Review

Zum Brüllen traurig


Noel Marshalls autobiografisches und bizarres „Heimvideo“ „Roar“, über einen Aussteiger in Afrika mit unzähligen Großkatzen, der Besuch von seiner Familie bekommt, ist ein skurrilere Kultfilm, keine Frage. Allein wegen seiner waghalsigen Machart und etlichen Unfälle am Set. Danach brauchte Melanie Griffith ein neues Gesicht. Jan De Bont einen neuen Haaransatz. Und Tippi Hedren einen neuen Beruf und später auch Ehemann. Das macht neugierig, das ist fast näher an „Faces of Death“ oder „Jackass“ als an „Kimba“ oder „Flipper“. Und dennoch ist „Roar“ für mich vor allem eins - schwer zu tolerieren und ziemlich böse. Vor allem zu den Tieren. Da kann man noch so oft wiederholen, dass man doch nur zu deren Bestem handelt und beispielsweise auf deren immer kleiner werdenden Lebensraum aufmerksam machen will.

„Roar“ ist eitler, steifer und unbrauchbarer Trash. Und zwar nicht der von der spaßigen Sorte, sondern mit einem massiv fiesen Beigeschmack. Die Tiere sind unglaublich schön und mächtig, die Weiten Kenias nicht minder prächtig. Man ist nicht wenig am Staunen auf Grund der Kämpfe innerhalb des Rudels und der Stunts ohne Stuntleute, des Einsatzes aller Beteiligten und der verrückten, lebensgefährlichen Idee an sich. Und im Film wird öfters betont, dass wir mehr auf diese erhabenen Geschöpfe achten und diese respektieren sollen. Aber irgendwie schmeckt mir hier alles, gerade auf Grund des scheinheiligen letzten Parts, dennoch extrem schal. Im Grunde sind es nur dumme Dialoge und steifes Schauspiel gegengeschnitten mit Tieraction, Spielereien, Verletzungen, Beissereien und Gebrüll. Absolut nicht genug (oder anders gesagt zu viel) und nicht meins. Die Tiere wissen nicht wie ihnen geschieht und sie werden nur ausgeschachtet, Marshall selbst wirkt wie ein verblendeter, im besten Fall noch naiver Idiot, ein Fluss in Sachen Geschichte will nie auch nur ansatzweise aufkommen. Eigentlich gönnt man jedem Partizipanten hier seine nicht unerheblichen Biss- und Kratzwunden. Denn jedem muss bewusst gewesen sein, dass das hier nicht gut zu heißen sein kann und wütend großer, selbstverliebter Schmarn genannt werden muss. Diesem Mann würde ich ehrlich gesagt nichtmal Stubentiger anvertrauen. Einzig und allein was Hedren nach der Scheidung von diesem Typen aus dem Drehort gemacht hat für Grosskatzen und Hollywoodtiere ist einen Daumen hoch wert. Immerhin etwas Gutes, was das Projekt im Endeffekt bewirkt hat. Das Gegenteil von der Tierquälerei im Film - wie Autofahren mit Tigern, angestachelte Kämpfe untereinander, erzwungener „Badespass“, Herumkauen auf gefährlichen Dingen wie einem Radio oder allgemein diese egoistische Haltung und der Umgang mit den famosen Geschöpfen. 

Fazit: immer auf der Messerspitze zum Snuff. Kein wirklicher Film. Auch keine Doku. Sicher ebenso grenznah zur Tierquälerei. Todesmüde und bescheuert. Möchtegern-exotisch und mutig. Tiger Kings ekelhafter Onkel. Gute Absichten hin oder her. Ein „Familienabenteuer“ zum Kopfschütteln. Und eines der widerlichsten Vanity Projekte der Filmgeschichte. Höchstens als Kuriosum und wegen der kraftvollen, majestätischen Tiere „sehenswert“. Aber im Grunde eine Schande. Und zurecht Megaflop. Fast unwertbar. 

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