Wenn man mal den ganzen Quatsch mit den nackten Frauen, den Demütigungen und den Folterungen weglässt, dann kann man überrascht feststellen, dass NAZI LOVE CAMP 27 im Kern ein reinrassiges Drama über eine unglückliche Liebe und deren Konsequenzen ist. 1939 ist die Jüdin Hannah Meyer mit dem deutschen Offizier Klaus Berger liiert, und die Liebe ist auf beiden Seiten groß. Aber der Krieg kommt und Berger muss ins Feld, wohingegen Hannah den Tod ihrer Eltern mitansehen muss und in ein Lager gebracht wird. Ein Liebeslager, wo Jüdinnen als Huren deutscher Frontsoldaten die Beine breitzumachen haben, damit die Landser sich entspannen können. Wer dreimal negativ auffällt wird brutal getötet, und ansonsten gilt es zu lächeln, denn „das Lächeln ist das Wichtigste was eine Prostituierte zu tun hat“, so wird es Hannah erklärt. Hannah steht mit einem Bein bereits im Grab, da sieht der Lagerkommandant Kurt von Stein sie und rettet sie vor dem sicheren Tod. Von Stein nimmt sie mit in sein Haus, und macht sie bekannt mit seinem Schäferhund Axel, der auch gleich den Einstellungstest durchführt: Sie reagiert richtig und drischt mit einer Peitsche auf den Hund ein – Gut gemacht Hannah, von Stein möchte das bei sich selbst nämlich genauso haben. Folgerichtig wird Hannah nun zu von Steins Mätresse „befördert“. Ab sofort heißt sie Lola, hat neue, arische Papiere, wird das Bett mit von Stein teilen und sein Luxusbordell für SS-Offiziere leiten. Dort kommt eines Abends auch Klaus Berger hin, und Hannah erkennt, was ihr Leben darstellt und wo es hinführen wird. Zeit zum Aufräumen …
Wie gesagt, prinzipiell ein reinrassiges Drama, dass durch zeitgenössische Einspielungen von kämpfenden oder marschierenden Wehrmachtssoldaten auch eine oft bittere Färbung erhält. Mit fortlaufendem Film, und damit auch voranschreitendem Krieg, werden zunehmend tote Soldaten und brennende Städte gezeigt, und als Kontrast ist die dargestellte Dekadenz der Offiziere geradezu gänsehauterzeugend. Die gängige Naziploitation, die mit nackten und geschändeten Frauen prahlt und Gewalttaten und Demütigungen am laufenden Band zeigt ist NAZI LOVE CAMP 27 jedenfalls nicht, oder zumindest nur in der ersten Hälfte, auch wenn die allermeisten Frauen im Film sich nur deswegen anziehen, damit sie sich sofort wieder ausziehen können. Es gibt zu Beispiel noch einen Erzählstrang rund um den Lebensborn, das arische Geburtskontrollprojekt der Nazis, und da wird allen Ernstes rhythmische Leibesertüchtigung mit nackten Frauen gezeigt, genauso wie forcierter Sex zum Zwecke der Zeugung arischen Nachwuchses. Ficken für das Vaterland! Und obwohl jede Menge selbstzweckhafter Nacktheit und viel Vögelei dargestellt wird, so sind die Bilder doch weder sexy noch haben sie irgendeinen Nährwert für die Handlung. Stattdessen ist das alles in erster Linie furchtbar traurig anzusehen, zu was Menschen getrieben werden können, wenn man nur die richtige Tonlage findet. Und sei es in Form von Terror und Druck.
Gleichzeitig werden (in der besagten ersten Hälfte) sehr wohl hässliche Demütigungen gezeigt, und zwar mehr als der Gesamteindruck am Ende im Gedächtnis lässt. Die Vergewaltigungen der frisch initiierten Huren im Lager sind bitter anzusehen, und der Zuschauer leidet mit den Mädchen mit, vor allem wenn die erste Schicht Soldaten durch ist, und ihr die zweite Schicht fast auf den Fuß folgt. Am Abend holt sich die lesbische Aufseherin dann noch Hannah aufs Zimmer, um sie bei dröhnender Marschmusik zu befummeln, was dann in Folge zu einer sehr unschönen Szene führt, bei der eine ungehorsame Jüdin zu Tode geprügelt wird. Eine Massenvergewaltigung mit abschließendem Gemeinschaftsurinieren auf eines der unglücklichen Mädchen gibt es auch noch, und das Mädchen sucht dann postwendend den Freitod im stromführenden Stacheldraht und in Großaufnahme.
Dieser detailierten Vorstellung zum Trotz sind diese Demütigungen wie erwähnt nicht der Löwenanteil, und insgesamt ist dieser Film vor allem eines: Nicht schön. Nicht schön, nicht sexy, und auch nicht visuell überzeugend. Was stattdessen überzeugt ist dieser deprimierende und tragische Grundton. Angefangen vom Tod der Eltern bis zum grotesken Absingen des Deutschlandliedes am Ende pendeln die Empfindungen des Zuschauer zwischen Kopfschütteln und Abscheu, zwischen Spannertum und Scham, und die ganz kurz eingestreuten HC-Inserts verstärken diese Empfindungen noch zusätzlich. Der Höhepunkt ist dann diese zum Dahinschmelzen schöne Musik von Francesco Di Masi, die genau die richtigen Emotionen trifft und diese dann ins Zigfache überhöht, die oft kitschig ist bis zum Erbrechen, aber das Sentiment damit genau auf den Punkt bringt. NAZI LOVE CAMP 27 ist grotesk und bitter, er macht keinen Spaß und er schmerzt, aber interessant anzuschauen ist er allemal. Wobei [i]interessant [/i]auf eine sehr deprimierende Art gemeint ist …