Review

kurz angerissen*

Einen Ausnahmestatus behält sich David Schmoellers rasch abgefilmter Horrorthriller nicht unbedingt wegen des Handlungsortes bei, auch wenn die Mischung aus Museums- und Hotelanlage am Rand einer verlassenen Autobahnzufahrt ihre atmosphärischen Vorzüge bereithält. Schon gar nicht hat er mit der Gruppe Twen-Ager zu tun, die nach Genre-Vorschrift mit ihren Cabrios Autopannen haben, in merkwürdigen Tümpeln baden gehen und von unsichtbarer Hand jenseits der Zivilisation geleitet werden. All das bedient lediglich Klischees und bereitet zunächst einmal zweckmäßig die Ausgangslage.

Es die Art, wie tote Gegenstände zum Leben erweckt werden, mit der „Tourist Trap“ dafür sorgt, nicht in Vergessenheit zu geraten. Das meist mit Requisiten überladene Szenenbild erzeugt eine grundsätzliche Desorientierung, Schnitt und Sounddesign sorgen dann für den Rest: Wie nur wenige Puppenhorrorfilme spielt dieser mit der Wahrnehmung von Bildausschnitten und setzt das Uncanny-Valley-Prinzip ganz bewusst ein. Puppen in starren Einzelbewegungen, die durch eine stroboskopartige Montage einzelner Einstellungen in eine Art Imitation des Lebendigen geführt werden. In dieser Hinsicht ist Schmoellers Arbeit handwerklich zwar durchschaubar, nichtsdestotrotz aber ungemein effektiv. Verstärkt durch ein ausgesprochen unheimliches Puppenthema, das aus seufzendem, weiblichen Singsang zu bestehen scheint, erzeugt der Blick auf die völlig mit Mannequins verstellten Räumlichkeiten ein Gefühl permanenter Beobachtung, zumal kaum eine Puppe der anderen gleicht. Wo die eine nur die Augen gleiten lässt, scheint sich die nächste fortzubewegen; einige werfen mit Gegenständen, andere lassen den Kiefer bedrohlich nach unten klappen. Wieder andere werfen sich mit Ragdoll-Effekt auf den Zuschauer, als wären sie gestoßen worden, und doch liegt in ihrer Bewegung etwas zutiefst Absichtliches.

Das so zur perfiden Trickfalle umfunktionierte Gebäude lässt dann auch Hauptdarsteller Chuck Connors eher blass aussehen, der als zwielichtiger Museumsbesitzer natürlich von Beginn an ein Norman-Bates-Kandidat ist und sich der eher zweckmäßigen Ausgangskonstellation anpasst. Egal, denn es ist nicht das Einzeltäter-Feeling des gemeinen Slasher-Films, das „Tourist Trap“ herausstechen lässt, sondern die tausend kalten Augen aus dem Schatten, die in jedem Raum lauern.

*weitere Informationen: siehe Profil

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