Während „Tourist Trap“ für Regisseur und Drehbuchautor David Schmoeller das hoffnungsvolle Langfilmdebüt darstellte, sah der findige Billigproduzent Charles Band vermutlich vor allem die Chance auf den Backwoods-TCM-Trend aufzuspringen.
Insofern ereilt ein Junge-Leute-Quintett, bestehend aus Molly (Jocelyn Jones), Becky (Tanya Roberts), Jerry (Jon Van Ness), Eileen (Robin Sherwood) und Woody (Keith McDermott) die genretypische Autopanne im Hinterland. Ebenfalls genretypisch wird Woody, zusammen mit Eileen im Pannenauto, bei der Suche nach Hilfe an einer verlassenen Tankstelle verhackstückt, wobei die Angreifer Puppen und fliegende Gegenstände sind. Leider verrät das schon, dass hier entweder Geister oder Telekinese („Carrie“ war auch erst einige Jahre zuvor erschienen) im Spiel sein müssen, die Puppen alleine also das Übel nicht sein können, was schon enttäuschend viele Rückschlüsse zulässt.
Molly, Becky und Jerry sammeln Eileen ein und machen sich auf die Suche nach Woody, wobei sie schließlich auf den kauzigen Mr. Slausen (Chuck Connors) treffen, der hier ein Wachsfigurenkabinett betreibt, das sich aber nach dem Bau eines neuen, etwas weiter entfernten Highways keiner mehr anschaut. Das ist natürlich spätestens seit dem 1953er „House of Wax“ ein gutes Gruselsetting und nicht nur metaphorisch, sondern auch tatsächlich eine Touristenfalle, wie der geneigte Zuschauer bereits ahnt.
So warnt Slausen vorm Betreten seines Hauses, erweist sich aber als anscheinend hilfsbereiter Bursche. Während er mit Jerry zur Wagenreparatur aufbricht, vermuten die drei Mädels, dass mit dem Kabinett etwas nicht stimmt, womit sie nicht Unrecht haben…
Freudig greift Schmoeller hier bekannte Topoi und Elemente verschiedener Vorbilder auf, neben den Genannten hört man unter anderem „Psycho“ ganz kräftig trapsen, was leider dann auch wiederum sehr deutliche Hinweise auf die Auflösung des Ganzen liefert. Ebenfalls nicht ganz vorteilhaft ist das Figureninventar, das sich erfreulicherweise nicht so blöd anstellt wie etwa die Metzelmasse aus diversen anderen Slashern, aber auch kaum Profil gewinnt. Die Anständige ist als offensichtliches Final Girl da, ansonsten ist es mit Charakterisierungen Essig, es sei denn, man hält Attribute wie blond oder brünett, groß oder klein schon für tiefergehende Profilzüge.
Die Übersichtlichkeit in Sachen Jungvolk bekommt „Tourist Trap“ dann auch nur begrenzt gut, denn wenn die ersten Opfer relativ schnell über den Jordan sind und noch Hauptfiguren für den Showdown übrig bleiben sollen, dann ist im Mittelteil doch einiges an Zeit zu überbrücken. Was in diesem Falle bedeutet, dass man öfters mal gefangengenommen wird und wieder entkommt, wo vorher nur kurzer Prozess gemacht wurde, wobei die Handlung auch nur unzureichend begründen kann, warum mit dem einen Opfer so, mit dem anderen Opfer so verfahren wird.
Die Darstellerleistungen sind auch nicht die vergessener Talente, aber doch sehr überzeugend und meist weitaus besser als das, womit man im Bereich des Billigslashers vorlieb nehmen muss – gerade Jocelyn Jones, Tanya Roberts und Robin Sherwood fallen auch darstellerisch sehr positiv auf, weshalb es verwundert, dass Jones und Sherwood in ihrer Laufbahn nur wenige Rollen bekamen. Auch Chuck Connors macht bei der Altstar-Resteverwertung einen guten Eindruck als vierschrötiges Nuschelmännchen, denn tatsächlich kann er den undurchsichtigen Kabinettbesitzer halbwegs facettenreich spielen.
Die beste Leistung ist allerdings die der Regie, denn David Schmoeller macht aus seinem begrenzt aufregenden Drehbuch einen zumindest visuell sehr starken Film, der den Zuschauer durch teilweise surreale Aufnahmen verunsichert, was durch den einen oder anderen netten Twist im Finale noch verstärkt wird, während die Tricktechnik da wunderbar unterstützt. Die Puppen sind angenehm creepy und sehen in der Effektsequenz überzeugend aus, was ziemlich wichtig ist, da nichts schneller die Gruselstimmung zerstört als ein lächerlich aussehendes Monster. Die wenigen Mordszenen durchaus spannend und einfallsreich inszeniert, nicht übermäßig blutig, aber der Verzicht auf Gore stört an keiner Stelle, denn um stumpfes Gemetzel geht es Schmoeller zu keinem Zeitpunkt.
So darf man sich über einen überdurchschnittlich guten, nicht marktschreierischen Backwood-Slasher freuen, der trotz des sichtbar knappen Budgets souverän inszeniert wird. Das Drehbuch kommt das leider nicht mit und schaltet im Mittelteil leider immer wieder zwischen Leerlauf und Wiederholung hin und her, doch von den späteren Puppenhorrorfilmen aus den Produktionsstätten Charles Bands wird man meist weniger verwöhnt – obwohl Band mit „Puppetmaster“, „Demonic Toys“ und dergleichen ein lukratives Geschäftsmodell mit dem Subgenre zauberte.