ist der Film nichts für schwache Gemüter. Das Drehbuch hält eine sehr überraschende Wendung parat und ist für hiesige Verhältnisse ziemlich originell. Besonders positiv überrascht war ich vom Ende, als sich herausstellte, wie weit die Rache wirklich ging und wie unvorhersehbar der Film war. Weniger überzeugend war dagegen das Motiv des Gegners von Dae-su. Ansonsten gab es aber keine Kritikpunkte. Die Schauspieler überzeugten ausnahmslos. Die Kameraführung war brillant und die Filmmusik ließ keine Wünsche offen.

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