Ich stehe Comicverfilmungen genauso wie Videospiel- und Buchumsetzungen oder Remakes prinzipiell erstmal skeptisch gegenüber. Aber ich mag das asiatische Kino, bin vom Potential der südkoreanischen Filmschmieden überzeugt und habe den Titel Oldboy schon einmal gelesen gehabt, was mich letztlich veranlasste, der heutigen Arte Ausstrahlung zu folgen. Nobuaki Minegishis Comicvorlage zu Oldboy ist mir dabei genauso unbekannt gewesen wie Regisseur Chan-wook Park, was mir schonmal nicht den Anspruch an eine adäquate Adaption abverlangte. Möge darüber richten, wer sich aktiv mit Graphic Novels beschäftigt, ich lese inzwischen eher herkömmliche Romane.
Seinen Ursprung nimmt die Rachegeschichte, als Dae-su Oh (Min-sik Choi) sich mit einem Fernseher in einem Raum eingesperrt wiederfindet. Nach 15 Jahren kommt er frei und macht sich auf die Suche nach Antworten und einer Möglichkeit seiner Wut Luft zu verschaffen. Doch aus der an Cube erinnernden Ausgangssituation wird eine an The Game angelehnte Verschwörung, die Dae-su Oh zu seinem Spielball macht. Oldboy mischt zudem asiatisches Kino mit Einflüssen aus griechischer Mythologie und Literatur, durchsetzt von der Ästhetik eines Nine Inch Nails Videos und klassischer Musik. Echt Multikulti.
Die sadistische Grundnote kommt ohne ausartende Blutbäder aus, verläßt sich auf die Phantasie des Zuschauers, der mittels der gezeigten Vorlagen ausreichend mitfühlen kann. Groteske Bilder wie den mit aus dem Mund ragenden, zuckenden Tintenfischarmen kollabierenden Hauptakteur wirken auf empfindliche westliche Mägen als verstörende Exploitation. Der koreanische Speiseplan sieht jedoch tatsächlich im Unterschied nur lebendig zerschnittene, allerdings oftmals noch zuckende, Tiere vor.
Oldboy kann einen Comiccharakter wirklich nicht verleugnen. Die wüst zusammengewürfelten Versatzstücke sind konstruiert, überspitzt oder lassen den Betrachter gleich wegen bizarrer Wendungen und Steigerungen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Über den Kunstwert dessen würde ich streiten, über den skurilen Unterhaltungswert jedoch nicht. Muß man gesehen haben.