Bereits vor „Sin City“ gab es mit „Oldboy“ eine Comicverfilmung, die über die Maßen in den Himmel gelobt wurde - einschließlich von einem gewissen Quentin Tarantino.
Der Film ist in der Tat recht schwer zu verdauen und bleibt einem aufgrund einiger abstoßender Szenen und der vollkommen trostlosen Grundstimmung lange Zeit im Gedächtnis.
Oh Dae-Su wird ausgerechnet am Geburtstag seiner kleinen Tochter aufs Polizeirevier geschleppt, weil er im betrunkenen Zustand eine Frau belästigt haben soll. Kurz darauf wird er während des Heimwegs gekidnappt und findet sich in einem karg eingerichtetem Zimmer wieder, in dem er die folgenden Jahre verbringen wird. Der Kontakt zur Außenwelt besteht lediglich aus einem Fernseher.
Nach 15 Jahren wird er freigelassen und sucht fortan Antworten auf die Frage, wer ihm das warum angetan hat. Der Weg in tiefste menschliche Abgründe nimmt seinen Lauf.
Ein wirklich arg perfides Spiel treibt da sein Entführer mit ihm, denn mit der Freilassung ist Dae-Sus Schicksal noch lange nicht besiegelt. Den bitterbösen Schlag in den Magen bekommt der Zuschauer erst zum Schluss, als sich das Spiel des Entführers erklärt.
Aber auch der Weg bis dorthin bringt ein paar schwer verdauliche Momente mit sich.
Nicht nur die ausgezeichnete Darstellung von Min-sik Choi als Oldboy und die überaus gelungene Musik tragen dieses Drama. Hinzu kommen exzellente Kameraeinstellungen und sehr kontrastreich ausgewählte Sets. Handwerklich ist das Ganze wirklich ausgezeichnet.
Leider gibt es aber auch ein paar eklatante Schwächen. Einige Szenen dienen ausschließlich der Provokation, wie Zähneeinschlagen mit einem Hammer, lebendigen Tintenfisch verschlingen, sowie das Abtrennen der eigenen Zunge. Definitiv nichts für schwache Nerven, aber bei genauerer Betrachtung wirken diese Szenen doch arg vordergründig und lassen den Sinn dahinter vermissen. Ähnlich wie bei „Sin City“ wirken viele Elemente unter dem Deckmantel einer Comicverfilmung zu selbstzweckmäßig.
Zudem gibt es einige Unwahrscheinlichkeiten, denn ich wage zu bezweifeln, dass Hass einem über 15 Jahre dermaßen das eigene und das Leben eines anderen so kalkuliert bestimmen lässt. Die Sache mit der Hypnose halte ich auch für komplett übertrieben, ebenso die Tatsache, dass Oldboy nach 15 Jahren Alleintraining gleich mit über 20 Typen fertig wird.
Was bleibt, ist ein intensives Drama mit bitterem Beigeschmack. Ein durchaus sehenswerter Film, der sich glücklicherweise keinen Stempel aufsetzen lassen muß. Aber ein paar Schwachstellen sind schon festzustellen, so dass ich mich dem allgemeinem Hype nicht anschließen kann. Ein besonderer Film auf jeden Fall, aber für mich kein Meisterwerk.
7 von 10 Punkten