"Le Mans" ist so ein Film, der eigentlich nicht so recht einzuordnen ist, Sehgewohnheiten teilweise ignoriert und wohl nur einen bestimmten Zuschauer so wirklich glücklich macht.
"Le Mans" ist aber eben auch ein sehr persönlicher Film, bzw. als Film ein persönliches Anliegen des Hauptakteurs Steve McQueen, der hier einer Passion folgend versucht, dem legendären 24-Stunden-Rennen in Frankreich ein Denkmal zu setzen. Neben dem benzingetränkten Grundstoff gesellen sich noch Männlich- und Weiblichkeitskonzeptionen hinzu, die "Le Mans" zu einem wirklichen Männerfilm machen, ohne jedoch machohaft daher zu kommen. Die Frauen dienen hier als Anhängsel der Tausendsasser, die auf der Piste ihr Leben riskieren, sind liebend, fürsorgend und zurücksteckend, selbst über den Tod des Angebeteten hinaus. Die Männer folgen strikt archaischen Vorstellungen, gehen energisch ihrem Trieb nach Kampf und Wettkampf nach, opfern sich auf für diesen Drang nach dem Sieg oder Optimum.
Damit hat man es kaum mit einem Zerrbild zu tun, sondern die Geschlechterrollen werden wohl zeitlich angemessen, vor allem in Bezug auf den dargestellten Sport, dargestellt und auch nicht bewertet. Bei den wenigen Informationen, die mir zur Biographie McQueens bekannt sind, hat er selbst ein vergleichbares Leben geführt.
Als Dokumentation angelegt, zum Kinofilm umfunktioniert und mehr als Kompromiss ausgestaltet - so wirkt "Le Mans", der mehr Eindrücke vermitteln möchte als eine wirkliche Geschichte zu erzählen. Dies gelingt aber dafür sehr gut. Das Rennen ist solide bis spektakulär inszeniert, besonders die Chrashs können sich sehen lassen und werden durch die Montage bis zum letzten ausgereizt.
Tragend ist dabei die Darstellung Steve McQueens, der als melancholisch wirkender Fahrer, der durch einen verschuldeten Unfall einen Kollegen auf dem Gewissen hat, weit entfernt von dem heldenhaften Übermenschen ist und dem Ganzen so etwas wie dramatischen Tiefgang allein durch Mimik und Gestik verleiht. Selbstverständlich ist der Mann aber kein Milchmädchen, sondern cool wie nur irgend geht.
Auch ein klar umrissener Antagonist fehlt hier. Siegfried Rauch geht zwar als Hauptrivale auf der Rennbahn hervor, aber auch diese Rivalität drängt sich nicht so wirklich in den Vordergrund. Daher fehlt auch die typische Hollywoodspannungskurve und treffend geht McQueen auch nur als zweiter seines Teams durchs Ziel und verhilft einem jüngeren Kollegen so zum Sieg. Ein schmaler und zurückhaltender Triumph, den das Drehbuch da ansetzt.
Empfehlenswert ist "Le Mans" daher nur bedingt. Jedoch gilt dies nicht grundsätzlich. Für Fans von McQueen, klassischen Autorennen und den passenden Fahrzeugen und eigenwilligen Filmen der 60er ud 70er sollten sich den Film durchaus mal zu Gemüte führen. Am besten an einem Sonntagnachmittag, bei Schmuddelwetter und einem gepflegtem Kater...